Glück, Heil und Segen denn, liebe Beate, auf den neuen Weg, der vor Dir liegt – wir haben uns herzinniglich desselben erfreut, und hegen die beruhigendste Erwartung von Deinen künftigen Geschick. Dein Bruder wünscht sich Glück zu einem so wackern Schwager, von dem er, nach allem, was Du und die Eltern von ihm schreiben, mit Zuversicht glauben darf, daß Dein Loos vortreflich ist, und Dein Bräutigam es in seiner Seele mit übernehmen wird den lieben Eltern, denen er so nahe ist, alle häusliche Freude zu machen, die der entferntere Sohn ihnen nicht gewähren kann. Grüße Deinen Groß recht sehr von uns und versäume nicht ihm zu sagen, daß ich mich ganz besonders dafür interressirt habe, daß Du Kleine Groß würdet, denn daß Du klein bist, wirst Du ihm wohl nicht haben verhehlen können. Er hat es gut gemacht, daß er sich auf der Stelle entschloß gleich nach Murhardt zu gehen, da er euch in Winnenden nicht fand, es gefällt mir auch, daß er ein tapferer Reuter zu seyn scheint. Kurz, ich habe die allerbeste Meinung von ihm. Daß Du die Kleine so lieblich ☉ gefunden, ist mir sehr erfreulich gewesen. Nach Mann und Kindern kommt dann Haus und Hof, Gärten und Weinberge und alle die Dinge, von denen geschrieben steht, daß man sie dem Nächsten nicht beneiden soll und die ich Dir auch über alle Maßen gönne. Die Gegend, der Steig nach Geisburg zu ist mir wohl bekannt, dort hat mich Fritz auf dem Wege nach Kanstatt einmal einige Stunden in der Irre herum geführt, so daß ich Zeit hatte die Aussicht zu besehen. Sie ist herrlich. Nenne mir doch Deine nähern künftigen Verwandte und Bekannte in Stuttgard. Ich vertraue hier nach und nach unsern Bekannten an, daß Dich gleich bey Deiner Rückkehr ins Vaterland zärtliche Arme aufgefangen haben – Gärtners, Mutter und Töchter, waren bey mir, aber ehe ich eure Briefe erhielt, auch zu Siebolds konnte ich noch nicht kommen – die Sturz und Hartleben wissen es aber und Köhler, der seine Verwunderung nach seiner Weise darüber an den Tag legte, daß Du schon an dergleichen dächtest! –
Von unsrer Rückreise muß ich Dir erzählen; sie war leiden viel lustiger wie unsre Hinreise, ich sage leider, denn es hätte nicht so seyn sollen, Du hättest da noch einen recht vergnügten Tag haben sollen, dazu warst Du aber erstlich selbst unfähig, und dann – wer hätte solchen unaufhörlichen Stößen, wie wir Nachmittags erlitten, Widerstand leisten können! Meine zarte Maschiene ging fast dabei zu Grunde, und ein Stoß zieht immer andre nach sich. Wir nahmen auf der Rückkehr unsern alten Weg über Jaxtberg, der des Regens ungeachtet weder so beschwerlich noch so lang war, und in Liebe und Eintracht zurückgelegt wurde. Zwischen 3 und 4 waren wir in Mergentheim, nur betrübt, daß wir das Entendorf nicht näher besehen könnten, indem der Regen uns selbst in nasse Enten verwandelt haben würde. Wir hatten schon lange darüber gespast, daß der Wirth statt der Linsen uns nun gewiß gelbe Erbsen würde vorsetzen, er sprang uns entgegen und führte uns in das Zimmer, wo wir Tags zuvor zu Mittag aßen. Kaum hatten wir uns da umgesehn, so klopfte es an die Nebenthür, sie wurde geöffnet und Köhler, Kieser und Lambinon standen da vor einer gedekten Tafel, auch der kleine Fritz sprang seiner Mutter in die Arme. Sie waren uns dahin entgegengefahren, und den Jubel magst Du Dir denken. Wir blieben 3 Stunden wenigstens da, bey vielen Flaschen Wein und in großer Herrlichkeit beysammen, wie wir uns wieder auf den Weg machten, fand es sich, daß Freund Köhler sich gleichsam durch seine eigne Lustigkeit berauscht hatte, Fritz hatte sein innigstes Ergötzen an ihm, er war so ausgelassen und so witzig, daß er uns den Weg beträchtlich verkürzte; wir kehrten noch einmal ein, und waren zwischen 2 und 3 Uhr in Würzburg. Seitdem haben wir denn auch schon manchen Spaß gehabt, in Zell, Veitshöchheim, der Aumühle usw. Einmal habe ich mich entschloßen Spiel und Souper zu geben, wo 3 Spieltische waren, Sturzens, die Hartleben und alle die einzelnen Herren von unsrer Bekanntschaft, samt einigen Fremden. Des Abends essen denn wie gewöhnlich immer einer und der andre mit, so daß Du leicht glaublich finden wirst, wie ich neben der Wäsche und sonstigen Besorgungen fast nicht einen Augenblick zur Ruhe kommen Haushalt. Magd. Da uns der Vater so viel Geld mitgegeben hatte, so gab ich ihr gleich zu dem, was Du mir für sie auftrugst, in des Hrn. Prälaten Nahmen noch einen Laubthaler dazu, das ist mir nun um so lieber gethan zu haben. Um Dich hat sie es auch verdient, sie hat Dich immer treulich gepflegt.
Du traust mir eine unendliche Wissenschaft in Vorhängen zu, daß ich Dir sogar abwesend rathen soll – Da hilf Dir selber! Wenn ich die Anschauung nicht habe, so habe ich auch keinen Rath. Du wirst Dir schon was aussinnen; wofür wärst Du denn auf der Universität gewesen?
Heute haben wir zuerst den Borgiasbau besehn, welches mit denn eine ungemeine Satisfaction gewährt hat. Jede Etage hat ihre eigenthümlichen Verdienste, und wir würden über die Wahl verlegen seyn, wenn man sie uns auch ganz unbedingt zugestände. Die Zimmer sind hoch, schön vertheilt, sehr bewohnbar und ich werde mich unstreitig weit bequemer einrichten können. Ich glaube, wir werden bey der ersten Etage stehn bleiben, welche so hoch über der Erde ist wie in den meisten Wohnungen die zweite wegen des beträchtlichen Souterrains. Es thut mit recht leid, daß Du nicht zufällig noch dieses Haus inwendig gesehen haft um Dir eine lebhafte Vorstellung von den allerliebsten kleinen unschuldigen Verschönerungen, welche ich da anbringen werde, zu machen.
Einrichtung.
Künftigen Sonntag wird die Regierungsräthin Liebeskind, deren Mann auf Komission und ihre beide jüngste Kinder bey der Grosmutter sind, wohl wieder abreisen.
Von der Abreise der Hausgenossen im andern Flügel habe ich noch nichts gehört.
Mögen den die nächsten Wochen freudig vorübereilen. Du wirst uns doch, wenn Du erst in Ruhe bist, einiges davon mittheilen. Lebe recht wohl.