Portal des deutschen Briefes im 18. Jahrhundert


Caroline von Schelling, Band 1

Nr. 58
An Lotte Michaelis.

Clausthal d. 13 Juli 1785. Meine liebe Lotte

Morgen sag ich — übermorgen! Übermorgen — morgen und dann — Heute bin ich bey Euch! Sonnabend Mittag eßen wir in Osterode, also kommen wir erst Abends. Ich höre, daß Schlözer seinen Ball bis Sontag verschoben. Das ists nicht, worauf ich mich am meisten freue...

Vor allen Dingen, mein Engel, und darum bitte auch die Mutter fusfälligst, laßt mich im väterlichen Haus ganz und gar nicht fremd seyn, alles wie sonst, in aller Ehrbarkeit; ich komme Z. E. Sonnabend Abend, da wird das Tischzeug zum leztenmal aufgelegt, und da soll Mutter nicht etwa schon das sontägige hergeben, sondern nur eine Serviette für mich, und die behalt ich dann auch bis zum nächsten Sontag — und so weiter. Dank Mutter auch im Voraus für das Leinen zum Kleidchen, und es wär meiner Treu so wenig so gemeint gewesen, daß ich schon hier indeß was hätte kaufen wollen.

Mad. Böhmer hätte mir auch so ein fertig Kleid angeboten. Ich hofte von dieser, sie würde wieder dran denken. Sie hat aus Zärtlichkeit gegen Augusten so fürchterliche Gesichter gemacht, das das liebe Mädchen erschrak. Auf der Fahrt übrigens keine Ungelegenheit, schlafend ganz hin, und her wachend, in den Himmel hinein kuckend, der in ihren Himmels Äugelchen sich spiegelte. Lotte, das Kind ist nach wie vor ein Engel, hat zwar nun ein decidirtes Stumpfnäschen, allein nicht minder allerliebst. Was schwaz ich denn noch lang? Sonnabend mehr! mehr! mehr!