Du must immer mit dem Abfall Papier vorlieb nehmen, mein Hühnchen. Seitdem Du mich zufälliger weise an Deine Kleinheit errinnret, kan ich Dich nicht anders wie Hühnchen nennen. Errinnrest Du Dich noch des Hühnchens — tuck! tuck! Ach niemand wolte rufen tuck! tuck! Es wär gleich gekommen, es hätte aus den Händen gefreßen. Böhmer hätte es haben müßen, weil er das Federvieh so liebt — so bald er zu Haus kömt, werd ich ihm den Vorschlag thun es aus Duderstadt abzuholen; da wohnt es, seit dem die dicke Niece mit ihrem zierlichen Mann nacher Hamburg zog. Es kan erst Wochenwärterinn bey mir seyn. À propos, grüß doch die alte Köten und thu ihr zu wißen — was Du wohl weist. Doch es ist wohl schon geschehn; wie hättest Du, die Du so geschickt in kleine Jungen zeichnen bist, einen auf dem Herzen behalten können. Du hast mir da ein holdes Blütgen geschickt, das muß wahr seyn. Streubt er nicht die Haare schon himimelan in Manskraft? lebt er nicht zugleich im Stand der Unschuld? will er nicht lieben und fliegen? Pfuy, Mädchen, ich mag kaum sagen, daß Du ihn gemacht, so viel Fertigkeit verräth er. Doch — fang nicht unnöthiger weise Feuer und kränke Dich nicht. There is no harm, sagt die kleine Caroline, wenn sie das Bett naß gemacht — das thut nichts, wenn Schir es wieder trocknet, so ist es nicht naß mehr. Was die Caroline ein unschuldiger schelmischer naiver Engel ist! aber Emmy ist mein Liebling, ich wolte, sie wäre meine Tochter. Über das Geschwäz vergeß ich die Thränen, die mir die Backen piperlings herunter gelaufen sind, wie ich gestern Deine Anfrage um den englischen Flor erhielt und ihn schon zu kleinen Manschetten zerschnitten hatte. Es thut mir in der That sehr leid, daß ich Mutter damit nicht dienen kan, ich gäb einen kleinen Finger darum, wenn ich ihn noch hätte. Das schöne graue tafftene Kleid! Ich möcht auch eins, ein batavia hab ich gekauft schon lange für 13 Gulden, recht hübsch, aber noch nicht machen laßen, es soll auch erst nach dem Mai geschehn, wenn ich nach Göttingen komme, und dem Prinz Edouard meine Cour mache. Billig solten alle Mädchen erst von der Universität weggebant werden; ich nähm ein halbes Dutzend hieher aus christlicher Liebe. Will man die Mädchen und den Prinzen und die Kammerherren und Küchenjungen in solche Amorsgefahr setzen? Ich wünsche, Göttingen mag den Vorzug erhalten, es wird doch niedlich seyn, aber das wünscht ich nicht, daß Vater auf seine alten Tage seine bequeme Wohnung aufopferte, auch keinem Königssohn! ich hoffe auch, es soll nichts draus werden...
Die Studenten sind ein elend Packwesen zusammengenommen und als Studenten; sie schwazen und lästern ärger wie Gevatterinnen und Basen. Ich bitte Dich ernstlich, reg keinen Finger zu seinen Ahlefelds Gunsten; er soll noch dazu unfähig seyn, außer seinem eignem Gesichtchen etwas zu lieben. Ich möchte so sehr, daß Du Dich im jezigen Gleis Deines Betragens erhalten möchtest. Zupf Dich immer am Rock, wenn Du merkst, daß Du ein Wort zu viel sagen köntest. Immer ahndet mir, Kotzebue werde nicht kommen; übrigens wolt ich Dir wohl dafür stehn, daß er Dich nicht errinret, sobald Die Dich gehörig aufführst, und in der Mutter Gegenwart vollends — in solcher Frauen Gegenwart ist solchen Gecken die Zunge gelähmt...