So hast Du sie denn überwunden, die harte Prüfung. Wohl Dir, meine Freundinn, und dem lieben nun seeligen Geschöpf, dem die Welt nie Freude gab — das „der große Geist aber nur führte durch Wüste und brennenden Sand dahin, wo seine Kinder in Frühlingsschatten genießen“. Seine unbegreifliche Leitung häufte über Dir, Du liebes unschuldiges Weib, jedes Leiden der Mutter — sey getrost indeßen, das Opfer ist gebracht, die Last von Dir genommen, und ehrwürdig bist Du, wenn Du mit Ruh Dein Schicksaal erfüllst, bist nicht unglücklich, da Du Dir mit der süßen Sicherheit des unverschuldet Traurenden sagen darfst, ich folgte blindlings dem Wink Gottes, ich frage nicht, warum er mir das Kind nahm, und so nahm, weiß nur, daß ich es dem wiedergegeben, der unser aller Vater ist.
Ja, meine Liebe, Deine Tochter ist in seinen Händen; trockne Deine Thränen, und wende Dich nun mit heitern Gesicht zu Deinen übrigen Kindern. Mit dem innigen Flehen eines Herzens, das mit Freundschaft — und Mutterliebe Deinen Kummer wie eignen trug, bitt ich vom Himmel, daß Du in ihnen Lohn und Ersaz finden mögest. Mein Bruder hat mir von ihnen allen gesagt; ich hab ihm jezt das Glückliche Ende Deiner lieben Kleinen gemeldet; er schäzt Louisen so sehr, und wünscht mit so viel Eifer ihr Wohl, daß ihm diese Nachricht trostvoll seyn wird.
Ich bin seit voriger Woche nicht wohl gewesen, und leide noch an Zahnschmerzen... Meine Auguste ist desto gesunder; ihre rosenfarbnen Wangen und glühenden Äuglein erregen manche Bewundrung. Ich befehle unsern Gustav, über den ich doch einige Gewalt haben werde, eben so auszusehn.
Gestern feyerte ich meinen Geburtstag in aller Stille. Ich stand krank und ohne angenehme Ahndungen für den Tag auf — wie ich mir eben meinen Thee bringen laßen wolte, kam Böhmer mit einem englischen Theegeschirr von schwarzer Erde mit erhabnen Figuren, ganz englisch gearbeitet, herein, und brachte mir welchen, deßen Duft mich schon erquickte. Es machte mir viel Freude.