Europäische Religionsfrieden Digital

Europäische Religionsfrieden Digital

Edikt von Longjumeau (23. März 1568)

1Warhafftige Neue Zeitung
2auß , als Nemlich das
3Edict und Erklärung
4des Durchleuchtigen und Christlichen
5Fürsten und Herrn, Herrn dieses Na-
6mens, König in , Von wegen der fridshandlung /
7und hinlegung der Empörung, so gegenwertige zeit zwischen
8seiner und dem hochgebornen
9 sampt seinen mitverwanten wider in
10gemeltem entstanden
11unnd eingerissen.
12Zusampt
13Angehenckter Schlacht, so vor
14gehalten ist worden.

15Auß Frantzösischer Sprach
16fleissig verteütschet. Anno
17M. D. LXVIII.

18

19Edict und Erklärung
20von der Königlichen Würden in
21, , außgangen, von wegen der friedshand-
22lung unnd hinlegung der empörungen, so in ge-
23meltem wider entstanden.

24Wir, , von Gottes gnaden
25König in , entbieten allen / denen,
26so gegenwürtigen Brieff sehen werden, unsern
27Grüß. Als Wir, waz groß ubel und elend durch
28diese empörung und bkriege entstandenb / unnd
29welcher massen durch die selbigen / Unser ein zeit-
30lang und noch jetzt belestiget, zu gemüt gefüret, auch ferners be-
31trachtet, was grosses jammers noch erfolgen möchte, wo der
32Allmechtig Gott durch sein gnad und barmhertzigkeit nit frid-
33liche mittel bescherte, Damit auch Wir gemelten jamer, elend
34und alles ubel, so dahero entspringt, abschaffen / und unsere Un-
35terthanen
in gutem frieden und einnigkeit (wie jeder zeit unser
36Will und Meinung gewesen) leben möchten, So fügen Wir
37jedermeniglichen zuwissen, das wir nach gehabtem Rath un-
38sere
geliebte und Brüdern, des
39, Unseres Leutenampts generals, des
40, Fürſten Unsers Geblüts, auch anderer mehr für-
41treflich
personen Unsers geheimen Raths auß oberzelten und
42vielen andern hochbeweglichen ursachen / Unser pacification
43Edict, so den 19. Martii / Anno 62. publiciert, zubestetigen, da es
44von nöten fürgenommen, auff das denselbigen nach in allen
45Puncten und Articulenc gelebet, gleich als wenn solchs von wort
46 wort allhie geschriben, inserirt, gesetzt, statuiert und declariert,
47verordnet were, wie Wir denn hiemit auch setzen, statuirn und
48verordnen, declariern / wöllen und gefelt uns wie volgt:

49[Art. 1] Nemlich, das alle die, so sich zu der vermeinten Religion be-
50kennen, des gemelten pacification Edicts rein unnd einfeltig-
51lich sich gebrauchend mögen / unnd demselbigen in allen seinen
52Puncten und Articulen / nach laut und inhalt der ersten form /
53volnziehung beschehe. Derwegen wir alle Restrictiones, declara-
54tiones, modificationes, interpretationen, so von anfang biß da-
55hero uber dasselbig gemacht worden, hiemit gentzlich auffgeha-
56ben sein wöllen.

57[Art. 2] So vil anlangt die Herren unnd vom Adel, so des standes
58seind, das sie vermög gedachts pacification Edicts in iren heu
59sern
predigen könten lassen, dieweil Wir in keinen zweifel setz-
60en
, dieselbige underm schein der Predigen und was zunachtheil
61oder mißbreuchen für zunemen, nicht gesinnet, Wöllen Wir,
62das irent unnd derenthalben, so zu inen in die Predig gehn, alle
63Restriction gleichsfall hiemit abgeschaffen sein.

64[Art. 3] Ferners, die Herren und Edelleuth in der , im fall
65sie vorgemelts standts seind, sollen / sie deren freyheit des vil ge-
66melten Edicts auch geniessen / und in iren Heusern / gleich wie
67andere Predigen anzustellen, macht haben. Doch so vil die gantze
68Graffschafft der Provintz betrifft, sol allein zu gepre-
69diget werden.

70[Art. 4] Alle die jhenigen, so der obgedachten reformierten Religion
71sein, sollen widerumb heim ziehen / unnd under Unserm schutz
72und schirm sein, auch bey allen iren güteren, Empteren / und Dig-
73niteten (weß Standts die seyen) erhalten und gehandhaben wer-
74den, in welchen sie nicht irren noch hindern sol / eintzig Edict,
75Patenten, Decret, Proceß, urtheil noch Arrest, so wider die ab-
76gestorbenen
oder nach lebendigen von anfang dieser letzten Em-
77pörung
biß dahero geschehen oder gerangen sein möchte. Es soll
78auch das obgemelt verstanden werden / nit allein, was sich zuge-
79tragen von wegen der Religion, einfürung frembdes Kriegß-
80volcks, vergaderung, einziehung Gelts und Legationen, so vor
81und nach diser letzten Empörung auß Unserm ,
82auß geheiß Unsers geliebten Vettern, des
83, in frembdene Nationen beschehen, sondern auch deßwegen,
84das sie sich also würcklich in Kriegsrüstung begeben, welches
85wir alles auffgehaben und verziehen haben wöllen, der gestalt,
86das solchs inen, iren Kindern und Erben an dero gütern oder
87ehren / zum wenigsten nit nachteilig oder verletzlich sein soll, und
88ist inen unnottürfftig, einige fernere versicherung von Uns zu
89haben, den Wir hiemit disem offenen Edict ihre personen und
90güter in volkomenliche freyheit einsetzen, auch sie von allen be-
91gangenen thaten, als versamlung, kriegsrüstungen, einnemung
92der Stätt unnd Gelt, auch geübter Rechtshandlung, gäntz
93lich
erledigen.

94[Art. 5] Damit auch niemands zweiflen möge / an dero gnädigen
95willen und wolmeinung, so Wir zu gedachtem Unserm gelieb-
96ten Vettern, dem , tragen, haben Wir
97Uns erklert, Erkleren uns auch hiemit, das Wir inen vor un-
98sern
Blutsverwanten, guten treuen unterthanen und diener
99halten unnd erkennen, wie wir auch gleichfals / alle Herren,
100Edelleuth, Bürger, Inwoner, Stätt, Gemeinten / und ande-
101re, so in unserm under unserm gehorsam leben / und
102in diesem jetzigen Krieg gedachtem gedient und behülf-
103lich
gewesen, für unsere treue und gute unterthanen und die-
104ner achten und erkennen.

105 [Art. 6] Es sol auch mehr gedachter Unser / frey, quit und
106ledig sein, wie Wir ihnen dan hiemit disem offenen und ver-
107sigelten
Edict / frey, quit und ledig zelen, nicht allein von wegen
108des Gelts, so durch ihnen und auß seinem geheiß bey Unsern
109Rentmeistern eingenommenf, wie groß auch die Summen seien, son-
110der
auch von dem, daz er und die seinen, wie obgemelt, in den Steten,
111Gemeinten, Wechselbencken, Kirchenfellen und Renten / an Gelt zu-
112samenbracht
/ und im gegenwertigen Kriegg angewend haben möchte,
113hievon wir inen, die seine / und welche er hirinnengebrauchth, auch die-
114jenigen
, so solchs gelt erlegt und dargestreckti, gantzj ledig kerkennen alsok, daz
115sie alle weder jetz noch künfftiglichen derwegen ersucht werden sollen.
116Gleicher gestalt soll auch denen, so auß geheiß gedachts un-
117sers
neue Müntz geschlagen, Artilerey und Büchsen
118gegossen, Pulver und Salpeter gemacht, die Stätt bevestiget
119oder eingerissen, in gemein / und wo die in unserm
120funden, verzihen sein, wie wir dan derselbigen hiemit quit und
121ledig zelen wöllen, auch das sie künfftiglich in keinerley weiß o-
122der wegen derhalben angefochten werden.

123[Art. 7] Waz von anfang jetzigsl Krigswesen biß zu eröffnung dises E-
124dict / an Gelt, Frucht oder anderer farenden habe / unsern unter-
125thanen
entwendet, auch sunsten schaden zu gefügtm sein möcht, sol sich
126niemands zubeklagen / noch auch nach suchs haben, derwegen unser
127wille ist, dißgemelt Edict, so in beiden Feldlegernn auffgerichto, zu
128 drey / und in allen andern Parlamenten 8. tag nach dato pu-
129bliciert pund geschrienp werden. Mittlerweil wöllen wir auch unseren
130Gubernatoren und Statt haltern ernstlich bevehlenq, sollichs an al-
131len orten irer Empter und Gebieten gleichfals (on daz sie die publi-
132cation, so in den Parlamenten beschehen sollen, erwarten) auß
133zu lassen rüffen und daran zusein, daz demselbigen nachgesetzt, da-
134mit niemands die unwissenheit fürwenden künte / und sovil desto
135schleiniger alle uneinigkeit und verbitterung zu beden seiten ab und
136hingelegtr werde. Und im fall snach disens waz thäthlichs von einen fur-
137genomen
würde, sol er daßselbig widerumb zuerstaten schuldig sein.

138[Art. 8] tBefehlen und gebietent auch hiemit / allen unsern Parlamenten,
139daz, alß bald sie diß unser Edict entpfangen, dasselbige ohneu jenige-
140saumnuß
und vor allen dingen publiciert / und vwie gebreichlichv / einregi-
141striern
w lassen, so sollen unser general Procuratoren diß vilgemelt
142Edict begern / und uff die publication dringen, auch von uns keins fe-
143rern Befelchs oder Mandats deshalben gewertig sein, damit so vil
144desto gschwinder alle feindschafft ire endschafft erreichen mochte.

145[Art. 9] Sovil die Stat und die Landschafft, so darzu gehört, anla-
146ngt, sol darinnen kein übung der reformirten Religion gestattet wer-
147den, wie dan im vorigen pacification Edict auch versehen, welchs
148des puncten halben noch in seinen ersten krefften verbleiben solle.

149[Art. 10] Ferners wollen wir xauch sox balt diß Edict in unserm parlament zu
150 eröffnet und außgeschrien, daz alle die jenigen, so der vilgemelten
151reformirten Religion sind, ire Kriegßrüstung abschaffen, sich trennen
152und anheims begeben, die Stät und Vestungen, so sie eingenommen,
153on einigen verzug ubergeben / zu ihrem ersten stand, gewerb und
154handtierungen, und mit dern geschütz / yund anderery Provision ein
155antworten, wie danauch alle privat häuser, so eingenomen, denen, so
156sie eigenthumlich zu stehn, widerumb eingeraumbt / und alle, so von
157wegen des Kriegs oder Religion gefengklich eingezogen worden sind,
158on einige Rantzion irer zperson güter halben z ledig gelassen werden sollen.

159[Art. 11-12] Damit auch hinfört alle ursachen / einige Tumults, Auffrures
160und Empörungen abgeschaffet / und Unsere underthanen gemu-
161ter umm sovil desto freundlicher aavereiniget wordenaa, dahero dan der
162recht gehorsam, den sie uns schuldig, fleüst, Verordnen und wöllen
163Wir, daz alle injuriert, schmach, beleidigung abund alleab andere in die-
164sen
Empörungen / vorloffenen handlungen, so biß hero under unsern
165underthanen uberhand genommen, hiemit gäntzlich erloschen und acab-
166gethon seyeac, Ernstlich bey leibstraff gebietend, daz gemelte Unse
167re
Underthanen, weß stands oder würden die auch seyen, hinfürder
168einander nicht schmehen, schelten / noch sonst im wenigsten beleydi-
169gen, auch einander nit mit verweisen ergangen handlungen an-
170reitzen, sonder fridsam / als Brüder, Freund und Mitburger sich
171mit einander vergleichen. Welche disem zuentgegen handlen /
172oder zu einiger schmach und zorn ursach geben werden, sollen on
173barmhertzigkeit und on einige Proceß / also bald auff dem Platz
174zur straff gezogen werden.

175[Art. 13] Auff das auch alles mißvertrauen gäntzlich auffgehaben,
176sollen unsere unterthanen / aller bündnuß in und ausserhalb un-
177sers
müssig gehn, Sollen auch kein Gelt zusamen tra-
178gen noch Volck annemen, Dergleichen keine vergaderung
179und andere versamlung / ausserhalb deren, so inen in diesem E-
180dict ohn gewehr gestattet werden, das Wir inen hiemit bey ernst-
181licher
straff / unnd als verächtern unserer ordnung / verbieten.

182[Art. 14] Eben messiger gestalt und bey so hoher straff / gebieten wir inen
183hiemit auch, das sie die Geistlichen in volbringung ihres Got-
184tes dienst, geniessung ihres Einnkommens, Renten, Zehenden
185und Güter, noch auch in andern ihren freiheiten und gerechtig-
186keiten und waz inen zustehet, nicht beschweren, beleidigen oder ver-
187hinderen / und ihrer Tempel und Kirchen sich entschlagen, wie
188dann unsere Meinung ist, gemelte Geistliche jetz in ihren Kir-
189chen, Heusern, Gütern, Renten, Zehenden und Gülten / also wi-
190derumb eingelassen sein / unnd sich ihrer freiheit und Gottes-
191dienst
on einige verhindernuß gebrauchen. [Art. 15] Wir wöllen und
192gebieten auch, das alles daz jhenig, so obvermelt, sampt den mehr
193gedachten pacification Edict (auff welchs wir uns ziehen / und
194das wir auch hiemit bestetigen) in unserm gantzen
195vest und stett gehalten und gehandhabt werde, biß so lang daz der
196Allmechtige Gott seine Gnad verleyhet, das wir unsere unter-
197thanen
/ in einer einheiligen Religion vergleichen widersehen
198mögen.
199Hierauff befelhen Wir allen Parlaments Herren, Balli-
200fen, Seneschallen und andern Richtern / und Bevelch habern
201oder iren Leutenampten, das sie diß unser Edict iren Emptern
202lassen verlesen, außschreiben und einregistrieren, auch verschaf-
203fen
dem selbigen, das also nach allen Articulen stät und vest ge-
204lebt und gehorchet / und alle empörung geſtillet werden. Dann
205diß ist unser endlicher will. Des zu urkundt haben wir diß mit
206eigener hand underschriben / und unser Insigel anhencken las-
207sen
. Geben zu , den 23. Martij / im Jar nach Christi Ge-
208burt / 1568. und unsers Reichs im achten.
209Also signiert
210.
211Und darunder durch den König in
212seinem Rath.
213
214In gelbes Wachs, mit zwifachtem Per-
215gament durchzogen, versiegelt.
216Verlesen, publiciert und einregistriert auff verhören unnd
217begern des zu im
218Parlament den 27. Marcij, Anno etc. ut supra.
219Signirt.
220

[...]

221Diß iſt ohngefehrlich der innhalt
222des vergangenen Edict / ſo durch das vorgeſetzt
223wider beſtetiget wirdt.

224WJR Carl von Gottes gnaden Koͤnig in Franckreich /
225Entbieten allen und jeden ſo diß gegenwertig Edict ſe
226hen werden / Vnſere Gnad vnd Gruß / ꝛc. Wir ha-
227ben auß vor eingenommen Rath vnd vorſchlag vnſerer Blut
228uerwanten vnd Rath / auß vilen vrſachen vn̄ notwendigem be-
229dencken / ſo vns hiezu bewegt / geſprochen / geſetzt vnnd verord-
230net / ſprechen / erklaͤren / ſetzen vnd ordnen / woͤllens vnnd gefaͤlt
231vns alſo:

232Das hinfuͤrder alle vnd jede von der Ritterſchafft / ſo Freye-
233hern ſind / Burgrecht oder Hoheoberkeit / auch die ſo frey Rit-
234terlehen haben / moͤgen in jhren Heuſern / darinnen ſie won-
235hafft / frey / vnd jrer" gewiſſen halben vnbeſchwert leben / vn̄ ſich">sich
236der Religion / welche ſie" die Reformierte nennen / gebrauchen /
237ſampt jrem Haußgeſindt vnd vnterthanen / ſo ſich freywillig
238vnd vngezwungen darzu ergeben vnd verfuͤgen woͤllen.

239Andere vom Adel ſo Lehen tragen / moͤgen ſich auch gemel-
240ter Religion gebrauchen allein in jren Haͤuſern / fuͤr ſich vnnd
241jr Haußgeſind / doch der geſtalt / das ſie nicht geſeſſen in Staͤt-
242ten / Flecken vnd Doͤrffern / welche andere Herrn ſo Hoheober-
243keit haben / vnnd nicht vns zugehoͤren / denn in ſolchem fall ſoll
244jhnen nicht geſtattet werden an gemelten orten der reformi-
245erten Religion ſich gebrauchen / Er were denn / das jhnen
246ſolchs durch jhre Herren / Welche ſolche Hohe oberkeit / zu-
247ſtehet innſonderheit verguͤnd vnnd geſtat werde / vnd anderer
248geſtalt gar nicht.

249Jn jegklicher Landuogtey / Ampt vnd Regierung / die an
250Stadt einer Landuogtey iſt / wie da iſt Peronne / Montdi-
251dier / Roye / Rochelle / vnd deren gleichen mehr die ſtracks vnnd
252immediate vnſerm Hohengericht dem Parlament vnderworf-
253fen ſeindt / woͤllen wir auff anſuchen deren vorgemelter Re-
254formierten Religion / eine Stadt ernennen vnd verordnen /
255in deren Vorſtat gedachte Religion geuͤbet vnnd gebraucht
256moͤg werden / vonn allen denen ſo inn gedachtem Ampt
257ſich darzu verfuͤgen woͤllen / vnnd anderer geſtalt oder an an-
258dern orten gar nicht.

259Nichts deſto weniger aber ſoll ein jeder inn ſeinem Hauß
260frey moͤgen leben vnd wonen / ohne das er ſeines gewiſſen hal-
261ben ferrers erſuchen beſchwerdt / oder einigs wegs betrengt oder
262genoͤtiget werde.

263Jnn allen Staͤtten da gemelte Religion geweſen / biß auff
264den 7. dieſes gegenwertigen Monats Martij / ſoll ſie fort an /
265neben denen Staͤtten / Welche wie geſagt / einem jedem Ampt
266vnnd Landtuogteien inſonderheit ernennet vnnd verordnet
267ſollen werden / jren fortgang / wie biß anhero haben. Alſo das
268an einem oder zweyen orten / innerhalb gedachter Staͤtt / nach
269dem ſolche von vns verordnet ſollen werden / die Reformierte
270Religion gehalten werde / Doch das die gemelte Reformierte
271Religion kein Tempel oder Kirchen der Geiſtlichen gebrau-
272chen / einnemen oder beſitzen.

273Wir woͤllen auch / das Pariß / ſampt jhrem gantzen Bezirck
274vnnd Gebiet von gedachter Reformierten Religion exempt
275vnnd entlediget ſein vnnd bliben ſoll / jedoch das alle / ſo jre Heu-
276ſer / Renten vnnd einkommen / in gedachter Statt oder deren
277gebiet haben / widerumb darein ziehen / ſolche beſitzen rhuͤ-
278wiglich gebrauchen moͤgen / vnd jhres gewiſſens halben / weder
279von wegē verlauffener oder zuͤkunfftiger handlung / keins weg-
280genoͤtiget oder gezwungen / erſucht oder beſchwerd werden.

281Alle Staͤtt ſollen in jhren vorigen ſtand vnd weſen zu freyer
282handthierung widerumb frey geſtelt.

283Alle Gefangene / ſo in diſem Krieg / oder von wegen der Re-
284ligion inhafft ſein / ſollen zu beyden theilen reſpectiue on Rantzi-
285on / auch on beleidigung jrer perſonen / Haab vn̄ Guͤtern / frey /
286ledig vnd loß gelaſſen werden. Es ſollen aber hierin nit begrif-
287fen ſein / die Straſſenſchender / Rauber / Dieb / vnnd Moͤrder /
288dar ſolche in diſes Edict nicht gehoͤren.

289Diſe Puncten ſeind alſo alle wie geſetz"> / in dem pacification
290Edict ſo zu Amboise den 19. Martij Anno ꝛc. im zwey vnd ſech-
291tziſten außgangen / vnder anderm inuerleibt / werden durch diß
292obgeſetzt Edict der pacification / wie darinn offt gemelt ver-
293newert / confirmiert vnd beſtetiget. Vnd an allen orten ſo">so es zu-
294uor noch nit publiciert ſol auch ſie von newem wider erklaͤret
295vnd außgeruffen werden. Gott gebe ſein gnad das
296ſolche pacification vnd befridigung
297ein langwerenden beſtand
298haben moͤge /
299AMEN.

[...]

300Kurtzer außzug von der Schlacht
301fur Pareiß.

302Weiter hat der von Conde / dieweil er dan noch vor Pareiß
303war / den Cardinal von Lothringen sampt ſeinem Enckel
304den von Guiſe jenſeit des waſſers / ſo allbereit naher Parieß ge-
305woͤlt / erſehen / darauff er jnen mit 300. Pferden nach geeilt / ſie
306gejaget vnd fluͤchtig gemacht / das ſie durch ein waſſer die Mar-
307ne genan̄t / dardurch auff Reims zuͤ entritten ſeind / doch iſt des
308Cardinals Plūder / ſeine Chorroͤck / Meßgewandt / Cardinal-
309hůt / Kelch vnd andere kleinoͤter mehr / ſo er ſtehts mit jm fuͤren
310laſſet / auff dem platz bliben / welches ein groſſes werth ſein ſoll.
311Da er geſehen das die ſachen alſo ſtehen / ſich bald wider auff
312Chalon gewendet / Der Freiherr vō Conflant iſt einer geweſen
313ſo den plunder niderlegen helffen / bald daruon ein Kuͤſten ge-
314oͤffnet / darauß ein Chorock genommen / jn angelegt / vnd iſt da-
315mit zu ſpott vnd gelechter des gemeldten Cardinals / alſo in das
316Leger zu dem von Conde vor Pariß gegangen / da jederman ge-
317meinet es were der beruͤrt Cardinal ſelbs.

318Da ſie nun ettliche tag vor Pariß gelegen / der Koͤnig nie zu
319ſtreychen kommen woͤllen / biß das ſie ſahen das ſich die Condi-
320ſchen taͤglichen je stercker machten / hat die Koͤnigliche W. jren
321Schweitzern befelch thon / denn Condiſchen vnder das geſicht
322zuziehen / vnd ein Schlacht mit jnen halten / Auff welches die
323Schweitzer bald angezogen / die Condiſchen aber ſeind es noch
324den ſelben morgen gewar worden (welcher etwan̄ auff die ſechs-
325hundert pferd geweſen vnder welchen ſich der Koͤnig zu Frāck-
326reich hin̄ein ſtraubet / ein Feuſtling in der fauſt haltēd / der Herꝛ
327Coneſtabel aber zog die Koͤnigliche Wuͤrde wider hinnweg /
328wußte wol / dz er woes zu ſtreichen kaͤme / nit der letſtē einer wer /
329machete ſich als dann eilend wider in die Statt Pariß / Vnder
330gemeldten Schweitzern iſt" ein vber auß groſſe vnordnung ge-
331weſen / als man je geſehen hat / Da ſie nun zuſamen kamen / gien-
332ge es guͤtlich wol ab / wiewol der Printz von Conde ſelbs eig-
333ner perſon wol auff die 20. oder dreiſſig ſchuͤtz vnder ſie thet
334dannoch vber ſiben oder acht nicht auff dem platz bliben ſeind /
335Darnach die Schweitzer bey eiteler nacht ſich wider in die
336Statt gemacht.

337Vnd bald nach diſem haben die Koͤnigiſchen vnd Condi-
338ſchen noch ein mal ein Schlacht gehalten / in welcher der alt
339Herr Conneſtabel todt bliben / vnd der Koͤniglichen W. Ober-
340ſter Secretarius / der von Aulbepine auß ſchrecken geſtorben /
341vnd andere vil mehr auff dem platz bliben.

342Ettliche tag vor diſem Scharmuͤtzeln iſt ein mans perſon
343zu einem fuͤrnem̄en Herrn in hoͤchſt gemeldten Printzen von
344Condes Leger kommen / vnd jm die nach folgende lateiniſche
345verß preſentieret vnd vbergeben / welcher Herꝛ jnen zum offter-
346malen gefraget wer er ſey / vnd woher er kaͤme / aber nichts ant-
347worten woͤllen / vnd letſtlichen vor gemeldtem Herren verſch-
348wunden / derwegen vil vermeinen / Es ſey ein Engel Gottes ge-
349weſen / welche verß lauten wie volgt.

350Feſtinat properans, curſu iam temporis ordo:
351Cum locus, & Franci Maieſtas priſca ſenatus,
352Papa, ſacerdotes, miſſæ, ſimulachra, dijqɜ
353Fictitij, atqɜ omnis ſuperis exoſa poteſtas
354Iudicio domini iuſto ſublata, peribunt.

355Das iſt ſo vil geſagt /
356Die zeit erzeigt ſich heutigs tags ſchnel vnd eilend / dieweil
357aber das ort die alte Maieſtat vn̄ herꝛlichkeit des Frantzoͤſiſchē
358Rahts / der Bapſt / die Pfaffen / die Meſſen / die Goͤtzen vnd die
359erdichten Goͤtter / ja auch aller deren gewalt / ſo von Gott ſchon
360verhaſſet / mit gerechtē vrtheil Gottes auffgehaben iſt / zu grund
361gehen werden / was dz fuͤr ein geheimnuß ſey / wirdt die zeit oder
362das ende der Welt mit ſich bringen.
363AMEN.


Textapparat

a Korrigiert aus: Caralo.
b–b Korrigiert nach Druck 2 aus: kriegeentstanden.
c Korrigiert aus: Articuleu.
d Korrigiert nach Druck 2 aus: gebraucheu.
e Der zweite Teil des Worts ist in der Vorlage beschädigt. Er wurde ergänzt nach Druck 2.
f Korrigiert nach Druck 2 aus: einegnommen.
g Korrigiert nach Druck 2 aus: Krie.
h Korrigiert nach Druck 2 aus: hirinnenebraucht.
i Korrigiert nach VD16 F2384 aus: dargestregckt.
j Korrigiert nach VD16 F2384 aus: antz.
k–k Korrigiert aus: erkennenalso.
l Korrigiert aus: jetzisg.
m Korrigiert nach Druck 2 aus: gefütg.
n Korrigiert nach Druck 2 aus: Feldgleern.
o Korrigiert nach Druck 2 aus: gauffericht.
p–p Korrigiert nach Druck 2 aus: undgeschrien.
q Korrigiert nach Druck 2 aus: gbeuehlen.
r Korrigiert nach Druck 2 aus: hingelget.
s–s Korrigiert aus: nachdisen.
t–t Korrigiert nach Druck 2 aus: Bgbeiget vnefehlenen.
u Korrigiert nach Druck 2 aus: ohneg.
v–v Korrigiert nach Druck 2 aus: wieg ebreichglich.
w Korrigiert nach Druck 2 aus: einreistriern.
x–x Korrigiert aus: auchso.
y–y Korrigiert aus: undanderer.
z–z Korrigiert aus: perſōgůterhalbē.
aa–aa Korrigiert aus: vereinigetworden.
ab–ab Korrigiert aus: undalle.
ac–ac Korrigiert aus: abgethonseye.