Es ist ein langer langer Brief von Schlegel angekommen, den ich Dir schicken würde, wenigstens die Geschichte des Kamäleon, von der es gar kein Wunder ist, wenn der eine sagt, sie ist roth, der andere, blau – aber ich habe eben diese noch zu einer Verhandlung mit Vieweg nöthig und verspare es bis zum nächstenmal.
Vom Thurm zu Babel meynt Tiek, daß er von Brentano ist. Der Künstler Tiek kommt auf Ostern nach Deutschland zurück und wird mit seinem Bruder den Sommer in Dresden zubringen.
Ich werde heute noch einen Brief von Dir bekommen, dem ich gern ruhig entgegensehn möchte, aber mein unruhig schlagend Herz kann nicht. Nur bin ich entschlossen es meinem Freunde nicht wieder zu geben, wenn er mir zürnet, und vielleicht schicke ich dieses noch ab, ehe ich das andre erhalten kann. Ich liebe Dich herzlich, Du magst mich auch kränken, bekümmern und misbilligen, nur mußt Du mich nicht hassen, und wenn Du es zu thun glaubst, so abolire ich es im voraus, sehe es als Nichtgeschehn an, und verfahre mit mir darinn nach Deiner Liebe. Gott nehme Dich in seinen heiligen Schutz.
O du Lieber, weine nicht, ich bitte Dich mit Thränen darum. Wird alles, was ich Dir seitdem sagte, wird es Dich gar nicht beruhigt, getröstet haben? Hast Du nicht darinn gefunden alles, was Du Dir als Milderung wünschest? Mein Herz weiß ja gar nichts mehr vom lezten Anstoß, es erkennt ihn selbst als zufällig, und die jetzige Entscheidung als die einzig wahre unsrer Liebe an, die aus ihr hervorgehen muste, die unser ewiges Bündniß allein fest bestimmen konnte seiner Art nach. Schelling, es ist unsäglich, wie Deine Wehmuth meine Brust zerreißt, ich könnte Deinen Brief nicht noch einmal lesen; er kam früher wie gewöhnlich, ich wußte kaum von mir selbst, wie ich ihn öffnete. Ich liebe Dich so, daß ich meyne, es müste Dich heilen können. Übereile nichts – im Verlauf des nächsten Monats seh ich Dich und bleibe den Sommer in Jena, also bitte ich Dich um meines Glückes willen auch zu bleiben. Ich habe mich der Hofnung und meiner ganzen Zärtlichkeit hingegeben, nachdem ich einmal zu einem festen Punkt an mir gekommen war, der mich muthig machte, weil er mir alle Entweihung der Menschen fern hält. – Zu triumphiren – dazu sollen unsere Feinde keine Gelegenheit finden, glaube es mir. – Wenn Du während der Ferien eine Reise machen könntest zu Steffens, wo nicht mit ihm, bey Deiner Rückkunft fändest Du mich.
Alles Heil erwarte ich von Dir und es muß uns beyden werden, wenn wir uns nicht fernerhin von einem stürmischen Gefühl regieren lassen. Meine Seele nährt sich von der Gewißheit eines baldigen Wiedersehns. Ich befinde mich wohl und will nicht zu meinem Bruder reisen um mich recht zu schonen. Leb wohl, wohl, ich trenne mich auch von diesem Blatt nur um mich zu erholen. Versäume Dich nicht in Deinen lezten öffentlichen Geschäften, und wenn Du augenblickliche Erquickung bedarfst, so geh zum Gothe – er weiß, daß Du sie brauchst.