Du hast uns freilich recht lange auf Nachricht von Dir warten lassen, doch gilt Dein Entschuldigungsgrund schon im Evangelium, wie der Geladene spricht: ich habe ein Weib genommen. Einen Mann zu nehmen vollends – das will, wie die Welt geht und steht, noch mehr sagen. Genug, wir freuen uns herzlich Deiner Zufriedenheit und sie wird, nebst der Deines Mannes, die ja eins mit der Deinigen ist, stets einen Theil der Unsrigen ausmachen.
Von uns will ich Dir melden, daß wir wohl sind, daß wir Übermorgen endlich nach Bamberg gehn, und daß wir in unsrer Wohnung bleiben. Dieses wird denn auch wohl das Gerathenste für uns seyn, selbst wenn die andere noch weit vorzüglicher wäre, als sie ist. Hier sind wir allein, und haben Ruhe und Frieden, der sich unter jenen feindseeligen und hinterlistigen Hausgenossen immer nur mit Kunst hätte behaupten lassen, für den man sich beständig hätte wehren müssen, was den schon Krieg ist. Wie sich dieses noch gemacht und vieles andre wäre zu weitläuftig zu erzählen. Dieser Tage habe ich einen Transport der werthen Freunde nach Ludwigsburg ein und aufladen sehn. Der Hr. von Hoven ist noch zurückgeblieben, wegen der vielen Geschäfte, vermuthlich weil er die Langeweile und die Nachfragen in der Heimath fürchtet. Du wirst gewiß nun manches zu hören bekommen von dem, was die schwäbischen Damen, die Hausmagd mit gerechnet, dort aussagen. Ich will Dir dagegen verrathen, daß Minele, wie ich kürzlich erfuhr, ganz ihrer verliebten Natur nach hier bekannt zu seyn scheint und man sie auf Rendésvous ertappt haben will.
Solltest Du vernehmen, daß ich jetzt gar drei Mägde habe, so wisse, daß dies folgendermaßen zugeht. Magdalene, welche wir mir immer die alte Kaiserin heißen von einem Schauspiel von Tiek her, das kürzlich bey uns vorgelesen worden, wo eine dergleichen verrückte Kaiserin mit schwarzen brennenden Augen umher geht – Magdalene wurde denn wirklich aus Ärger und verliebter Wuth krank und begab sich Knall und Fall ins Hospital. Ich fand gleich auf der Stelle ein andres Mädchen und wollte Magdalene gar nicht wieder ins Haus nehmen, sie war Schelling ganz unausstehlich geworden, und meiner Natur ist sie immer zuwieder gewesen... Denn in diesem Herbst wird es doch nicht geschehen können, daß wir selbst hinaus kommen und Deine reiche Ernte mit ansehn. Wir wollen uns das bis übers Jahr aufsparen, wo Du – uns auch schon vielleicht eine kleine Frucht andrer Art entgegen zu tragen hast.
Es interressirt Dich wohl zu hören, daß der Zeitungsschreiber bey Hartlebens seinen völligen Abschied bekommen hat und sie jetzt eben so über ihn denkt wie wir... Ganz Würzburg befindet sich in diesem Monat außerhalb Würzburg. Das Militair ist nach München zum Lager marschirt, die studierende Jugend nach Haus zu Mana und Papa, die Professoren machen sich meistens alle auch einen guten Tag. Prof. Fuchs reißt Morgen mit Gärtners ab. Mr. Lambinon wird auf seiner Tour über Stuttgard kommen und alle Taschen voll Neuigkeiten haben. Eine will ich doch selbst noch mittheilen – nehmlich Niethammers sind wirklich hier eingetroffen, haben ihr Logis in der Neubaugasse dicht neben Hartlebens. Sie haben uns den gleich besucht, wir werden übrigens auf den alten Fuß zusammen halten. Sie hat nicht ermangelt der Frau v. Hoven verschiedentlich bereits die Cour zu machen.
Unter vielen Fremden und alten Bekannten, die uns kürzlich hier besucht haben, war auch der kleine halbtaube Dr. Gries, von dem Du uns zuweilen hast sprechen hören, daß er gewiß noch kommen würde.
Heute habe ich nicht mehr Zeit unserm herzlieben Mütterchen zu schreiben, es geschieht aber noch vor meiner Abreise. Theile, wenn Du willst, ihnen einstweilen dieses mit Schelling grüßt euch herzlich und hat sich der Zuschrift Deines lieben Mannes brüderlich gefreut. Lebe recht wohl und melde mir auch, ob Du recht gesund bist, recht munter und schnell auf den Füßen, auch in welchen Rollen Du den Iffland gesehn hast.