(Etwa gleichzeitig: Auguste sieht heute wie ein Engel aus, in einem weißen Kleid mit einer dunkelvioletten Schärfe (ich habe nehmlich ihre blaue so fürben laßen), mit Wangen, Augen und Haar wie die vielversprechendste Blondine.)
Weiß der Himmel, was mich jezt alle Morgen so früh aufweckt wie eine Frau Amtmannin, die ehe der Tag anbricht die durch die Ställe gemacht haben muß, um 5 Uhr ist mein Schlaf weg, um 7 siz ich hier schon beym Frühstück mit meinen beyden Kindern, welches eine recht angenehme Stunde ist. Auguste steht schon nach mir auf, denn sie wird nun groß und klug und schläft länger. Seit vorgestern Abend weiß ich freylich wohl, was mich beunruhigt — Ihr habt mir vielleicht aus Vorsaz nichts von dem Zufall des armen Bruders sagen wollen oder die Sache ist Euch sehr leicht vorgestellt Krankheit. À propos Kniggens Roman ist, so viel ich meine, wohl das Beste was er geschrieben hat, und er ist der Philo, wie uns Trebra, der es wohl von sichrer Hand hat, sagt. Böhmer glaubt es gleich, wie er die Entwicklung des Illuminaten Systems von Kniggen las, ich wiedersprach, weil ich in Philos Briefen nicht Kniggens Ton zu finden dachte, es ist aber gewiß.
Nicht wahr, zu meiner Weinachtserlustirung schickst Dumir die Amtmannin von Hohenweiler, und mehr, so viel wie möglich, denn ich bringe die drey langweiligen Nichtsthue Tage vielleicht sehr einsam zu; arbeiten mag ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Da bey Euch Pickenik ist, wird doch nicht viel gelesen, und ich schick es gewiß in Betracht meiner Muße dieselbe Woche wieder. Nun zu den Angelegenheiten. In den Ideen über die verfluchten Puzsachen, die einen plagen, wie die Liebe, wenn man sie hat und nicht hat, renkontriren wir uns buchstäblich....
Du siehst Madam Böhmer wohl nicht? Ich fürchte, es wird nicht lange mehr mit ihr dauren, nach den Beschreibungen, die sie selbst, mit dem heitersten Muth und Hofnungen, von ihren Zustande giebt. Geholfen kan ihr gar nicht werden, sagt Böhmer; ihre Euren helfen ihr nur die Zeit hinbringen. Mich däucht, von der Familie ahnden wenige ihre Gefahr. Pine, der ungefällige Pümpel, besorgt sie auch wohl nicht im Geist der Zärtlichkeit des letzten Diensts? Niepers kommen Weinachten. O daß ich doch auf einen Tag bey Euch wär! Mein Compliment an Deine Herzbrüder und Seelenamis. Gehab Dich wohl, erfülle meine Wünsche und Erwartungen. Grüße Mutter, Louise, Philipp. Nun möcht ich, daß Philipp jezt nach Marburg reisen könte. Der Himmel bescher uns zum Weinachten die ächte gute Mähr von daher.