Ziemlich lange bin ich Die Antwort und Dank schuldig geblieben, allein Du verdienst es am Ende nicht besser, da Du mir ja selbst so selten schreibst, als ob Thomas es jedesmal Sr. Durchl. hinterbrächte, wenn ein Brief an mich abgeht. Würste.
Es ging nahe dabey her, so hättest Du im Weinachtsfest einen Besuch von Schelling und dem Ungarischen Magnaten Baron Podmanitzky erhalten, er steht Dir übrigens noch bevor, ja ich habe selbst versprechen müssen dabey zu seyn, was ich nur vielleicht nicht halten kann. In Weimar sind jene beiden wirklich einige Tage gewesen, zu beiderseitiger höchster Zufriedenheit. Tiek habe ich nicht gesehn, seit ich Dich nicht sah, er hat versprochen künftige Woche zu kommen und soll treffliche Arbeiten gemacht haben, unter andern eine ungemein wohl gerathene Büste von der Jagemann. Daß Tiek die Satyre nicht geschrieben, dabei kannst Du mit Sicherheit beharren, die Weimaraner behaupten es nur um ihn mit Goethe zu entzwein; wir wissen ja aber, daß er gar nicht schreiben kann. Mir wird es immer dunkler, wer es gemacht haben könnte, viele haben schon auf den Hrn. Bode gerathen, das glaub ich indeß nicht. An den sogenannten Schlüssel konnt ich nichts besonders finden, er schien mehr wohlgemeint wie passend, und traf nicht ins rechte Loch...
Was hats denn zum heiligen Christ gesetzt? Sieh, wenn Du hier gewesen würst, so solltest Du einen recht schönen bekommen haben, aber Abwesende kriegen nichts. Ich habe mich zwar wirklich dießmal gar nicht mit Austheilen eingelassen und Rosen das ihrige an Geld gegeben, weil ich sonst die dumme Köchin auch hätt beschenken müssen, und überhaupt ohne Kinder kein Spaß dabei ist, als welche Rolle Du das vorige mal spielen mußtest. Schelling habe ich doch einen Pfropfzieher beschert mit diesem Sinngedicht:
Längst hattest Du den Schlüssel der Natur,
Dir fehlte einzig der der Flasche nur,
Denn der hat nicht den Geist der Welt ergründet,
Der nicht sein Werk im goldnen Weine findet.
Habe ich Dir schon den göttlichen Tokayer gerühmt, den ich im Keller habe? Podmanitzkys Schwester ist die Hauptbesitzerin der Weinberge um Tokay, und er hat geschworen, daß es der Naturphilosophie nie mehr daran gebrechen soll. Solche vortreffliche Außerungen auch abgerechnet, muß ich Dir ernstlich sagen, daß P. ein ganz vorzüglich guter und nach vielen Seiten hin ausgezeichneter Mensch ist, mit dem in Verbindung zu stehn Schelling viel Freude macht. Er kommt sicher nach Gotha und dringt darauf, S. soll ihn begleiten und Besuche mit ihm machen bei allen guten Freunden.
Ist es Dir schon bekannt geworden, daß man uns den Himly wieder abgejagt hat, die Göttinger haben ihn für 1200 rh. an sich gebracht, was man ihnen gönnen kann. Die Sachen sehn hier indessen schlimm aus, es wird von vielen Rufen nach auswärts hin gesprochen, man behauptet sogar, der Pedell habe einen und es würde alles auseinander gehn. Der Stadtkirchner hat auch wirklich in seinem Neujahrswunsch darauf angespielt.
Ich warte nun auf das erste Blatt von Kotzebues Zeitung, Merkel ist dabei gleich in der Geburt erstickt, sie haben sich entzweit, ehe sie sich vereinigten, die beiden Helden der Nichtswürdigkeit, Kotzebue giebt das Blatt allein heraus. Schlegel schreibt bis jetzt gar nichts hierüber. Seine Vorlesungen sind diesmal fast noch glänzender besetzt wie voriges mal, nur mit weniger Damen, aber einem großen Theil des diplomatischen Corps. Er hat viel häusliches Leid mit getragen, indem 14 Tage nach der Niederkunft der Bernhardi ihr ältester Knabe sehr krank war, daß sie einigemal den Tod erwarten mußten, das hat denn auch die Mutter wieder krank gemacht, und sie stellt sich nur langsam her.
...Noch ist ja Prof. Meyer nicht verheirathet, aber Mlle Vulpius niedergekommen. Es war ein Mädchen, das bald wieder aus der Welt ging, und so hat der Himmel den Knoten gelöset.
Mündlich wollten wir über einen andern Knoten etwas lachen, nämlich ob das Jüngelchen, was der Paulus hier warten und wickeln muß, einen Apostel oder Evangelisten zum Vater hat.
..Nun leb recht wohl und schreib mir, wie sich die Deinigen befinden. Grüß Mütterchen recht sehr und vergeßt mich nicht, noch laßt mich aus eurem Herzen fallen.