Caroline von Schelling, Band 2


An Schelling.

Braunschweig, Jan. Febr. 1801?

Anfang fehlt.

... noch werden kann, wenn man erst auf dem Punkt darin steht, wo Du jetzt. Damit habe ich Die mein Geheimniß ausgesprochen, Du mußt es nicht misbrauchen, mein Herzensfreund. Du mußt redlich versuchen, ob Du mich entbehren kannst, aber traue Dir langsam darüber. Wir gehören einander an, wir sollten innig Eins seyn. Habe ich Dir je mistraut, Du meine Seele? Warum den Du mir?

Du wirst mich fragen, ob mir denn der Ausgang gleichgültig ist? Ja, muß ich antworten, und wenn die süße Liebe mich auch zurückhalten will. Ich bin meines unzerstörbaren Glücks, wie meines unheilbaren Unglücks gewiß. Das ist mein Vorrecht.

Und nun laß uns uns wieder in unsre bisherige Stille begeben, Du hast mich so oft schon Entzücken in ihr über Dich empfinden lassen. Ja, erheitre mich mit Deinen Bestrebungen und Gedanken. Liebe mich, ich knie vor Dir nieder in Gedanken und bitte Dich darum.

Wahrlich es war nur ein plözlicher Einfall mit der Reise, und ich bin überzeugt, daß Du in Jena bleiben mußt.

Der Genius, der mich leiten wird, das ist Dein Genius. Er wird gewiß gut seyn.

Ich habe endlich vor wenig Tagen eine Antwort von Charlotte Urff bekommen. Man hat ihr meinen Brief lange vorenthalten, sie ist nicht bey ihrer Mutter, sie ist bey Freunden in Frankfurt, von denen sie sich jetzt nicht losmachen kann. Die Ursachen davon wären wichtig und traurig, schreibt sie, alles wichtige wäre traurig. Doch betrift es blos jene Familie, nicht sie, und sie meint auf den Sommer noch zu mir kommen zu können, wenn ich sie noch wollte. Im ganzen Brief ist sie die nehmliche wie sonst, an Liebe und Würdigkeit geliebt zu werden.

Du nimmst es doch nicht übel, daß ich die Einlage einlege? Ich hatte es Wilhelm angeboten. Er ist mit 3 Akten des Shakesp. fertig und macht nun einen Aufsatz über Bürger, den Dichter, in die kritische Sammlung. Ohne Frost kann er nicht reisen, wenn Friedrich auch ungehalten würde; der bezeugt indessen nichts davon. Ich habe seine lezten Briefe alle gelesen, auch den heutigen an ihn.

Sollte er in seinen Verhältnissen das Herz haben Wilhelm abgeneigt zu seyn? tant pis pour lui.

Englischer lieber Freund, leb wohl, ich umarme Dich, so fest, so treu, so voll Liebe und guten Geistes, Du kanst nicht empfindlich dagegen bleiben.