Nr. 55
An Gotter.
Clausthal d. 7. Aprill 1785.
Noch bin ich im stand, Ihnen selbst für die überraschende Freude zu danken, die Sie mir durch die mitgetheilte frohe Nachricht, und durch das doppelt süße Interreße, welches Sie mit derselben verknüpften, gemacht haben, nur kan ich, schwerfällig wie ich bin, Ihnen nicht halb ihre wohlthätigen und beseelenden Wirkungen schildern. Gleiche Wünsche, gleiche Hofnungen fordern mein ganzes Herz zu nie gefühlter sympathetischer Theilnahme auf, hätten Sie auch keinen neuen Grund hinzugefügt — nun haben Sie mich zu den frölichsten Erwartungen hingerißen, haben allen meinen kleinen Aberglauben sogar auf dieser Seite gebracht — er macht sich so gern alles zu Nutz, also können Sie glauben, daß er den Umstand, daß der Nahme Gustav meinem Kind, wenn es ein Sohn ist, schon längst bestimt war, nicht unberührt läßt — Ihrer gütigen Freundschaft und Galanterie, die ich Ihrem Gustav freylich wohl als Gabe einbinden möchte, wenn ich Fee wär und die guten Anlagen, die er schon gezeigt, es nicht überflüßig zu machen schienen, bin ich dann die rosenfarbne Stimmung schuldig, unter denen der meinige gebohren werden wird; wie der Ihrige unter dem schönsten Himmelszeichen! Möge nun beyder Zukunft auch in dieser Farbe gemischt werden — Ihr Impromptü ist so allerliebst, daß ich mich geneigt fühle, ihm für beyde als Orakel zu trauen.
Diese freudigen Empfindungen sind der einzige Dank, den ich Ihnen zu geben vermag, und die beste Bürgschaft, daß Ihr Sohn und der Sohn meiner schwesterlichen geliebten Freundinn mir stets Bruder des meinigen seyn wird. Ich will Ihr Zutraun, Ihr Andenken, welches mir so äußerst schmeichelhaft ist, wenigstens durch die lebhafteste Erkentlichkeit und daurendste Theilnehmung rechtfertigen. Oft hab ich Gotha das Vaterland meines Herzens genannt, — ein neues Band bindet mich an daßelbe, und daß mir bald ein Wiedersehn vergönt seyn möchte, wodurch jedes der ältern erneut würde, indem ich Ihnen bewiese, daß Abwesenheit keins aufzulösen vermochte!
Ihnen trag ich den Kuß für die liebe Mutter auf, den sie dann meinem kleinen Pathen wiedergeben soll, denn ich ahnde schon, daß ein Mutterkuß der zärtlichste ist — wenn ihn vollends ein geliebter Mann bestelt! Böhmer hat sich mit mir gefreut, und dankt Ihnen wie ich.