Caroline von Schelling, Band 2


An Begte Schelling.

Würzburg d. 24 Jul. 1804.

Gestern kam ein Brief vom Vater und Deinem Groß an, welche beide Schelling heut zu beantworten nicht im Stande ist. Ich schreibe Dir nur diese Zeilen, liebe Beate, um Dich zu benachrichtigen, daß am Freitag 2 verschiedene Päckereyen nach Murrhard addressirt für Dich abgingen, die noch vor der Hochzeit eintreffen sollten, aber ihr habt so geeilt, man konnte euch bey dem besten Willen nicht nachkommen! Geschenke.

Mutter muß nun gewiß der Trauung ohne Haube beywohnen, weil ich die meinige zu spät abschickte. Ich hoffe, sie soll ihr recht gut stehn. Sie kann immer sie noch nöthig haben, wenn sie Dich nächstens in Stuttgard besucht und die vielen Nebenbesuche zu machen hat. Thee ist auch dabey für Murrhardischen Gebrauch. Du wirft die verderbte Sitte des Theetrinkens schwerlich fortsetzen; könntest Du Dich aber nicht ganz losmachen, so ist die Adresse an Hrn. Heinrich Wilhelm Schmidt in Frankfurt, das U zu 4. 5. oder 6 fl.

Kaum weiß ich, wohin und an wen ich dieses zu richten habe. Im Lauf dieser Woche wirst Du Dich schon verheyrathen, gestern bist Du zum drittenmal aufgeboten, nach meiner Rechnung kannst Du am Ende der Woche schon Frau Secretairin Groß zu Stuttgard seyn. Und als solche begrüße ich Dich denn nochmals mit den herzlichsten Wünschen nebst Deinem neuen Gefährten.

Gestern waren wir bey Siebolds, Mlle Minchen war auch da. Der Alte frug nach Dir, und da erzählte ich denn aufs lauteste, was ich der Mad. Siebold leiser schon vertraut hatte. Man freute sich, schien aber doch schon alles zu wissen.

Wir haben einen schönen Abend in Dürbach gehabt, wohin wir in sehr starker Begleitung zu Fuß gingen, nur Fuchs und der junge Psenburg zu Pferd. Dort nahm uns der gastfreye Schulz in seine Hütte auf; der Ort liegt ganz in Weinberge gehüllt in der Tiefe hinter dem Steinweinsberge. Wir kamen erst um 11 Uhr beym stillsten Mondschein zurück. Leb wohl für diesmal und laß uns bald von Dir hören.

C. S.