Caroline von Schelling, Band 1


An Luise Stieler.

Göttingen d. 24. Januar 1780.

Nimm sie hin die Glückwünsche Deiner zärtlichen Freundinn! Sieh, wie sich mein Herz über die Zufriedenheit des Deinigen freut, wie unaussprechlich glücklich ich in der überzeugenden Gewißheit, daß Du es bist, bin. Wie kan und soll ich Dir meine Empfindungen schildern, geliebte Louise? Jeder Ausdruck ist zu schwach... Ich gesteh, die Nachricht kam mir sehr unerwartet, und ob ich gleich an nichts anders denke, so kan ich mich noch kaum an den Gedanken gewöhnen, Gottern mit meiner Louise vereinigt zu sehn. Ich wars gewohnt mir Gottern unverheyrathet vorzustellen, hielts auch halb für ausgemacht, daß ers immer bleiben würde, und tadelte ihn schon in meinen Herzen darum, wenn ich bedachte, wie unendlich glücklich er eine seiner edlen Seele gleich gebildete machen könte...