Caroline von Schelling, Band 2


An Julie Gotter.

Jena 21. März 1803.

Hr. Fromman bringt Dir den noch schuldigen rh. mit. Wenn es thunlich gewesen wäre, so hätte ich mich ihm selbst mitgegeben, allein noch verbieten mir die Umstände hier von der Stelle zu gehn, so daß ich nicht einmal die Braut von Messina (über die Dir Fromman nähere Auskunft geben kann, da es ihm nicht an einem tüchtigen Urtheil gebricht) habe sehn können. Kommt vor Ostern, wie ich nicht zweifle, alles zu stande, so hoffe ich gewiß euch auf einen Tag zu sprechen. Länger wie Einen Tag in Gotha zu verweilen davon schreckt mich allerdings Podmanitzkys Beschreibung ab, der wieder hier ist, und die Hände über dem Haupt zusammenschlägt, wenn er sich des erhaltnen Eindrucks erinnert. Àpropos, hat er Dir erzählt, was wir ihm im Scherz auftrugen, weil er bey der Entdeckung Zeuge war, daß meine Köchin alle Abend zu Herr Professor Augusti geht? – Nicht à propos – Rose ist Braut, ich lasse sie in den Händen eines würdigen Mannes zurück (pour ains dire). Sie hat sich vor Freyern nicht retten können, seit man glaubt, daß ich sie nicht behalten kann wegen der Reise, einmal hat sie schon fast ein Bäcker in seinen Backofen gesetzt, da ist sie noch entronnen, aber nun ist ein junger Mann gekommen, eine Art von Bauherr oder Mauermeister: so etwas wie Zelter (nur nicht so groß), der ist in der Fremde gewesen, kann Risse machen, hat 40 Gesellen unter sich, aber nicht im Hause, besitzt ein eignes Haus usw. und heißt Wenzel. Diesen nimmt sie, wie es scheint, recht gern. Auch Geist hat ihm ein gutes Zeugniß gegeben, und so wird denn, so Gott will, alles gut gehn.

...Auch wir sind in Gefahr einen beträchtlichen Verlust zu machen, durch Arnemann, dessen Concurs nun deklarirt ist; er hat sich von Göttingen wegbegeben. Es wird mich wegen meiner Mutter sehr schmerzen.

Mutter ist doch wieder wohl? Ich grüße euch herzlich, muß aber schließen.

Caroline.