- 1. Historischer Kontext
- 1.1 Die religionspolitische Situation in Frankreich nach dem Edikt von Poitiers (1577-1578)
- 1.2 Die Reise Katharinas von Medici und die Vereinbarung von Nérac (1578-1579)
- 1.3 Die Zuspitzung der Situation und der siebte Religionskrieg (1579-1580)
- 1.4 Die Friedensverhandlungen und der Vertrag von Fleix (Oktober 1580-Januar 1581)
- 1.5 Rezeption und Bedeutung des Vertrags von Fleix
- 2. Unterzeichner und Unterhändler
- 2.1 Unterzeichner
- 2.2 Unterhändler
- 3 Inhalt
- 4. Überlieferung und Textvorlage
- 4.1. Französischer Text
- 4.1.1 Handschrift
- 4.1.2 Drucke
- 4.1.3 Textvorlage
- 4.2. Deutsche Übersetzung
- 4.2.1 Drucke
- 4.2.2 Textvorlage
- 5. Literatur
- 5.1. Editionen
- 5.1.1 Französischer Text
- 5.1.2 Deutsche Übersetzung
- 5.2 Forschungsliteratur (Auswahl)
Historischer Kontext↑
Die religionspolitische Situation in Frankreich nach dem Edikt von Poitiers (1577-1578)
Der sechste Religionskrieg in Frankreich war im September 1577 mit dem Edikt von Poitiers beendet worden.1 König Heinrich III. warb nachdrücklich um Akzeptanz des Edikts.2 Gegenüber den für die Registrierung maßgeblichen Gerichtskammern3 argumentierten königliche Vertreter, nur durch Frieden könne die Gefahr abgewandt werden, die Frankreich von den Evangelischen drohe.4 Diverse parlements registrierten daraufhin das Edikt.5
Jedoch gab es Widerstand gegen Regelungen des Edikts: Altgläubige, die eine Duldung Evangelischer ablehnten, blockierten die Zulassung evangelischer Gottesdienste oder die Einrichtung konfessionell gemischt besetzter Gerichtskammern.6 Vor allem aber betrachteten evangelische Adlige und Städte das Edikt nicht als bindend, da Heinrich von Navarra es ohne Rücksprache mit ihnen ausgehandelt hatte.7 Evangelische, die seit der Bartholomäusnacht Zweifel an den friedlichen Absichten der Krone hegten,8 verweigerten die Abrüstung, da sie befürchteten, die königliche Seite wolle erneut militärisch gegen sie vorgehen.9
Vor allem im Süden Frankreichs blieb die Lage daher unruhig. Es gab wiederholt bewaffnete Konflikte zwischen evangelischen und altgläubigen Gruppen.10 In mehreren Provinzen rebellierte zudem die Landbevölkerung, die seit Jahren unter Einquartierungen und Geldforderungen beider Kriegsparteien litt.11 Die Gouverneure konnten die Bestimmungen des Edikts nicht durchsetzen.12 Auch königlichen Bevollmächtigten gelang dies nur punktuell.13
Die Reise Katharinas von Medici und die Vereinbarung von Nérac (1578-1579)
Angesichts der unruhigen Situation in Südfrankreich entschloss sich die Königinmutter Katharina von Medici zu einer Reise in die Region. In Begleitung ihrer mit Heinrich von Navarra verheirateten Tochter Marguerite14 und hochrangiger Diplomaten verließ sie im August 1578 den Hof und bemühte sich vor Ort um Durchsetzung der Friedensbestimmungen.15 Im Oktober traf sie mit Heinrich von Navarra zusammen, der bereit war, ihre Friedensbemühungen zu unterstützen. Um die Akzeptanz für ihr Vorgehen zu erhöhen, planten beide eine Konferenz mit Vertretern evangelischer Adliger und Städte.16
Im Februar 1579 fand diese Konferenz in Nérac statt. Evangelische Delegierte machten einen Mangel an religiöser und rechtlicher Gleichstellung im Edikt von Poitiers dafür verantwortlich, dass kein Frieden herrsche.17 Die königliche Seite betonte, dass nicht über Inhalte des Edikts, sondern nur über deren Umsetzung verhandelt werden könne.18 Die letztlich vereinbarten Artikel stellten einen Kompromiss dar: So wurde die örtliche Beschränkung evangelischer Gottesdienste nicht (wie von den Evangelischen gefordert) aufgehoben, aber es wurde ermöglicht, als ungünstig empfundene Orte auf Antrag ersetzen zu lassen.19 Die Evangelischen erhielten für ein halbes Jahr sieben zusätzliche Sicherheitsplätze, sollten aber alle übrigen von ihnen besetzten Städte aufgeben.20
Zur Durchsetzung der Bestimmungen von Nérac wurden religiös gemischte Kommissionen eingesetzt. Zugleich dehnte Katharina von Medici ihre Reise auf das Languedoc, die Provence und die Dauphiné aus.21 Dieses konzertierte Vorgehen verzeichnete durchaus Erfolge.22 Vielfach erwiesen sich allerdings lokale Konflikte als Hindernis für die Friedensbemühungen.23
Die Zuspitzung der Situation und der siebte Religionskrieg (1579-1580)
Im Sommer 1579 konnte Heinrich von Navarra andere Evangelische nicht davon überzeugen, die in Nérac vorübergehend zugestandenen Sicherheitsplätze wie vereinbart wieder aufzugeben.24 Truppen evangelischer Adliger brachten die Städte Lauzerte und Langon im Südwesten Frankreichs in ihre Gewalt.25 Deswegen geriet Armand de Gontout, seigneur de Biron, der für diese Gebiete zuständige königliche lieutenant, von altgläubiger Seite unter Druck.26 Evangelische wiederum forderten eine Reaktion Heinrichs von Navarra auf Übergriffe Altgläubiger und die als antievangelisch empfundene Politik des seigneur de Biron.27 Zugleich kam es in der Provence, im Vivarais und in der Dauphiné erneut zu Bauernaufständen.28
Die Situation eskalierte, als der evangelische Adlige Henri de Bourbon, prince de Condé, am 29. November La Fère in der nordfranzösischen Picardie einnahm.29 Condé, der 1576 sein Amt als Gouverneur der Picardie aufgrund des Widerstands der dort entstandenen altgläubigen ligue nicht hatte antreten können,30 lehnte die Friedenspolitik Heinrichs von Navarra ab.31 Als er nun den Rückzug aus La Fère verweigerte,32 wurden königliche Truppen in die Picardie entsandt.33
Während andere Evangelische daraufhin einzelne südfranzösische Städte eroberten, hielt sich Heinrich von Navarra zunächst zurück.34 Anfang März 1580 kam jedoch der königliche Gesandte Filippo Strozzi an seinen Hof und forderte ultimativ die Rückgabe der von Evangelischen besetzten Sicherheitsplätze.35 Heinrich von Navarra rechtfertigte daraufhin seinen Eintritt in den Krieg: Aufgrund der vom königlichen lieutenant, dem seigneur de Biron, gebilligten Verstöße Altgläubiger gegen die Regelungen von Poitiers und Nérac könnten die Evangelischen ihres Lebens nicht sicher sein und müssten sich verteidigen.36 Im April 1580 setzte er seine Truppen in Marsch und griff Städte im Lot- und Garonnetal an.37 Speziell die Eroberung von Cahors hatte strategische Bedeutung und stärkte das Ansehen Heinrichs von Navarra innerhalb der evangelischen Partei.38
Birons Truppen blockierten dann jedoch ein weiteres Vorrücken Heinrichs von Navarra. Der Großteil der königlichen Armee befand sich weiterhin in der Picardie und belagerte ab Juli La Fère, das sie im September einnahm.39 Charles de Lorraine, duc de Mayenne, bekämpfte in der Dauphiné die dortigen Aufstände.40
Die Friedensverhandlungen und der Vertrag von Fleix (Oktober 1580-Januar 1581)
Dass Ende 1580 beide Kriegsparteien Interesse an einem Friedensschluss signalisierten, hatte verschiedene Gründe: Die evangelische Seite hatte nach dem Fall La Féres kaum noch Aussichten auf militärischen Erfolg. Henri de Condé war ins Reich geflohen;41 Heinrich von Navarra konnte sich nicht gegen die königlichen Truppen durchsetzen.42 Für die königliche Seite wiederum trat die außenpolitische Lage in den Vordergrund: Im September 1580 erklärten die gegen Philipp II. von Spanien revoltierenden niederländischen Provinzen den Bruder des französischen Königs, François de Valois, duc d’Anjou, zu ihrem Protektor; er sagte ihnen im Gegenzug militärische Unterstützung zu.43 Der König und Katharina von Medici verhielten sich gegenüber dem Plan eines Heereszugs in die Niederlande reserviert und beauftragten François d’Anjou, zunächst einen Friedensschluss mit den Evangelischen im eigenen Land auszuhandeln.44
Ab Oktober 1580 fanden in Fleix Friedensverhandlungen statt. Der von François d’Anjou angeführten königlichen Delegation standen Heinrich von Navarra sowie Delegierte der Evangelischen aus dem Languedoc und der Guyenne gegenüber.45 Die Evangelischen reichten Artikel ein.46 Besonders umstritten waren Regelungen für die Salzmühlen von Peccais und die befestigte Stadt Montpellier. Am 20. November einigte man sich auf einen Vertrag,47 der am 26. November unterzeichnet wurde.48
Nachträglich wurde über einen Ersatz für den umkämpften Sicherheitsplatz La Réole verhandelt.49 Am 16. Dezember wurde der Vertrag bei Verhandlungen in Coutras durch einen Artikel ergänzt, dem zufolge La Réole an die Krone zurückfiel und die Evangelischen stattdessen Figeac und Monségur erhielten.50 Am 26. Dezember wurde der Vertrag von Heinrich III. bestätigt; am 26. Januar 1581 im parlement von Paris registriert und publiziert.51
Rezeption und Bedeutung des Vertrags von Fleix
Der Vertrag wurde in einer Reihe von Drucken im Königreich verbreitet.52 François de Valois, duc d’Anjou, bemühte sich in der Konfliktregion um Durchsetzung des Friedens.53 Jedoch blieben beide Parteien skeptisch: Das parlement von Grenoble verweigerte die Publikation des Vertrags mit dem Argument, die Evangelischen würden sich ohnehin nicht daran halten.54 Eine evangelische Delegation aus dem Languedoc, der Provence und der Dauphiné brachte bei François d’Anjou vor, die Evangelischen bräuchten mehr Sicherheiten zum Schutz gegen altgläubige Bedrohungen.55
Zudem drängte François d’Anjou weiterhin auf einen militärischen Zug in die Niederlande. Entgegen der Anweisung des Königs verließ er im April 1581 die Guyenne.56 Das destabilisierte die dortige Situation weiter. Evangelische, die gemäß dem Friedensvertrag Stützpunkte wie Cahors und Mende aufgegeben hatten, zeigten sich enttäuscht, weil die Umsetzung für sie vorteilhafter Bestimmungen von altgläubiger Seite blockiert wurde. Zudem kam es immer wieder zu kleineren militärischen Konflikten. Als altgläubige Adlige die strategisch wichtige Stadt Périgueux in ihre Gewalt brachten, drohten Evangelische erneut zu den Waffen zu greifen - was wiederum das altgläubige Misstrauen verstärkte.57 Die Krone entsandte Kommissionen zur Umsetzung des Vertrags und setzte als Gouverneur den maréchal de France, Jacques de Matignon, ein, der sich für die Befriedung der Region engagierte. In den Jahren 1582 und 1583 zeitigten diese Bemühungen allmählich Erfolge.58
Am 10. Juni 1584 starb jedoch François de Valois, duc d’Anjou, so dass nun die Linie Bourbon den Thronfolger stellte. Altgläubige, die eine Thronfolge des evangelischen Heinrich von Navarra verhindern wollten, formierten sich zur ligue, die sich mit Spanien verbündete und den König unter Druck setzte.59 1585 verbot Heinrich III. mit dem Edikt von Nemours den evangelischen Glauben in Frankreich.60 1591 setzte Heinrich von Navarra, der seit dem Tod Heinrichs III. 1589 den Thron für sich beanspruchte, im Edikt von Mantes die vorherigen Duldungsedikte wieder in Geltung.61 Erst durch das Edikt von Nantes, das 1598 die französischen Religionskriege beendete, wurden der Vertrag von Fleix und die durch ihn bestätigten Dokumente von Poitiers und Nérac endgültig abgelöst.
Unterzeichner und Unterhändler↑
Unterzeichner
Als königliches Edikt ist der Vertrag von Heinrich III., dem französischen König, unterzeichnet; außerdem von seinem Staatssekretär Claude Pinart. Für die Verlesung und Registrierung im parlement von Paris zeichnet Du Tillet. Zudem wird die Unterzeichnung der in Fleix und Coutras vereinbarten Artikel durch François de Valois, duc d’Anjou, und durch Heinrich von Navarra vermerkt.
Unterhändler
Im Auftrag König Heinrichs III. nahmen an den Verhandlungen teil: François de Valois, duc d’Anjou; Louis de Bourbon, duc de Montpensier; Nicolas de Neufville, seigneur de Villeroy; Pompone de Bellièvre; Artus de Cossé.
Für die evangelische Partei nahmen teil: Heinrich von Navarra, dessen Gefolgsleute Henri de la Tour, vicomte de Turenne; Jacques de la Tour, seigneur de Fleurac, und René de Choiseul, Baron von Beaupré; Vertreter des evangelischen Bündnisses aus dem Languedoc und der Guyenne.62
Inhalt↑
Die Vorrede blickt auf die seit dem Edikt von Poitiers unternommenen Friedensbemühungen zurück: zunächst auf die Reise Katharinas von Medici und die Tagung von Nérac, dann auf die nach dem erneuten Krieg geführten Verhandlungen in Fleix und Coutras. Die Registrierung, Publikation und Befolgung des Vertrags sowie die Einhaltung der dadurch bestätigten Vereinbarungen von Poitiers und Nérac werden angeordnet. Der Hauptteil interpretiert, modifiziert und ergänzt die in Poitiers bzw. Nérac getroffenen Regelungen zur Duldung des - im Vertragstext als »vorgeblich reformierte Religion« (»religion prétendue réformée«) bezeichneten - evangelischen Glaubens im Königreich. Abschließend bestätigt der König die in Fleix und Coutras getroffenen Vereinbarungen.
Der in 47 Artikel gegliederte Hauptteil enthält die folgenden Bestimmungen:
Die Geltung des Edikts von Poitiers, der dazugehörigen Geheimartikel und der Vereinbarung von Nérac wird bestätigt, mit Ausnahme der Bestimmungen, die durch den vorliegenden Vertrag ausdrücklich außer Kraft gesetzt werden (Art. 1). Königliche Amtsträger sollen Verstöße ahnden. Bischöfe sollen dafür sorgen, dass Prediger keine Kritik an den genannten Dokumenten üben; auch Kritik auf öffentlichen Versammlungen ist verboten (Art. 3). Entscheidungen der parlements, die dagegen verstoßen, werden aus den Registern gestrichen (Art. 25).
Die Regelungen des Edikts von Poitiers zur Wiederherstellung der als »katholische, apostolische und römische Religion« (»Religion Catholique, Apostolique et Romaine«) bezeichneten altgläubigen Praxis im Königreich sollen umgesetzt werden (Art. 2). Den Evangelischen werden Freiheiten gewährt: Niederlassungsfreiheit, Befreiung von Beiträgen zum Kirchenunterhalt, keine Verpflichtung, vor dem Tod andere Geistliche als die ihres eigenen Glaubens zu empfangen (Art. 4), geordnete Begräbnisse (Art. 7) und die Erlaubnis, eine Steuer zur Versorgung evangelischer Geistlicher zu erheben (Art. 9). Evangelische Gottesdienste sind an einem Ort pro bailliage/sénéchaussée gestattet, der vom König aus einer Liste evangelischer Vorschläge ausgewählt wird (Art. 6). Außerdem sind sie für Adlige auf deren Besitzungen (Art. 5) sowie an allen Orten, an denen der evangelische Glaube am 17.9.1577 praktiziert wurde (Art. 10), zulässig.
Es folgen Bestimmungen über die Einrichtung einer Kammer in der Guyenne, die für Verstöße gegen die Friedensedikte zuständig sein soll, sowie über die im Edikt von Poitiers vorgesehenen Kammern in Guyenne, im Languedoc und in der Dauphiné (Art. 11). Daran schließen sich die Verpflichtung der für diese Kammern vorgesehenen Richter an, umgehend ihr Amt anzutreten (Art. 12), sowie ein Verbot für alle übrigen Gerichte, Evangelische betreffende Zivil- oder Strafsachen zu verhandeln (Art. 13). Der König regelt die Finanzierung der Kammern (Art. 14) und trifft Bestimmungen darüber, für welche Fälle sie und für welche die parlements zuständig sind (Art. 15); parlements und andere Gerichte sollen nichts verhandeln, was in den Kammern beraten wird (Art. 16). Es folgen Regelungen zur Proportion evangelischer und altgläubiger Richter im einzelnen Verfahren (Art. 17) und zu Befangenheitsanträgen (Art. 18) sowie ein Verbot von Separatverhandlungen einzelner Richter oder Gerichtspräsidenten (Art. 19). Richter und Gerichtsdiener, die anderen Gerichten angehören, sind zur Umsetzung der von den Kammern gefällten Urteile verpflichtet (Art. 20); Berufungen sind nur in Ausnahmefällen zugelassen (Art. 21). Wenn das parlement evangelischen Amtsträgern die Ablegung des Amtseids verweigert, können sie ersatzweise in der durch das Edikt eingerichteten Kammer geprüft werden (Art. 22). Die Zuständigkeit verschiedener Gerichte für Prozesse, die sesshafte bzw. nicht sesshafte Personen betreffen, wird bestimmt (Art. 26).
Hinzu kommen Regelungen zu finanziellen Fragen: Evangelische, die ihre Ämter seit dem 24. August 1572 aufgegeben haben, werden entschädigt (Art. 23). Der 46. Artikel von Poitiers (ein Erlass von Steuern, die während des vorangegangenen Kriegs von königlicher Seite erhoben worden waren) soll umgesetzt und auch auf während des letzten Kriegs eingetriebene Abgaben angewandt werden (Art. 24). Der die Handelsfreiheit im ganzen Königreich betreffende 48. Artikel von Poitiers soll weiter gelten; alle nicht vom König erhobenen Abgaben werden abgeschafft. Es wird ausdrücklich verboten, ohne königliche Erlaubnis den Abtransport des Salzes aus Peccais zu behindern oder zu besteuern (Art. 34).
Weitere Artikel betreffen Kriegsfolgen: Erlaubnis zum Wiederaufbau von Gebäuden in geschleiften Städten (Art. 27); Fortgeltung seit Nérac getroffener Friedensregelungen, speziell in Bezug auf Bazas und Langon (Art. 28); Truppenabzug, Entfernung ausländischer Soldaten aus dem Königreich und Demobilisierung beider Parteien (Art. 29); Rückgabe beschlagnahmter Artillerie an den König (Art. 35) sowie Regelungen über Gefangene und Lösegeld (Art. 36).
Ausführlich wird der Austausch besetzter Orte geregelt: zunächst die Rückgabe der von Heinrich von Navarra und seinen Parteigängern besetzten Städte Mende, Cahors, Monségur, Millau und Montaigut an die Krone (Art. 29); dann die Rückerstattung von Orten und Burgen, die Heinrich von Navarra zustehen (Art. 30). Das den Evangelischen zustehende La Réole wird von Henri de Bouillon, vicomte de Turenne, verwahrt und geht an den König zurück, wenn die Evangelischen nicht die ihnen in Nérac eingeräumten Städte binnen zwei Monaten nach Publikation des Vertrags im vereinbarten Zustand zurückgeben (Art. 31); nach der in Coutras getroffenen Vereinbarung erhalten die Evangelischen statt La Réole die Städte Figeac und Monségur (Art. 47). Alle anderen Städte, Schlösser und Häuser werden an die Eigentümer restituiert; Garnisonen sollen diese Orte verlassen (Art. 32).
Die Geheimartikel zum Edikt von Poitiers werden durch die parlements registriert (Art. 8); Heinrich von Navarra und Henri de Condé behalten ihre dort und im Edikt von Poitiers zugesagten Herrschaftsrechte (Art. 37). Die dort erlaubte Erhebung von 600 000 livres durch die Evangelischen darf fortgesetzt werden; zusätzlich werden vom König 45 000 livres erbeten (Art. 38). Die in Art. 23-25 der Geheimartikel gegebenen Versprechen des Königs, seiner Mutter, seines Bruders, Heinrichs von Navarra und Henris de Condé gelten weiter (Art. 39).
Francois d’Anjou bleibt zwei Monate in Guyenne, um für die Umsetzung des Vertrags zu sorgen, und beruft dafür einen Rat geeigneter Personen (Art. 33).
Prinzen von Geblüt und Inhaber königlicher Ämter sind verpflichtet, die Einhaltung des Edikts von Poitiers, der zugehörigen Geheimartikel, der Vereinbarung von Nérac und des vorliegenden Vertrags zu beschwören und bei der Bestrafung von Verstößen Amtshilfe zu leisten (Art. 40). Die Einhaltung der genannten Dokumente sollen auch Mitglieder der parlements (Art. 41), sénéchaux, Amtsträger der sénéchaussée (Art. 42) sowie lokale Amtsträger schwören. Letztere sollen prominente Bürger beider Glaubensrichtungen zur Befolgung verpflichten (Art. 43). Königliche Amtsträger sind für die Einhaltung persönlich haftbar (Art. 45). Alle Bündnisse in- und außerhalb des Königreichs werden aufgehoben (Art. 44). Alle nicht ausdrücklich genannten Bestimmungen des Edikts von Poitiers, der Geheimartikel und der Vereinbarung von Nérac sind zu befolgen (Art. 46).
Überlieferung und Textvorlage↑
Französischer Text
Handschrift
- Paris, Archives nationales, X1A 8635, fol. 281r-289r, registre [Archivkatalog].
Drucke
- 1) Edict du Roy ſur la || pacification des ||
troubles, contenant confirmation, || ampliation, & declaration, tant
des || precedents Edicts ſur ledit faict, || meſmes en l’an 1577, que des
Ar-||ticles arreſtez en la Conference || de Nerac.
Paris: Fédéric Morel 1581, 45 S., 8° (USTC 767).
Benutztes Exemplar: Paris, BNF, Sign. F-46865(29) [Digitalisat]. - 2) Edict du Roy ſur la || pacification des ||
troubles, contenant confirmation, || ampliation, & declaration, tant
des || precedents Edicts ſur ledit faict, || meſmes en l’an 1577, que des
Ar-||ticles arreſtez en la Conference || de Nerac. Publié à Paris en Parlement, le XXVIe. de || Ianuier, M. D.
LXXXI. ||
Paris: Fédéric Morel 1581, 45 S., 8° (USTC 12763).
Benutztes Exemplar: Lyon, Bibliothéque de la ville, Sign. Rés. 314399 [Digitalisat].
Textvorlage
Der Edition liegt Druck 1 zugrunde. Druck 1 und 2 stellen die zwei eindeutig belegten63 Ausgaben des königlich privilegierten Druckers Fédéric Morel dar.64 Ein Vergleich beider Drucke legt nahe, dass es sich bei Druck 1 um die editio princeps handelt: Auf dem Titelblatt von Druck 2 wird im Unterschied zu 1 die Publikation im parlement von Paris erwähnt; die entsprechenden Zeilen wirken wie eine nachträgliche Einfügung in den Satz von 1. Da beide Ausgaben sonst bis in Umbruch und Verzierungen hinein übereinstimmen, stellt 2 wohl einen Nachdruck dar.
Deutsche Übersetzung
Drucke
- 1) Fridens Articul. || Angebracht / Bewilligt || vnd beſchloſſen in der
Verſamlung vnnd || Thaͤdigung zu Flex bey der Statt Saincte-Foy ||
zwiſchen dem Durchleuchtigen Fürſten vnd Herꝛen / Hertzo-||gen von
Anjou / Koͤnigklicher May: eintzigem Brudern / als in krafft ||
von jrer May: habenden Gewalts / vnnd auch dem Koͤnig von
Navarꝛ / || ſampt beyſtandt der Deputirten von der fürgegebenen
Reformirten Re-||ligion. Jm kurtzhin verſchinenen Monat Decembri / zu
hinlegung || vnd befridigung deren in Franckreich ein zeytlang hero ||
werender Vnruhen vnd Kriegßlastes || angeſehen vnnd publi-||ciret. || Auß
dem Frantzoͤſiſchen Exemplar trew-||lich Teütsch gegeben.||
Augsburg: Michael Manger 1581, 12 Bl., 4° (VD16 F 2434).
Benutztes Exemplar: München, BSB, Sign. Res/4 Liturg. 47/Beibd. 28 [Digitalisat]. - 2) FridensArticul || Angebracht / bewilligt vn̄ || beschloſſen inn
der Verſamlung vnd Thaͤ-||digung zu Flex bei der Statt Saincte-Foy
/ zwischen || dem Durchleuchtigen Fuͤrſten vnd Herꝛen /
Hertzogen von Anjou / || Koͤniglicher May: eyntzigem Brudern / als
inn krafft von Jrer || May. habendē Gewalts / vn̄ auch dem
Koͤnig von Navarꝛ / ſam̄t bei-||ſtand der Deputirten
von der Fürgegebenen Reformirten Re-||ligion. Jm kurtzhinverſchinenen
Monat Decembri / zu hin-||legung vn̄ befridigung deren in
Franckreich eyn zeit lang || hero waͤrender Vnruhen vnd
Kriegs=||lastes / angeſehen vnd pub-||liciret. || Auß dem
Frantzoͤſiſchen Exemplar treu-||lich Teutſch gegeben.||
Straßburg: Bernhard Jobin 1581, 12 Bl., 4° (VD16 F 2435).
Benutztes Exemplar: München, BSB, Sign. Res/4 Belg. 186c/Beibd. 20 [Digitalisat].
Textvorlage
Der Edition liegt Druck 1 zugrunde; fehlerhafte Stellen werden nach Druck 2 korrigiert. Welcher der beiden Drucke die editio princeps darstellt, ist unklar: Sie bieten die gleiche Übersetzung; der Text stimmt bis auf orthographische Varianten überein; der Umbruch ist verschieden. Ein Zusammenhang zwischen beiden Ausgaben ist wahrscheinlich, da sie vereinzelt in fehlerhaften Lesarten übereinstimmen.65 Der von Bernhard Jobin66 in Straßburg besorgte Druck 2 bietet an mehreren Stellen, die in dem bei Michael Manger67 in Augsburg erschienenen Druck 1 fehlerhaft sind, korrekte Lesarten.68 Ob Druck 1 als ursprünglich anzusehen ist und Druck 2 dessen Fehler korrigiert oder Druck 2 die editio princeps darstellt und Druck 1 diese fehlerhaft reproduziert, ist aber nicht zu entscheiden.
Literatur↑
Editionen
Französischer Text
Deutsche Übersetzung
Editionen der zeitgenössischen deutschen Übersetzung liegen bislang nicht vor.
Forschungsliteratur (Auswahl)
- Babelon, Jean-Pierre, Henri IV, nouvelle éd., Paris 2009, S. 240-285.
- Greengrass, Mark, Governing Passions. Peace and Reform in the French Kingdom, 1576-1585, Oxford 2007, S. 123-246.
- Jouanna, Arlette, Le temps des guerres de religion en France (1559-1598), in: Jouanna, Arlette u.a. (Hg.), Histoire et dictionnaire des guerres de religion, Paris 1998, S. 1-445, hier S. 254-293.
- Le Roux, Nicolas, Les guerres de religion 1559-1629, Paris 2009 (Histoire de France), S. 217-231.
Vollständige Bibliographie
Fußnoten
Anm.: Henri de Valois; bis 1576 Herzog von Anjou
weiterführende Informationen
Anm.: sieur de La-Mothé-Fénelon, französischer Diplomat
weiterführende Informationen
Anm.: König Heinrich III. von Navarra; Henri de Bourbon
weiterführende Informationen
Anm.: genannt "le Capitaine", Anführer eines Trupps evangelischer Soldaten in Südfrankreich um 1579
weiterführende Informationen
Anm.: Angehöriger der Familie Guise, Duc de Mayenne
weiterführende Informationen
Anm.: Zeichnete 1581 für die Registrierung und Publikation des Vertrags von Fleix im Parlement von Paris.
Anm.: französischer Politiker, surintendant des finances unter Heinrich III.
weiterführende Informationen
Anm.: seigneur de Gonnor
weiterführende Informationen
Anm.: seigneur de Fleurac
Anm.: Baron von Beaupré
weiterführende Informationen
weiterführende Informationen
weiterführende Informationen
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