Caroline von Schelling, Band 1


An Lotte Michaelis.

Clausthal 1787.

Laue Frühlingsluft, Du buhlst und sprichst, mein Lottchen komm heraus! komm hinan! Du bist lustwandeln gegangen, wie ich höre, und ich freue mich der erquickenden Duftigen Wärme in meinen 4 Wänden. Hier oben ists doch weit hübscher wohnen wie unten, wenn ich gleich keine neue Tapete haben soll — genau detailliren kan ich den Unterschied nicht — er mag an sehr dunkeln Vorstellungen hängen. Mir ist nur mehr, als müst es so seyn wies wäre, als erhöb ich mich mehr über die Clausthaler Existenz, und gesellschaftlicher ists gewiß, denn das ganze Haus ist bewohnter durch die Vertheilung, statt daß ich sonst mit Schrecken in die öden kalten Zimmer trat, in denen nie ein lebendiger warmer Hauch wehte.

Die gnädigen Frewleins haben mich drey Stunden von Dir und diesem Blatt weggerißen, ihre Mutter komt in wenig Tagen wieder, das wird lustig seyn. Heida morgen wirds auch verflucht lustig hergehen — wir gehn zur Hochzeit bey Schröders. Um 12 fahren wir hin, von 2 bis 7 Uhr sizen wir am Tisch, ich werde plazen. Der Hofrath hält ja auch erst Morgen Hochzeit. Mlle Luther ihr Buhle ist auch wieder da, am Sonnabend geht sie weg; sie gefällt, und hat geschmauset und Visieten gemacht every where. Hier sind die beyden übrigen Bücher für Ruprecht. Kanst Du wohl der Botin nichts mitgeben? aber anbeten würd ich Dich, wenn Du mir Herders Gott verschaffen köntest — o Lotte, zum Dank für meine Wohlthat, sollte er denn in keiner Leihbibliothek seyn, oder weiß ihn Arndswald nicht aufzutreiben, der nicht weggereiset zu seyn scheint. Aufträge.