Ich hatte mich recht auf Deinen Brief gefreut, mein liebster Freund, aber ich derte, es ist auch nicht umsonst gewesen, den er hat mich in ein wahres Entzücken versetzt, so daß, wenn Du es nicht übel nehmen willt, ich nach der ersten Stunde wie ein leichtes Kopfwey davon bekam, das aber bald wieder verflog und nur das Entzücken blieb. Du hast mit so herrliche Gedanken mitgetheilt, so schöne Bilder, ja Tone selbst und dann so allerliebste Notizen, und was mehr als alles Einzelne ist, es leuchtet so aus allen hervor, daß mein Freund wirklich wieder zum Stehen kommt. Wohl hatte ich recht in den verfloßnen Tagen in Dir zu leben und zu weben, und wenn Du so fortfährst, so wirst Du mich bald ganz gesund machen. Wenn mein Herz wanken will, dann kann ich mich nun an das Deinige lehnen und Trost suchen; das ist das rechte Verhältniß zwischen der sterblichen Mutter und dem göttlichen Sohn. Ja Du erhebst mich schon durch die Hofnungen, die Du mir giebst, durch Deine Ansichten, wie ich sie auch haben könnte, Deine Ideen, wie ich sie nur Dir nach haben kann, und daß wir uns in jener heitern Helle begegnen, welche allein das wahre Element meines Gemüths ist.
Ich lese Deinen Brief unaufhörlich wieder, weil mich alles darinn so sehr ergötzt, und diesmal hat Schlegel auch sein Theil hingenommen, denn Du kannst denken, daß der Beyfall, der dem Werkchen wird, was ihm schon unsäglich viel Spaß beym Verfertigen gemacht hat, den Spaß daran aufs höchste treibt. Er ist Dir sehr verbunden, daß Du ihm zu der Wissenschaft seines Gelingens mit verholfen hast, und auch noch weiter sein Verkündiger werden willst. Es ist ein glücklicher Ausdruck, daß Du seine Poesie ein kräftig gewordenes Organ nennst, man kann auch in der That gar nicht absehn wie viel Gewalt und Umfang es noch gewinnen mag, daß er sich endlich ganz in dieses Eine verwandelt. – Besonders freut er sich jetzt einer Prophezeyhung des Propheten Friedrich, der ihm einmal sagte, sein Wiz und seine Lustigkeit wären poetischer Natur, nicht im Allgemeinen, sondern ganz besonders, und wenn er dazu gelangte sie auf diese Weise auszusprechen, so würde er sehr viel damit machen können.
Wir erhielten auch zugleich die Blätter von der LZ.; aus Deiner Äußerung hatte ich noch auf stärkere Persönlichkeit geschlossen. Da aber Friedrich Mad. Veit gewiß selbst schon lange nicht mehr für Lucinde hält, so haben wir auch kein Recht dazu. Schütz hat es nicht gemacht, denn Falk ist nicht darin zu verkennen, wenn man ihn nur ein wenig kennt, es kommt alles vor, was ihn bezeichnet, und es ist hübsch, daß er es schon vor der Erscheinung des Kotzebue muß gemacht haben und das Schwerd bereits über seinem üblen Willen hing. Die Anzeige des Soltau ist vielleicht von dem spanischen Reisenden Fischer. Soltau läßt hier bey Vieweg die Übersetzung der Novellen des Cervantes drucken und auf eigne Kosten einige Bogen gegen Schlegel hinterdrein. Zugleich hat er geschrieben, wenn er nur aus Lüneburg abkommen könnte, so würde er sich sehr freuen Hrn. und Madam Schlegel kennen zu lernen, von denen er hörte, daß sie in Braunschweig wären. Es ist schon ein alter Herr mit vielen Frauen und Kindern.
Schon ließ es sich an, als ob ich diesen Brief Schlegel mitgeben würde, aber er kann noch nicht reisen; das Wetter hat die Wege grundlos gemacht von allen Seiten, und er ist noch nicht ganz wohl. Wenn er nicht einiges in Jena zu besorgen hätte, besonders Friedrich zu treiben, so richtete er es selbst sehr....
Bogenende.