Europäische Religionsfrieden Digital

Wormser Edikt (8. / 26. Mai 1521) - VD16 D 924. Benutztes Exemplar: München, BSB, Sign. Res / 4 H. ref. 287 (Deutscher Text)

Wormser Edikt ( 8. / 26. Mai 1521) - VD16 D 924. Benutztes Exemplar: München, BSB, Sign. Res / 4 H. ref. 287 (Deutscher Text)

1Der
2 Edict wider
3 Bücher
4und lere, seyne anhen-
5ger, Enthalter1 und
6nachvolger2 unnd
7Etlich annder
8schmeliche sch-
9rifften. Auch
10Gesetz der
11Drucke-
12rey.

13WJr von gotes gnaden
14Erwelter Römischer Kayser,
15zu allentzeiten Merer des etc. in Germa-
16nien, zu , bayder , ,
17, , etc. Künig, Ertzhertzog
18zu , Hertzog zu etc, Graff zu ,
19 und etc.,
20Embieten allen und yegli-
21chen Churfürsten, Fürsten, Gaistlichen und weltlichen Pre-
22laten, Graven, Freyen Herren, Rittern, knechten, Hauptleü-
23ten, Landtvögten, Vitzthumben3, Vögten, Phlegern4, Ver-
24wesern5, Landtrichtern, Schultheissen6, Schöffen, Burger-
25maistern, Richtern, Reten, Burgern und gemeinden, Auch
26Rectorn und Regenten7 aller gemeinen8 Universitetten und
27sonst allen andern unsern und des , auch unser erbli-
28chen Fürstenthumb und Lande underthanen und getreuen,
29in was wirden, stats, oder wesens die sein, den diser unser
30Kaiserlicher brief oder glaublich abschrifft, die durch eynen
31Gaistlichen Prelaten oder offenbarn Notarii verfertigt ist,
32davon fürkumbt oder gezeigt wirdet, unser gnad und alles
33gut. Hochwirdigen und Erwirdigen, Hochgebornen, Wolge-
34bornen Ersamen und Edlen, lieb Freünd, Neven, Oheimen,
35Churfürsten, Fürsten,a Andechtigen und getreuen: Nach-
36dem unserm Römischen Kaiserlichen ambt zusteet, nit allein
37den gezirckh des , so unser forfarn
38der Deütschnn nation umm der heiligen Römischen und gemei-
39ner9 kirchen beschirmung willen durch die Götlich gnad mit
40irem schweren blutvergiessen an sich bracht haben, in außdil-
41gung und undertruckung der unglaubigen, zuerweitern, Son-
42der auch nach der Regel, die von der heiligen Römischen Kirch-
43en bißher gehalten ist, fürsehung zuthun10, das kain befleckung
44der ketzerey oder Arckwon11 in dem unsern
45hayligen Glauben verunrayne, oder ob der Einiche yetz an-
46gefangen hetteb, mit allem vleys, guten mitteln und beschey-
47denheit, so in solichem fürzunemen sein, außzudilgen. Deß-
48halbnn bedencken wir, wo solichs ye einem unnsern vorfaren
49zuthun gebürt, das uns die Bürde desselb vil höherc
50und mer auffgelegt ist, Nach dem des Almechtigen Gotes
51unmeßliche gütigkayt zu beschirmung unnd merung sey-
52nes hailigen Glaubens uns mit vil Künigreichen unnd
53Landen und merern macht dann vor manig Jaren ye Ei-
54nen unsern forfarn am Reiche12 fürsehen und begabt hat.
55Dieweyl wir auch von Vaterlichem stammen aus den
56Aller Christenlichsten Kaysern und Ertzhertzogen zu
57 und Hertzogen zu , und dann aus
58Mutterlichem stammen aus den Christglaubigistend
59, und von Künigen
60Entsprungen seyn, Welcher Claren thatten gedechtnus,
61durch sy für den Christenlichen Glauben geübt, nymer abgeen13
62wirde. Darumb, wo wir etliche Ketzereyen, so innerhalb drey-
63en Jaren in entsprungen unnd vor-
64mals durch die hayligen Concilien und der Bäbst Sa-
65tzungen, mit gemayner Kirchen verwilligunng, warlich
66verdampt und ytz von neuem auß den hellen gezogen sein,
67dieffer eynwurtzeln lassen Und aus unser versaumnus
68verhengen und gedulden, So wurde unser gewissen merck-
69lich beswert und unsers Namen Ewige glori in glückse-
70ligem eingang14 unser Regierung mit aynem duncklen Ne-
71bel umbfangen. Dieweil nu ungezweifelt Eüch allen un-
72vorborgen ist, Wieweyt die Irrungen und Ketzereyen
73von dem Christenlichen weg ab weichen, so Eyner genant
74 Augustiner Ordens in der Christenlich-
75en Religion und Ordnung, sonderlich in der Durchleü-
76chtigen Als ainer unauffhörlichen
77zerstörerin alles unglaubens und Ketzerey, Eynzüfüren
78und zu beflecken understeet15, In der gestalt, wo dem für-
79derlich16 nit begegent, das dardurch dieselb gantz
80, und nachmals durch soliche Einwurtzlung all
81ander Nation, in Ein unmenschliche zertrennung und Er-
82bärmlichen abfall guter Sytten, des Frydens und Chri-
83stenlichen Glaubens kumen wurden. Deßhalben nit
84unbillich17 unser Hayliger Vatter, Babst ,
85der hayligen Römischen und gemaynen18 Christenlichen
86Kirchen Obrister Bischoff, dem die sorg und fürsehung19
87der sachen, so den Christenlichen Glauben antreffen20, son-
88derlich zusteet, bewegt worden ist, den selben an-
89fencklich Vätterlich und miltigklich zuwarnen und zuer-
90manen, sölicher bösen anfeng abzusteen21 und die außge-
91prayten Irrsalen zu Revocieren22. Und als Er das under-
92lassen und darüber Ye lenger ye bösers geübt, hat
93 understanden, Dagegen füglich23 unnd nit
94ungebreüchlich mitel und weg fürzunemen. Unnd dar-
95auf zu mermalen die Cardinal, Bischoff und ander Pre-
96laten, Auch der Regulierten Orden24 Priorn und General
97Minister25 und vil ander Treffenlich Redlich leüt, Aller
98Erberkeit, Kunst und wyssenhait Erfarn, Deßgleich-
99en vil ander Christenliche Nation, Doctor unnd May-
100ster Erfordert unnd berüefft, Und den selben
101 dartzu Citiert. Und als Er ungehorsam-
102lich außbelieben ist, all seyn schrifften, so in Latein unnd
103Deütsch außgegangen seyn und noch außgeen werden,
104als schedlich und dem Glauben unnd aynigkayt der
105Kirchen gantz widerwertig verdammet und aus Bäpstlichem
106gewalt, mit Rat und willen der gedachten Cardinäl, zeitlich-
107er erwegung,26 Bischoff, Prelaten, Doctores und Maistern al-
108lenthalben zuverprennen und gentzlichen zuverdilgen gebot-
109ten. Und daneben den selben , es sey dann, das er inner-
110halb einer bestimpten zeit nach Eröffnung
111decret beweise, das er seiner Irrsal Reu, auch die verwan-
112delt27 und Revociert hab, als einen Sun der ungehorsam und
113boßheit28 und als einen zertrenner und Ketzer von menigklich-
114em29 zu meiden.30 Und nach satzung der Recht geordent und ge-
115setzt, bey den peenen, in Bäbstlicher Bullen begriffen,31 die sein
116heylikeit uns als des Christenlichen glaubens waren und
117Obristen beschirmer Und des heilignn Bäbstlichen stuls und
118der Römischen und gemeinen Cristenlichen kirchen Advoca-
119ten durch sein und desselben Stuls und Botschafft, so
120sein haylikeit deßhalben sonderlich zu uns verordent, zuge-
121sandt hat, Mit beger und erforderung, unsern pflichten nach
122und aus Oberkeit und gerechtigkeit unsers Kayserlichen
123Ambts in solichem unser hilf des weltlichen
124Schwerts zu Rettung des Christenlichen glaubens mitze-
125taylen.32 Und allenthalben im ,
126auch, als ainem Christglaubigen Künig und Fürsten wol
127gezimet, in unsern Erblichen Künigreichen und Fürsten-
128thumben und Landen Und sonderlich in Deütscher Na-
129tion zubevelhen und zugebieten alles und yedes, so in
130 Bullen begriffen ist, unübertretlich zehalten
131Und darinn Execution33 und volziehung zethun. Und wie-
132wol wir söliche Ermanung nach uberantwortung der
133Bäbstlichen Bullen und zuletst die verdamnus des
134 an vil orten in Deütscher Nation verkündet, auch
135in unsers nydern und sonderlich
136zu , , und , zu Exequiren und
137zuvolziehen gebotten haben,34 So hat sich doch
138 darüber nit allein nit Erkhennet, gebessert noch seyn
139Irrsale Revociert noch von Bäbstlicher heiligkait Absolu-
140tion und widerumb in der heyligen Christenlichen kirchen
141gnad begert, sonder seins verkerten gemuts und verstands
142vil böser Frucht und würckung, wie ein wüttender, in eyn
143offenbare underdruckung der hailignn Kirchnn eynfallendt
144durch vil gehauffte Bücher, die nit allein neuer, sonder vor-
145mals von den hayligen Concilien verdambten Ketzereyen
146und Gotslesterungn vol sein, in Lateinischer und Deütscher
147Sprach, aus yme selbst oder zum wenigsten under seynem
148Namen gemacht, teglichnn außgebreytet. Darinn er von der
149Heiligen kirchen, so lange jar gehalten der syben Sacramenten
150zal, ordnung und gebrauch, zerstöret, umbkert und verletzet,
151Und die unzerstörlichnn gesetz der heilignn Er in wunderbar-
152lich weg35 schentlich beflecket. Sagt auch, das die haylig
153Olung ein erdicht ding sey. Er will auch den brauch und der
154unaussprechlichen heilignn Sacraments niessung zu der ver-
155dampten Beheim36 gewonheit und gebrauch ziehen. Und ver-
156wickelt anfencklich37 die Peicht, die den hertzn, so mit sünden
157befleckt oder beladn sein, am aller nutzparlichsten ist, dermas-
158sen, daz daraus kein Fundament noch frucht mag genomen
159werdnn. Zum lesten droet er weiter von der Peicht sovilze-
160schreibnn, wo daz gestattet, das nit allein gar nyemands seyn,
161der aus solichnn seinen aberwitzigen schrifften nit understeen38
162wirdet zesagen, die Peicht unfruchtbar zusein, Sunder auch
163wenig sein, die nit Predigen werdnn, das nit zu beichtn sey.
164Er haltet auch nit allain priesterlich Ampt und Orden auff
165das aller geringest, sonder understeet39 auch die Weltlichen
166Layschnn Personen zu bewegnn, Ir hende in der Priester
167blut zu waschnn. Und Nennet den Obristen un-
168sers Christenlichnn Glaubens Priester, des hailignn Sandt
169Petrus Sucessor und Christi waren Vicarien auff Er-
170den40 mit verleümbten und schentlichen worten und ver-
171folget Ine mit manichfaltigen unerhörten pheyndtschriff-
172ten und Schmehungen. Er bestetiget auch aus
173der Haydenischen Poeten gedicht, das kayn Freyer will
174sey, der maynung, das alle ding in Einer gewyssen Sa-
175tzung steen. Und schreybt, das die Meßhaltung
176nyemands zu gut kome dann dem, der sy volbring.
177Darzu umbkert Er den gebrauch, so mit Vasten unnd
178gebet von der hayligen Kirchen aufgesetzt und byßher
179gehalten worden ist. Sonderlich veracht Er auch
180der hayligen Vätter Auctoriteten, die von der Kirchen
181angenomen seyn. Und nymbt gäntzlichnn hynweg
182die gehorsam und Regierung, Und schreibt bey-
183leüfftig gar nichts anders, das nit zu Auffrür, zertren-
184nung, Krieg, Todtsleg, Rauberey und Prandt und zu
185gantzem Abfall des Christenlichen Glaubens Reich und
186diene.41 Dann wie Er lernet42 ain Frey aygenwillig leben,
187das von allem gesetz ausgeschlossenf und gantz Vihisch,
188Also ist Er ain frey aygenwillich mensch, der alle gesetz ver-
189dambt und undertruckt, Wie er dann die Decreta und
190geystliche gesetz offenlich zuverprennen kain Entsetzung
191oder Scheühe gehabt hat. Und wo er das weltlich Swert
192nit mer dann des Babst Pann und Peene geförcht, so het
193Er dem weltlichen Rechten vil bösers gethan. Er
194schamet sich auch nicht, yetz wider die hayligen Concilen
195offenlich zureden gund dieg nach seinem willen zu smelern und
196zuverletzen, aus den Er sonderlich das Concili zu
197allenthalben mit seinem beflecten Mundt Swerlichen an-
198tastet und Nennet Das der gantzen Christenlichen Kirch-
199en und Deütscher Nation zu Smach und vercleinung eyn
200Sinagog des Teüffels,43 und dann die, so darinn gewesen seyn
201Und umb seyner Ketzereyschen Hande-
202lung wilen zuverprennen verordent haben, Nemlich unsern
203vorfarn , auch des
204Fürsten und gemaine versamlung, EntChristen und des
205Teüffls Appostel, Todtsleger und Phariseyer. Und
206sagt, das ales das, so in dem selben Concili von des
207 Irrsal wegen verdampt, Christenlich und Evangelisch
208sey und verjeht das anzünemen und zu beweren. Aber die
209Artickel, so das selb Concili angenomen und beslossen hat,
210will Er kains wegs zulassen.44 Und ist mit seinem gemüt in
211ein soliche unsynnigkeit gefallen, das er gloriert: sey der ge-
212dacht ein mal ein Ketzer gewesen, so sey zehen
213mal eyn Ketzer.45 Und damit alle ander des
214unzalpar boßheiten umb kürtze willen unertzelt beleiben,
215So hat diser ainiger, nit eyn Mensch, sonder als der böß
216vheinde46 in gestalt eins Menschen, mit angenomer Münchs
217Kuten manicher ketzer aufs höchst verdampter Ketzerey-
218en, die lange zeit verborgen beliben sein, Zu eyn stinckende
219pfützen zusamen versamelt und selbs Etliche von neuem
220erdacht In schein, das er predig den Glauben, den Er me-
221niglichen47 mit solichem hohen vleys einbildet, damit er den
222waren gerechten Glauben zerstöre. Unnd under dem Na-
223men und schein der Evangelischen lere allen Evangelisch-
224en fryd und liebe, auch aller guten ding ordnung und die
225aller zierlichst Christlich gestalt umbkere und underdrucke.
226Solchs alles haben wir zu hertzen gefast Und in krafft un-
227sers Kayserlichen Ambts und wirdigkait, damit wir von
228Got fürsehen sein, Dartzu aus sonder lieb und zunaygung,
229so wir wie unser vorfarn zubeschirmung, aufenthalt und
230hanthabung des Christenlichen Glaubens, auch des Rö-
231mischen Bischofs und hayligen Stuls Eere, haben unnd
232tragen, betrachtet, das uns sonderlich uber obgemelt48
233 Ermanung und Ersuchen on unnser
234Merckliche NachRed49 unnd der ganntzen Christenheyt
235Smach und Schaden in eyner solichen grossen und Er-
236schrockenlichen handlung nachlesig zu seyn nit gebüren
237welle, als wir auch nit thun sollen und unser will und ge-
238müt nit gewesen ist. Sonder wir wöllen vil mer in unser
239vorfarn Römischer Kayser fustapffen treten und Iren
240hochberümbpten Thaten, so Sy zubeschirmung der Chri-
241stenlichen Kirchen volbracht haben, nachvolgen und den
242loblichen Constitutionen, so zu Straff und verdilgung
243der Ketzer gemacht seyn, anhangen. Und haben sonderlich
244diser sachen halben unser und des Churfür-
245sten, Fürsten und Stende yetz hie zu zumermalen
246zu uns berufft und dieselb sachen mit hohem vleis, wie
247dann die mercklich notturfft50 erfordert, treffenlichen bewe-
248gen51 Und mit Eynhelligem Rat und willen unns diser
249nachvolgenden Mainung vereinet unnd Entschlossen,
250In gestalt: Wiewol einem so verdambten und in seyner
251verstopften verkerung verharten und von dem Prauch
252der Christenlichen Kirchen abgesunderten Menschen
253und offenbaren Ketzer verhör zegeben in allem Rech-
254ten außgenomen ist, Das wir, alle Unnutze Reden abzu-
255schnyden, sonderlich Dieweil Etlich offenlich vermaynen,
256das in des Namen vil Bücher geschriben und
257gedruckt worden, die von yme nit gedicht oder außgan-
258gen sein sollen, Und auch Etlich vermaint, den
259zuvor und Ehe wir weyter gegen yme Procediern52, billich53
260zuhören, Ine zu uns Erfordern54 und mit freyem gelayt
261fürsehen sollen. Darauff wir Ine auch an unsern hoff be-
262rüfft Und durch Einen unsern Herold mit schrifft-
263lichem gelait hieher zu uns komen lassen undh in unser und al-
264ler obgemelten unser und Churfürsten, Für-
265sten und Stende Personlichen gegenwurtigkeit fragen
266lassen,55 Ob Er die Bücher, die Ime datzemal56 under Au-
267gen gelegt seyn, auch ander Bücher, die in seynem namen
268umbgetragen werden, gemacht hab, Und ob Er das, so
269in solichen Büchern wider die hailigen Concilien Decret,
270brauch und gewonhaiten, von unsern voreltern bis auf
271disen tag gehalten worden, begriffen sein, Revociern57 und
272widerumb zu der schoß und Einigkeyt der hailigen Kir-
273chen komen wölle. Und ist Ime sölichs mit der gleich-
274en maynung und Ermanung fürgehalten, Die den ver-
275stoptisten Menschen und herter dann ein Steyn Erweich-
276en und bewegen möchten. Und alspald Er die selben
277Bücher gehört, hat Er die für seyne Bücher bekant und
278verjehen58. Und darauff Protestiert, das Er die nymmer-
279mer verleügnen well, Und darzu geret, Das er noch vil
280mer ander Bücher gemacht hab, die wir hierinn, dieweyl
281wir der kain wissen tragen, nit angezaigt haben.

282Aber berurend die Revocation59 hat Er ainer zeit begert,60
283Und wiewol Ime die billichen61 wer abgeslagen worden,
284so doch wyder die neuerung und Irrsall Im Glauben on
285allen verzug gehandelt werden soll, Und Er aus unserm
286vordern62 Mandat63 und unserm Schreyben, an yne ausgan-
287gen, die beide im gewiß uberantwort sein, clerlichen verno-
288men hat, umb wellicher ursach willen er zu uns erfordert ist
289und er deßhalben für unser und der Stende angesicht on
290beraite antwort nit komen sein solt, Nichtdestminder haben
291wir aus miltigkeit und gütigkeit yme einen tag zugegeben,
292und nach verscheinung64 desselben tags ist er widerumb vor
293uns und Stenden erschinen und mit vleyssiger
294ermanung wie vor ersucht worden, In sich selbs zugeen, mit
295unserm zusagen, so er das, so in seinen Büchern verdambt
296und böß were, Revociert, Das Er widerumb in unsers
297hayligen Vater Babst huld unnd Gnad komen soll.

298Unnd wir auch daran seyn wöllen, das seyn hayligkayt
299aus yeder Christenlichen Nation zwen treffenlich Mann,
300eins gutten lebens und hoher lere, seine Bücher vleyssig-
301clich ubersehen und das böß daraus thun, Und was guet
302were, dasselb solte die Bebstliche hayligkeit Approbiern.

303Aber uber das alles hat Er soliche Revocation nit thun
304noch unser gnedig Erbieten nit annemen wöllen, sonder
305das gantz abgeschlagen und mit dergleichen ungebürlich-
306en worten und geberden, die keinem synnigen65 und Reguli-
307erten66 geistlichen kains wegs gezimen, offenlich gesagt, Er
308wölle in seynen Büchern nit ein wort endern. Und also
309in unser und der Stende gegenwart die hayligen Conci-
310lien unmiltigclich und unverschampt verspot, verdambt,
311geschmecht und gentzlichen verachtet, Und zuvor67 das zu
312, so der Deütschen Nation zu Ewiger Ere den
313Fryden und Einigkeyt wider gegeben; Er werde dann mit
314Disputation, die Er auff vertröstung68 unsers gelaits be-
315gert, unangesehen das Er gut wissen hat, das die in Göt-
316lichen und Menschlichen Rechten verbotten seyn, uberwun-
317den. Und wiewol wir auff solich unmilte antwort,
318die nit on kleine beschwerung unser und der Stende ge-
319müet, auch des gemainen69 volcks ergernuss, gehort worden
320ist, aus beweglichen70 ursachen fürgenomen heten, von
321stund darauff zu ferrern71 miteln zugreiffen, In gestracks wi-
322derumb abscheyden und heimziehen zulassen, In massen wir
323solch unser meynung, mit aygner handt geschriben, des
324 nachvolgenden tags haben eröffnen lassen, So sein wir
325doch durch der Obgemelten Churfürsten, Fürsten und
326Stende hochs ansuchen bewegt worden, Das wir Ime
327noch drey tage sich zubekeren Frist gegeben haben. Und
328seyn darzwischen zwen Churfürsten, auch zwen Gaystlich
329und zwen Weltlich Fürsten Und dann zwen von unsern
330und Stetten verordent worden,72 Die aus be-
331felich und von wegen der gemeinen Reichs versamlung73
332den gedachten für Sich erfordert und mit gueter
333Warnung, Ermanung und underweysung und allem
334dem, so müglich und dienstlich ist, Ine zubekeren, nichts
335underlassen, Mit anzaigung, wo Er sich nit bekere, In was
336schweren Straff Er bey Uns und dem ,
337auch nach ordnung der Recht, fallen werde. Und
338als solicher vleys und Ernst bey ym unfruchtbar gewesen
339ist, Hat zwen güetig und kunst-
340reich Doctores zu yme genomen74 und mitsampt densel-
341ben, auch selbs allain in sonderheit, nit allain mit Hoher
342Ermanung, sonder auch scheinparlicher anzaygung ma-
343nicher sein, des , Irrsal understanden yn zu be-
344wegen, das Er mer ansehe unsers heyligen vater Babsts,
345Deßgleichen Unser und aller Reichs Stende, auch an-
346der Christglaubigen Nation gebrauch, den Sy nach ord-
347nung der Christenlichen Kirchen so lange Jar herbracht75
348haben, dann sein aynigen Synn,76 mit dem anhang: Wann Er
349von derselben seyner Unsinnigkeyt abweiche und sich wy-
350derumb bekere, werde Er befynden und Erkennen, das
351solichs aus ainem loblichen Exempel vil hayliger Väter
352und zu behaltung77 seiner Seel, Ere und leybs beschehe.

353Darauff, als wir Glaublichen bericht sein, Solle
354 geantwort haben, Das er nit allein alle yetz-
355gemelte Personen, sonder auch ain gemein78 Concilium (ob
356gleich wol ains sein wurde)79 verdechtlich und Arckwenig
357halte. Und das Er aus seinen schrifften nit die we-
358nigist Silben verwandeln wolle, wie Er vormals in un-
359ser und des Stende beywesen80 auch gethan het.

360Es sey dann, das Er von ainem gelerten Mann uberwun-
361den werde, Doch nach seyner Regel und nit aus den Con-
362cilien noch auß Kayserlichen oder Geystlichen gesetzen
363noch auch aus ainicher81 Väter Auctoriteten, wie hailig die
364sein, sonder allein aus den worten der hailigen schrifft, die Er
365vermaint, nach seinem Syn zuersettigung seins zufelligen
366gemüts verstanden werden sollen. Uber das Clar und
367offenbar ist, das aus denselben Auctoriteten, die zuerfül-
368lung des, so in baiden Testamenten nit gemeldet oder auß-
369gedruckt seyn, bißher die hailig Christenlich Kirch gere-
370giert worden ist. Wann sich nu die sachen dermassen verlauf-
371fen hat und also gantz verstopft und ver-
372kerlich in seynen offenbaren Ketzerischen Opinionen ver-
373harret und dardurch von allen den, die Gotsforcht und
374vernunfft haben, unsynnig oder, das Er mit dem pösen
375gayst besessen were, geacht und gehalten wirdet, Haben wir
376yne laut unsers glayts auf den Fünffunzweintzigisten tags
377desi Monats Aprilis negstverschinen82 von stund von un-
378serm Angesicht hinweg ziehen lassen Und yme widerumb
379Ein Heroldt zugeordent, Also, das Er von demselben Fünff-
380undzweintzigisten tag Aprilis an zurechen zweintzig tag,
381die negsten darnach volgendt, unnser frey sicher Glayt
382haben und dasselb unser Glayt nach verscheinung83 solicher
383zweintzig tag auß seyn und yne lenger nit furtragen84 solle.
384Und zu letzt darauff zu andern füeglichen Remedien85, wy-
385der dise swere gifftige sucht zu procedieren, gegriffen, wie her-
386nachvolgt. Am Ersten: zu lob dem Almechtigen und be-
387schirmung des Christenlichen Glaubens, auch des Römisch-
388en Bischofs und Stuls gebürlichen Ere, in Crafft des
389Ambts unser Keiserlichen wirdigkeit, hochheit und Aucto-
390ritet, Darzu mit einhelligem Rat und willen unser und des
391 Churfürsten, Fürsten und Stende yetzo hiej
392versamelt, Haben wir zu Ewiger gedechtnus diss hann-
393dels, zuvolstreckung des Decrets, Sententz und verdamm-
394nus laut der Bullen, so unser alls
395diser sachen ordenlicher Richter hat außgeen lassen,86 Den
396gedachten als von Gots Kirchen abge-
397sündert gelide und Einen verstopten zertrenner und offen-
398barn Ketzer von uns und Eüch allen und yedem in son-
399derhayt zuachten und zehalten Erkennet und Ercleret,
400und thun das wissentlich in krafft diß brieffs. Und gebie-
401ten darauff Eüch allen und yedem besonder bey den Phlich-
402ten, damit ir uns und dem verwandt seyt,
403Auch vermeydung der peene Criminis lese Mayestatis87
404und unser und des Acht und Aberacht88 und dartzu
405Privirung und Entsetzung89 aller Regalia90, Lehen91, gnaden
406und Freyhaiten, so Ir bißher von unsern vorfarn, uns
407und dem in einicher weg92 gehebt von Rö-
408mischer Kayserlicher macht, Ernstlich mit disem brief und
409wöllen, Das Ir samentlich und sonderlich nach verschey-
410nung93 der oberürten zwaintzig tag, die sich auff den Vier-
411tzehenden tag ditz gegenwurtigen Monats May En-
412den, den vorgemelten Nit Hauset, hoffet94,
413Etzt95, Drencket noch endthaltet96 noch yme mit worten oder
414Wercken, Haimlich noch Offenlich kaynerlay hilff, An-
415hang, Beystandt noch fürschub97 beweyset. Sonder wo Ir
416yne alßdann ankomen98 und betretten99 und des mechtig seyn
417mügt,100 In fencklichen annemet101 und uns wolbewart zusen-
418det oder das zuthun bestellet102 oder uns das zum wenigi-
419sten,k so Er zu Hannden bracht wirdet, unverzogen-
420lich verkündet und anzaiget und yne dazwischen also fen-
421cklichen behaltet, bis Eüch von unns beschayd, was Ir
422ferrer nach Ordnunng der Recht gegen Ime hanndeln
423söllet, gegeben, Unnd Ir umb solich haylig werck, Auch
424Eüer Müe und Costen zimliche Ergetzlichait103 emphahen
425werdet. Aber gegen seinen mitverwandten Anhengern,
426Enthaltern,104 Fürschiebern,105 Gönnern Und nachvolgern
427Und derselben beweglich und unbeweglich güter Sollet
428Ir in Crafft der hayligen Constitution106 und Unser und
429des Acht und Aberacht107 diser weyse handeln:

430Nemlich, Sy nyderwerffen und fahen108 und Ire güeter
431zu Eurn handen nemen und die In Eurn aygen nutz
432wenden und behalten on menigcklichs109 verhynderung, Es
433sey dann, das sy durch glaublichen schein110 anzaygen, das Sy
434disen unrechten weg verlassen und Bäbstliche Absolution
435erlangt haben. Ferrer gebieten wir Eüch allen und
436Eür yedem In sonders111 bey den vorgeschriben peenen112,
437Das Eur kainer des obgenannten
438schrifften, von unserm , wie obstet113,
439verdambt, und all annder schrifften, die in latein unnd
440Deütsch oder in ander Sprach bißher durch ine gemacht
441sein oder hynfür114 gemacht werden, Als Böß, Argwenig
442und verdechtlich Und von eynem offenbarn hartneggi-
443ckhen Ketzer außgegangen, Kauff, verkauff, lese, Be-
444halt, Abschreyb, Druck oder abschreyben oder Drucken
445lasse, noch seiner Opinion115 zufall, die auch nit halt, Predig
446noch beschirme noch das in ainich ander weg,116 wie Men-
447schen Synn das bedencken kan, understee117. Unangesehen,
448ob darinn etwas guts, den Ainfeltigen Menschen damit
449zu betriegen, eingefürt were. Dann wie die aller peste
450Speys, so mit ainem clainen tropfen giffts vermischet, von
451allen Menschen gescheühet, sovil mer sollen soliche schriff-
452ten und Bücher, in den so manig der Seelen gifft und ver-
453dambnus eingefüertl sein, von uns allen nit allein vermitten,
454sonder auch die von aller Menschen gedechtnus abgethan
455und verdigltm werden. Damit Sy nyemands scha-
456den oder Ewiglich tödten. Dieweyl doch sonst vormals
457alles das, so gut in seinen Büchern geschriben, von den hey-
458ligen Vätern, die von der hayligen Christenlichen Kirch-
459en angenommen und Approbiert seyn, zumermalen an-
460gezaigt ist und on alle sorg und Arckwenigkait eynichs118
461ubels mag gelesen und gehalten werden. Dartzu sollet
462Ir all und Eur yeder, in was wirden, stats119 oder wesens
463der sey, und sonderlich die, so Oberkeyt unnd gerichtß-
464zwang haben und gebrauchen, bey vermeydunng vorbe-
465rürter Peen,120 Allennthalben Im
466, Auch unser Erblichen Fürstenthümben unnd
467Landen, mit der That Ernstlich ordnen, Straffen, Ge-
468pieten und bestellen, all und yegklich solich Obbestimpt des
469 vergifft schrifften und Bücher als die, so dienen
470zu ainem grossen auflauff121, Schaden, Zertrennung und
471Ketzereyen In gotes Kirchen, mit dem Feür zuverbren-
472nen und in den und ander weg genntzlichen abzethun,
473zuvernichten und zuverdilgen. Deßgleychen
474söllet Ir der Bäbstlichen hayligkeit Botschafften oder
475Iren verordenten Commissarien122 in söllichem auff ir an-
476langen und Ersuchen mit allem vleys und Treuen bey-
477steen. Und nichtdestminder in der selben abwesen diss al-
478les und yedes also zugeschehen, zu Exequiern123 und zuvol-
479bringen aus unserm geheyß und bevelich, thut und han-
480delt. Daneben gebieten wir allen andern un-
481sern unnd des , Auch unnser Erblichen Fürsten-
482thümb und Lande underthanen und Getreuen Ernstlich
483mit disem brief, Das Ir den obgemelten Stenden und
484Oberkayten, gleich uns selbs, in solichem hilfflich, beysten-
485dig, gehorsam und gewertig124 seyt bey vermeydung der
486angezaygten Penen,125 Straffen und Pussen.

487Und nach dem die mercklich notturfft126 Erfordert, fürze-
488kumen127 und zuverhuten. Das des Bücher oder
489Böß Ausszüg derselben, so in annderer Namen darinn
490seyn, als des Dichters namen nit gemeldet wirdet, auß-
491geen, noch sunst vil annder Bücher, die, als wir mit be-
492schwerung unsers gemüts bericht, den Merern128 tayl in
493Deütsch Landen gemacht und Gedruckt und böser le-
494ren und Exempel vol seyn, hinfür nit mer geschriben
495noch gedruckt werden, damit die Christglaubigen wey-
496ter aus verlesung derselben nit in grössern Irrsall des
497Glaubenns, lebenns unnd Gueter sytten fallen unnd
498Ergerung, Neyd und hass in Gotes Kirchen daraus ent-
499springe, wie sich bißher Augenscheinlich erzaygt hat. Da-
500raus täglichs ye lennger ye mer In Künigreichen, Für-
501stenthumben und Landen Aufflauff129, Zertrennung und
502Ungehorsam zubesorgen ist. Demnach soliche schedliche
503verderbliche sucht130 außzudilgen, Gepieten wir
504abermals mit Rat und willen unser unnd des
505Churfürsten, Fürsten und Stennde, bey vorgedachten
506Sweren Penen131, Straffen und Pussen, Eüch den selben
507unsern und des unnd unnser Erblichen Für-
508stenthumb und Lande underthanen, allen und Euer ye-
509den, als Römischer Kayser und Erblicher Herr, das hyn-
510für132 Eur kainer soliche Smach und vergiffte Bücher,
511nach ander zedl oder abschrifften als die, so unserm hailigen
512Glauben Irrsal gepern Und dem, das die heyligen Chri-
513stenlich kirch bißher gehalten hat, widerwertig sein, Dar-
514tzu auch vheinds und schmachschrifften wider unsern haili-
515gen vater Babst, Prelaten, Fürsten, hohe schulen und der-
516selben Faculteten und ander Ersam personen und was in-
517haltet das, so sich von den guten syten und der Heiligen Rö-
518mischen kirchen abwendet, nit mer dichte, schreib, druck, Ma-
519133le, verkauff, kauff noch heimlich oder offenlich behaltet noch
520auch nit drucken, abschreiben oder malen lasse noch das in
521kein ander weyse, wie ymmer erdacht werden mag, nit gestat,
522verhenge134 noch verschaffe135. Deßgleichen gepieten wir ern-
523stlich bey angezaigten peenen136 allen den, so zu der Justicy ver-
524ordent und gesetzt sein, das sy alle yetzgemelte schrifften, Bü-
525cher, zedl und malerey, so bißher gemacht sein und hynfür
526geschriben, gedrückt und gemalet werden, Sy seyen, wes sy
527wöllen, Wo man die findt durch das gantz
528und unser Erblande, in krafft ditz unsers gebots von unsern
529wegen annemen, zerreissen und mit offenlichem Feür verpren-
530nen. Auch der Dichter, Schreiber, drucker und Maler,
531auch verkauffer und kauffer solicher schentlichen schrifften,
532Bücher, zedeln und Malereyen, die darinn nach verkün-
533dung unsers gegenwürtigen Keiserlichen gebots verhar-
534ren oder deßhalben ichts137 fürzenemen understeen, wo das of-
535fenbar ist, leib, güter und gerechtigkeyten138, wo ir die bekumen
536mügt, Annemet, Fahet139 und behaltet Und damit nach
537Eürm geffallen handelt; des sollet ir gut fueg und recht und
538damit wider nyemands gethan noch gehandelt haben
539noch yemands darumb weder inner- noch ausserhalb Rech-
540tens140 zeantworten nit schuldig sein. Damit auch solichs al-
541les und ander ursachen künfftiger irrsal abgesniten und
542die gifft der, so soliche schrifften dichten und machen ferrer
543nit außgeprait und die hochberümbte kunst der Drucke-
544rey allein in guten und löblichen sachen gepraucht und ge-
545übt werde, So haben wir weiter aus Kaiserlicher und Kü-
546nigklicher oberkeit und Rechtem wissen, auch mit ainhelli-
547gem Rat unser und des Churfursten, Fürsten
548unnd Stennde bey unser unnd des Acht und
549Aberacht141 und andern vorberürten Peenen142 Geboten,

550Gebieten auch solichs wyssentlich in Crafft ditz unnsers
551Edicts, Das wir hiemit, für ayn unzerbrochenlich gesetze
552Zehalten, Erkennen, Das hynfüro143 keyn Buchtrucker
553oder yemands annder, Er sey wer oder wo Er wölle, in
554dem , Auch in unsern Erb-
555Khünigreychen, Fürstenthumben und Lannden, kayn
556Bücher noch ander schryfften, in den Etwas begriffen
557wirdet, das den Christenlichen Glauben wenig oder vil
558Anrüret, Zum Ersten druck144 nit Drucke on wyssen und
559willen des Ordinarien desselben Orts oder seins Substi-
560tuten unnd verordenten,145 mit zulassung der Facultet
561in der hayligen Geschrifft146 eyner der negstgelegnen Uni-
562versitet. Aber ander Bücher, Sy seyen in we-
563licher Facultet unnd begreyffen was sy wöllen, die sollen
564mit wyssen unnd willen des Ordinarien, und ausserhalb
565desselben kains wegs, Gedruckt, Verkaufft noch zedru-
566cken oder zuverkauffen unnderstanden147, Verschaffet148 noch
567Gestatet werden in kayn weyse. Ob aber yemands,
568in was Wyrden, Stats149 oder Wesenns der were, Wider
569dise unnser Christennliche und Kayserliche Maynunng,
570Decret, Statut, Gesetz, Ordination unnd Gebot, die
571auch ganntz unnd unzerstörlich sollen gehalten werden,
572In ainem oder mer vorgeschriben Artickeln, so die Ma-
573teri des oder der Druckerey betreffen, In Ei-
574nichen weg,150 wie Menschen Synn das erdencken möcht,
575Freventlich hanndelt und thete. Uber das wir solichs
576vernichten unnd Krafftlos machen. Wider die selben
577wellen wir, das mit den vorgeschryben Auch den Penen151,
578In den Rechten eingeleibt152, Unnd nach Formm unnd ge-
579stalt des Banns Unnd Kayserlichen Acht unnd Aber-
580acht153 Gehandelt, Procediert unnd fürgefaren werden
581solle. Darnach wysse sich Menigklich154 zurichten.

582Und damit dem Allem volziehunng beschehe und Glau-
583ben gegeben werde, So haben disen Brief mit un-
584serm Kayserlichen Innsigel Besigelt. Der gegeben ist
585Zu unnser unnd des hayligen Reichs Stat
586Am Achten tag des Monets May, Nach Christi ge-
587burt Fünffzehenhundert unnd Im Einundzweintzigi-
588sten, Unnserer Reiche des Im Andern155 und
589der Andern aller Im Sechsten Jaren.

590Ad Mandatum domini
591Imperatoris proprium.


Textapparat

a Korrigiert aus: Fünsten.
b Korrigiert nach Druck 2 aus: angefangnnhete.
c Korrigiert nach Druck 2 aus: höhen.
d Korrigiert nach Druck 4 aus: Chriglaubigisten.
e Korrigiert aus: Rrrsal.
f Korrigiert aus: augeschlossen.
g–g Korrigiert aus: undie.
h Korrigiert nach Druck 2 aus: v.
i Korrigiert nach Druck 2 aus: das.
j Korrigiert aus: hiie.
k Korrigiert aus: wenigigisten.
l Korrigiert nach Druck 3 aus: eingefüt (Druck 2 liest: eingefeürt).
m Korrigiert nach Druck 2 aus: verdiglt.

Sachliche Anmerkungen

1 Beschützer.
2 Anhänger.
3 Vertretern, Statthaltern (von Fürsten).
4 Verwaltern (eines Herrschaftsgebiets).
5 Verwaltern, Stellvertretern (eines Herrschers).
6 Orts- oder Dorfrichtern.
7 Professoren.
8 öffentlichen.
9 allgemeiner.
10 Vorkehrungen zu treffen, sich darum zu kümmern.
11 Verdacht (einer solchen Ketzerei).
12 Gemeint ist: einen unserer Vorgänger an der Regierung.
13 aufhören.
14 Beginn.
15 unternimmt.
16 umgehend.
17 nicht zu Unrecht.
18 allgemeinen.
19 Bewahrung, Fürsorge.
20 betreffen.
21 Abstand davon zu nehmen.
22 zu widerrufen.
23 angebrachte.
24 Gemeint sind Orden, deren Mitglieder sich verpflichtet haben, nach einer Ordensregel zu leben.
25 Obere, Vorsteher.
26 Gemeint ist: nach hinreichender Überlegung (vgl. den lateinischen Text).
27 Gemeint ist: sich bekehrt.
28 Vgl. 2 Thess 2,3.
29 jedermann.
30 Vgl. die Bannandrohungsbulle »Exsurge Domine« ( 15.6.1520) bei und die Erläuterungen zu deren Entstehung .
31 Gemeint ist die Bannandrohungsbulle »Exsurge Domine« (vgl. oben).
32 Gemeint ist die Sendung als Nuntius ins und an den kaiserlichen Hof, wo er die Publikation und Exekution der Bulle durchsetzen sollte (vgl. ).
33 Ausführung, Vollstreckung (der Bestimmungen des Edikts).
34 Gemeint ist wohl ein auf Initiative zustande gekommenes Mandat vom 28. September 1520, in dem die Beschlagnahmung und Verbrennung von Schriften und seiner Anhänger angeordnet und das im Oktober / November nacheinander in , und in Kraft gesetzt wurde (vgl. Aleander an Leo X., o.D. [ 23.10.1520?], und dazu ; )
35 auf verwunderliche Weise.
36 Gemeint sind die Anhänger von in .
37 zuerst.
38 verstehen.
39 bemüht sich.
40 Gemeint ist der Papst.
41 Zur Konnotation dieser Formulierung mit dem (die Reichsacht nach sich ziehenden) Tatbestand des Landfriedensbruchs vgl. .
42 lehrt.
43 Vgl. Offb 2,9.
44 Zum Konzil von Konstanz ( 1414-1418) und der dortigen Verurteilung des als Häretiker vgl. . Zu Luthers Aussagen über das Konstanzer Konzil vgl. .
45 Vgl.
46 Gemeint ist der Teufel.
47 jedermann.
48 oben genannt.
49 Tadel, nachteiliges Gerede (über den Betreffenden).
50 Notwendigkeit.
51 abgewogen.
52 vorgehen.
53 (rechtlich) angemessen.
54 vorladen.
55 Zum im Folgenden berichteten Ablauf auf dem Reichstag vgl. die Einleitung.
56 zu diesem Zeitpunkt.
57 widerrufen.
58 bekannt.
59 in Bezug auf den (geforderten) Widerruf.
60 Gemeint ist: er hat sich Bedenkzeit erbeten.
61 rechtmäßig.
62 früheren.
63 Vgl. oben.
64 Verstreichen.
65 vernünftigen, geistig gesunden.
66 einem Orden (mit Ordensregel) angehörenden.
67 insbesondere.
68 unter Berufung auf.
69 gewöhnlichen.
70 gewichtigen.
71 weiteren.
72 Dieser Ausschuss wurde am 23. April gebildet; zu den Teilnehmern und dortigen Verhandlungen vgl. die Einleitung.
73 Gemeint ist: im Auftrag des Reichstags.
74 Bei dem Kurfürsten handelte es sich um ; bei den Gelehrten um und . Vgl. dazu die Einleitung.
75 bewahrt.
76 seine persönliche Ansicht.
77 Erhaltung.
78 allgemeines.
79 Gemeint ist: falls eines stattfinden könnte.
80 Anwesenheit.
81 irgendwelcher.
82 als nächstes darauf folgenden.
83 Ablauf.
84 Gemeint ist: ihm nicht länger das Geleit geben.
85 Mitteln (zur Abhilfe).
86 Gemeint ist die Bannbulle »Decet Romanum Pontificem« vom 3. Januar 1521, vgl. die Edition bei .
87 der Strafe für Majestätsverbrechen, d.h. gegen den Herrscher oder das Gemeinwesen als Ganzes gerichtete Delikte (vgl. dazu ).
88 Die Acht bedeutete den Verlust aller Güter, Rechte und Freiheiten sowie jeglicher Form von Rechtsschutz gegen Zugriffe Dritter auf Besitz oder Person (vgl. im Einzelnen ; ). Die Aberacht bezeichnete ursprünglich ein zweites, verschärftes Achturteil; »Acht und Aberacht« wurde aber ab dem 15. Jahrhundert zunehmend zur feststehenden Formel für Achturteile überhaupt (vgl. Art. Aberacht, in: )
89 Verlust und Entzug.
90 von einer höheren Obrigkeit (hier dem Kaiser bzw. Reich) verliehenen Herrschafts- oder Nutzungsrechte.
91 herrschaftlich verliehenes Nutzungsrecht über Territorien oder andere Gegenstände.
92 in irgendeiner Weise.
93 Verstreichen, Ablauf.
94 berherbergt.
95 ernährt, mit Esswaren versorgt.
96 ihm Unterhalt gewährt.
97 Förderung, Unterstützung.
98 antreffen.
99 erwischen, ertappen.
100 dazu in der Lage seid.
101 gefangen nehmt.
102 (jemanden) beauftragt, das zu tun.
103 angemessene Entschädigung.
104 Unterstützern.
105 Förderern.
106 Gemeint ist wahrscheinlich die Verfassung des Heiligen Römischen Reichs.
107 Vgl. oben.
108 festsetzen, gefangen nehmen.
109 irgendjemandes.
110 glaubwürdigen Beweis.
111 jedem Einzelnen.
112 zuvor genannten Strafen.
113 oben erläutert ist.
114 in Zukunft.
115 Gemeint ist Lehre und Auffassung.
116 auf irgendeine andere Weise.
117 sich darum bemühe.
118 irgendeines.
119 Stellung.
120 vorher genannter Strafe.
121 Aufruhr.
122 Gemeint sind päpstliche Nuntien oder deren Beauftragte..
123 zu vollziehen.
124 dienstbereit.
125 Strafen.
126 Notwendigkeit.
127 (dem) vorzubeugen.
128 überwiegenden.
129 Aufruhr.
130 Krankheit (gemeint ist Häresie).
131 Strafen.
132 in Zukunft.
133 Im Druck als C3r bezeichnet.
134 anordne.
135 bewirke.
136 strafen.
137 etwas.
138 Rechte.
139 beschlagnahmt.
140 weder gerichtlich noch außergerichtlich.
141 Vgl. oben.
142 Strafen.
143 in Zukunft.
144 in erster Auflage.
145 Gemeint ist der Ortsbischof oder dessen zuständiger Vertreter.
146 der theologischen Fakultät.
147 unternommen.
148 angeordnet.
149 Stellung.
150 auf irgendeine Weise.
151 Strafen.
152 beinhaltet.
153 Vgl. oben.
154 jedermann.
155 zweiten.

Bibliographie

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Fabisch, Peter / Iserloh, Ernst (Hg.), Dokumente zur Causa Lutheri (1517-1521), Bd. 2, Münster 1991 (CCath 42).
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Lieberwirth, Rolf, Majestätsverbrechen, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2. Aufl., Bd. 3, Berlin 2016, Sp. 1194-1201.
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