Caroline von Schelling, Band 2


An Anna Maria Windischmann.

Würzburg d. 2ten Dec. 1804.

Vorgestern, liebste Windischmann, habe ich eine Caffeemaschine für Sie auf die Post gegeben und heute kommt dieß Briefchen nach – ich denke, sie werden wohl zusammen eintreffen. Ihre Sendung haben wir mit allem Dank empfangen, aber mit wahrer Betrübniß gehört, daß Windischmann so bedeutend an seinen Augen leidet. Augen muß man freilich hüten wie seinen Augapfel, und Schelling will ihn nicht treiben gegen sie zu handeln. Aber könnten Sie nicht bey dieser Gelegenheit Ihres lieben Mannes Auge und Hand seyn und sich von ihm dictiren lassen? Sehn Sie, Sie haben nichts dabey gewonnen, daß Sie die Sache so dringend machen, nun legt man sie eben so dringend, oder vielmehr etwas zudringlich Ihnen wieder an das Herz.

Schelling bittet sehr um Entschuldigung, daß er noch nicht antwortete, er leidet beträchtlich an Mangel der Zeit, und heute wird erst die Definitiv-Ankündigung der Jahrbücher abgehn. – Ich will dafür sorgen, daß Windischmann die zugesandten Bücher um die bestimmte Zeit wieder erhält. Die beyden Theile Jean Paul soll er behalten, sich aber den dritten, der viel besser ist wie die ersten, dazu anschaffen. Dieser hat uns wirklich Freude gemacht. Außer der ächten Redlichkeit der Gesinnung, welche daraus hervor leuchtet, sind auch manche Bemerkungen, Vergleiche, Zusammenstellungen so ergreifend witzig als wahrhaft schön ausgedrückt. Er hat Ausdrücke für Ansichten gefunden, die wieder neue Ansichten schaffen.

Die Mechanik der Caffeemaschine haben Sie doch noch im Gedächtniß? ... Möge Ihnen der Caffée lieblich daraus entgegen duften und wohl bekommen. Zum Ersparen ist aber die Erfindung eben nicht eingerichtet.

Leben Sie für heut recht wohl, ich werde verhindert mehr zu schreiben.

Ihre Schelling.