Caroline von Schelling, Band 1


An Luise Gotter.

Göttingen d. 30. May 1784.

Du bist mir eine liebe Frau! Louise. Erstlich merkst Du, wie nöthig mir ein freundschaftlich theilnehmender Zuruf seyn muste, und sogleich hör ich Deine Stimme. Der Himmel belohne Dich dafür, denn sie war mir äußerst willkommen. Zweytens denkt die kleine Hausfrau bedächtlich an die Bedürfniße einer neuen Wirtschaft, und sieh da, ein Geldbeutel, der mir auch wirklich noch fehlte, und für den ich Dir also in jeder Rücksicht recht herzlich danke. Er soll mir meine schweren Sorgen erleichtern, denn jedes mal, wann ich ihn hervorziehe, will ich an Dich denken, als Exempel und als Trost.

Und diese Güte, diese Mitfreude über andrer Glück bey eignen Leiden. Beste Louise, wenn ich doch nur irgend etwas thun könte, Dirs zu erwiedern. Glaube mir wenigstens, die Errinrung dran ist mir oft, sehr oft gegenwärtig gewesen, und wenn die sehnlichsten Wünsche Uebel heilen oder einen sanften freundlichen Tod herbey rufen könten, so wärst Du schon ruhiger. Lange kans ja wohl nicht mehr dauern....

Mein Bruder grüßt Dich und Deinen lieben Mann und Deine Kinder tausendmal. Er würd sich gewiß in die lezten verlieben, denn es ist hübsch anzusehn, was er für ein Kinderfreund ist. Nach Gotha kömt er gewiß einmal. Adieu meine beste Louise. Laß als glückliche Frau Deinen Seegen auf Deiner Freundinn ruhn.

C. M.