Wie das Jünglein pipset, das eben aus Mutters Schoos entlief — hudder hudder es ist kalt — ach wo sind meine weichen Decklein und meine weichen Läkelein — es schauert mich so — laß mich lieber wieder unterkriechen, Mütterchen. Die Häuser nickten sich entgegen wie ein paar alte Basen mit langen Nasen — muß meine langen Beine so hoch heben um die alten Perucken zu ersteigen. Weh weh wo ist mein Freund blieben, mit dem ich die Fluren durchstrich? Wo find ich eine Liebschaft wieder? Kluge Damen sind nicht für mich. Sonne der Eleganz, du bist untergegangen. Ihr seyd zu Ende, meine wählichen Tage.
So wehklagt Bruder Neuling. Ich wolte von ganzen Herzen, es gefiele Dir recht gut, denn das machte mir auch Muth, allein bedauren kan ich Dich nicht. Man muß ja so was in der Welt gewohnt werden, man muß früh lernen sich jeden Aufenthalt erträglich zu machen, und ich denke, auch dieser wird Dirs bald werden, wenn Du nur ein Menschenkind gefunden, daß halbwegs mit Dir simpathisirt und mit Dir spazieren läuft. Immer allein spazieren gehn, davon halt ich nicht viel, so viel Freude mir es dann und wann machen würde — es isolirt das Daseyn.
Bei Gelegenheit wird sich die Mutter wohl erbarmen, und Dich beßer betten. Was Friz mir sagen läßt, das rapportirst Du mir entweder nicht, oder er hat Dir nichts aufgetragen. Mein Gott, Ihr habt doch wohl nicht gleich einreißen und bauen laßen? Denn mit dem armseeligen Heerd ists doch nicht gethan. Da ist ja Z. B. kein Winkelchen, wo die Domestiken schlafen könten — nicht ein Örtchen, wo man Dinge bergen könte, die man nicht alle Tage braucht. Die Küche so nah am Vorsaal — wie würde da Bruder Friz oft gestört werden. Kein Boden, kein Fleckchen, wo sich waschen läßt, kein Plaz die nöthigsten Schränke zu placiren. Kurz, ein ordentlicher Haushalt ist da gar nicht zu führen. Es wäre nichts halbes und nichts ganzes, es wäre nichts. Weist Du, was ich wollte? Entweder, daß sich mein lieber Friz geduldete, bis er ein ander Haus hätte, oder daß es möglich wäre ohne Haushalt bey ihm zu wohnen, sich speisen zu laßen, und nicht so für Ewigkeiten zu bauen. Da braucht ich nichts wie Raum für mich und meine Kinder. Da ließen wir, Du und ich, uns das Eßen holen, und er ginge an seinen Tisch. Wo ißest Du denn jezt? Es werden ja doch eßbare Dinge gekocht werden ‒ Ihr werdet ja doch in Marburg keine Gaumen haben wie ein Rhinoceros? Du mußt mir das noch weitläuftig vorschwögen, eine Sache, in der Du Dich bey so bewandten Umständen anlernen laßen kauft.
Spricht Friz noch von Weynachten? Ich frage nicht hinter seinen Rücken, denn Du magst ihm diesen Brief getrost zeigen. Das ist einmal gewiß, meine Pension muß erst entschieden seyn, eh ich gehe, dazu räth mir Trebra, und die Bergrechnung ist erst im December, da mögen die Kobolde wißen, wann etwas bestimmt wird! Ja ich gesteh frey, den Winter über bleib ich gern noch hier. Trebra räth ferner Fritzen, sich ja zu verheyrathen, wenn er dächte an Leib und Geist je recht gesund zu werden....
Mein guter Bruder wird meinen Brief bekommen haben, den der Pastor für ihn in Verwahrung hatte. Wenn er die Umstände bedenkt, die Leidenschaft, mit der ich damals den Entschluß faßte mich in seine Arme zu werfen — so wird er mich doch etwas entschuldigen, daß ich ihn auch wieder änderte.
Ende fehlt.