Caroline von Schelling, Band 1


Dorothea Veit an Caroline.

Berlin den 20. April 1799.

Ich kann trotz allem Nachsinnen doch gar nicht mit dem Entschluß zu Stande kommen, ob ich Henrietten nach Jena oder nach Leipzig schreiben soll? — ich werde es also lieber ganz bleiben laßen und Sie, liebe Caroline, bitten, daß Sie ihr in meinen Namen etwas sagen oder nach Leipzig schreiben. Wenn mein Wünschen etwas gefruchtet hat, so ist sie jezt in Jena! — bey Ihnen! ist es so, so wünsche ich ihr Glück. In Leipzig und auf der Reise dorthin ist es dem armen Mädchen übel ergangen; ich hoffe, sie hat alles glücklich überstanden. Sie hat mit recht vielem Witz beklagt, daß sie nicht witzig seyn könnte....

Mir soll es aber wohl nicht werden, Sie in Jena zu sehen, in den schönen Kreis zu leben? Sie werden sich leicht denken, wie unruhig und bekümmert uns diese Nachrichten gemacht haben. — Laßen Sie es mich nur gestehen, am meisten traure ich dabey um alle die gestörten Plane. Fichte selbst wird, denke ich, den kleinsten Nachtheil davon haben. Und die gute Sache? — Die wird nun erst siegen; die Guten werden sich nun erst erkennen und näher zusammen treten. Aber unsre Plane, unser schönes Beysammenseyn? — Wie wird es nin mit Friedrich seinen Wunsch gehen, Sie noch diesen Sommer zu besuchen? ich fürchte auch dafür. Er läßt Ihnen noch sagen, daß die Levin es in 14 Tagen gewis wißen wird, ob sie nach Jena reisen kann, und alsdann wird sie Ihnen schreiben, und er reißt mit ihr, wenn es angeht. — Ich soll geschwind den Brief zumachen. Nächstens mehr. Viele herzliche Grüße an Schlegel. Ich grüße Augusten, auch in Friedrichs Namen.

Dorothea.

Was ich Ihnen noch zu sagen habe, in Betreff der Lucinde und der Nicht-Lucinde (ich meine die Unger) alles ein andres mal...