Caroline von Schelling, Band 2


Luise Wiedemann an Caroline.

Kiel 4. Sept. 1805.

Einen Theil der üblen Nachrichten, von denen Du mir in Deinen Brife Nachricht giebst, hatte ich schon durch die Hamburger Zeitung erfahren, und hatte mich für euch besorgt gemacht, allein die nächste Zeitung wiederrief schon einen Theil derselben, doch blieb die Nachricht gegründet, das Würzburg von den hohen Herschaften nicht ganz frei bleiben werde, dan hörte ich, die Universität solle nach Bamberg verlegt werden, dies glaubte ich würde euch lieb sein, weil Bambergs Lage und alles dort angenehmer se, allein Dein Brief hat mich in neues Schrecken gesezt und Theilnahme an euren beunruhigten

Zustand. Murhart bietet euch in seinen gereumigen Mauren wohl auf jeden Fall Zuflucht, wenn ihr die Wonung, was Wiedemann gleich fürchtete, reumen müßt, und nicht gleich eine andere fändet – ich bitte Dich mir doch ja balde zu schreiben und auch wie es Hufelands treiben, denen dies alles wegen ihren Kindren weniger gleichgültig sein muß wie euch – Wiedemanns Meynung damals war, die Aufklärung gehe zu schnell, er habe daran keinen Glauben an die Dauer von allem diesen. – Der Mutter ihre Trostlosigkeit wird sie Dir selbst bezeugen, ihre Briefe sind für mich wahre Ein Todesfall.

Hatte ich Dir den nichts über des Freundes Hinscheiden gesagt man sieht aber, wie aller Menschen Urtheil über ihm zusammen trift, den eben, was Du mir schreibst, sagte mir auch ein gewisser Hannovraner Schubach, der bei der Regirung in Schleswig ist.... Ich dächte, man könnte an Wöller schreiben und diesen um die etwa zurückgeblibnen Brife bitten, einen Brif an Möller will ich wohl durch Schubach befördern, willst Du nun an diesen oder soll ich an denselben schreiben, durch diese Gelegenheit könnte man auch die Brife ohne Porto erhalten?

Über Meyer bedarf es auch noch einiger Worte, mir deucht, ich hätte damals ausführlich darüber berichtet; genug allso, das es der unsere ist. So balde wir in den nichts weniger wie reizend gelegnen Flecken Bramstadt ankamen, fragte ich die Dirne im Hause, ob sie wisse, wo ein Herr Meyer wohne. Ja, in jenem Hauße. Da mir die Hofmann in Hamburg schon gesagt hatte, ich sollte nicht selbst hingen, weil ich ihm in große Verlegenheit setzen würde, ließ ich ihn zu uns bescheiden, wo er den gleich als ehrlicher Gutsbesitzer ankam und sich unendlich über unser dasein freute, die Welt ist ihm nicht fremde geworden, er wuste mit allens bescheid, und war zu hause, er blib des Abends bei uns, er sagte, das er sehr vergnügt lebe, er habe wenigen Umgang, doch sein ein paar Männer im Ort, mit denen man reden könne. Den Winter habe er oft einige Zeit in Hamburg zugebracht sein euseres war noch das alte und mir deucht, er hätte sich gar nicht verändert, die Augen freundlich und klar – der Rok grau und eine blau gestreifte leinene Hoße an, ich dachte an den Zebra Rok, in dem er so berühmt schön war – er scheint jezt glücklicher wie damals zu sein, ich weiß nicht, wer einmal von einer Müllerin redete, die er schön fände, darüber habe ich nichts erfahren, als das er sagte, die Aussicht aus seinem Fenster were nicht übel, und blibe ich länger, wollte er mich einen artigen Weg nach einer Mühle führen....

Reinhold sagte neulich auch etwas über Göthens üblen gesundheitszustand, daß Wieland sehr für ihm fürchte, und geschrieben hätte bei Schillers Todt, die Furcht Göthen zu verihren habe ihn fast diesen vergessen lassen....