Caroline von Schelling, Band 2


An Schelling.

Braunschweig, Januar 1801.

Was für eine Nachricht hast Du uns gegeben, mein lieber Schelling, und welche wird heute kommen. Ich kann nichts ordentliches schreiben und thun bis zu Ankunft Deiner Briefe, und ich gestehe Dir, ich bin innerlich krank vor Augst, ob die Hofnung, die ewig wache, und das gute Zutraun schon noch nicht ganz ertödtet sind. Du hast auch so wenig gesagt. Wir haben nur durch einen Brief von Hufelands noch erfahren, daß Starke gerufen worden ist, und wenn Goethe nur nicht alle Besinnung verliert, so wird der ja nach seinen Angaben und Anweisungen das Beßre zu thun wenigstens nicht eigensinnig seyn. Was hielt Dich ab mehr zu schreiben, nur einige Worte mehr? Stahl soll auch sehr krank seyn, warest Du vielleicht bey dem gewesen? – Kann man so viel noch zu verlieren haben, nachdem man schon so viel verlohren hat?

Wenn es ist – nein, wir wollen nicht darüber reden. Es ist das Schlimmste, und Du mußt Dich doch um so mehr erhalten. Was sollte auf Erden werden!

Ich bin mit dem heftigsten Herzklopfen nach einer schlaflosen Nacht aufgestanden, und zähle die Viertelstunden, bis die Post kommt. Du wirst mich doch heute nicht versäumen? Es ist mir schon eingefallen, daß Du vielleicht hinüber gingest am Sonntag, und wer weis, ob Du wiederkämest. Doch Du hast gewiß für mich gesorgt. Du weißt wohl, daß er mein Hort und Heil für Dich war und ich mich weit mehr auf ihn verließ als auf mich. Was vermöchte die gedämpfte Stimme Deiner Freundin?