... Fern von mir sey jede romanhafte Idee! Ich fühle, daß ich Linken jeden andern vorziehn könte, ich weis, daß er den Vorzug verdient, den ich ihm gebe, ich hoffe, daß meine Neigung zu ihm, da sie auf die Eigenschaften seiner Seele, auf seine vortrefliche Denkungsart gegründet ist, unschuldig ist, und unserm gütigen Vater im Himmel nicht misfällig seyn könne. Schwierigkeiten von beyden Seiten können unsre Verbindung hindern. Mein Vater kent ihn nicht, und solte er seine Tochter, die er so väterlich liebt, einen Unbekanten überlaßen? Link ist zwar sehr reich, hängt doch aber sehr von einen Onkel ab, und wird ders zugeben. Ich weis das alles und bin ruhig dabey. Ists gut für mich auf diese Art glücklich zu seyn, so wird uns Gott vereinigen. Ist es nicht gut, so trent er uns, und ich habe den wahrhaft göttlichen Trost, daß jedes Schicksaal, was mir begegnen mag, zu meinen Wohl dient. Ich bin nicht so romanhaft zu sagen, daß ich nie einen andern heirathen wolle wie ihn, nein, ich überlaße mich so ganz, mit so ruhiger Seele der Führung Gottes, daß ich ohnmöglich unglücklich werden kan. Beruhige Dich also, meine zärtliche Freundinn, erlaube mir nur mit der Anhänglichkeit an ihn zu denken, die mich für vielen Thorheiten bewahren kan, und die schon sehr vieles in meinen Herzen gebeßert, keinen Funken von Stolz drin übrig gelaßen hat. Ich denke mir Linken als Freund, nicht als Geliebten. Ob er gleich das Gegentheil wohl wünschte, so bleibt er doch selbst in den Gränzen der Freundschaft. Er liebt mich seit dem Augenblick, da er mich sah, seit 3 Jahren bis jezt unverändert, aber seine Bescheidenheit gegen mich war immer dieselbe, nie hat er mir ein Compliment, ein zärtliches Wort gesagt, aber die Heftigkeit, mit der er fühlte, zeigt sich in seinen Briefen. Sein Freund bat ihn mir zu schreiben, er wolte durchaus nicht. Ich errinre mich noch an den Augenblick, da ich ihn nach Jahren langen Hierseyn zum erstenmal sprach, es war erst vorigen Winter auf einen Ball. Er zitterte, konte kaum reden, und Deine arme Caroline, ach sie war nicht viel beßer dran, aber weg mit dem Andenken! Es möchte die schöne festgesezte Heiterkeit meiner Seele zerstören. Was soll ich mir in der Blüthe des Lebens ängstliche Stunden machen. Ich will meinen Frühling genießen, erst 16 Jahr und mir vor Sorgen und Kummer graue Haare wachsen zu laßen, das ist meine Sache nicht...