Seit mehr als 14 Tagen liegt die beykommende Handschrift für Sie bereit, lieber Windischmann – was Sie um desto eher glauben mögen, da ich sie unmöglich seit gestern Abends spät erst habe fertigen können, wo Köhler uns so eindringlich, so herbe und so sanft an diese Schuld gemahnt hat, durch alles, was er sagte und mitbrachte. Mir ist sie nicht aus dem Sinne gekommen, auch Schellingen nicht, aber er wollte die Abschrift durchsehn, und da lag sie festgezaubert. Denn ich habe ihn selber seit 8 Tagen nicht gesehn, außer wenn er zum essen herunter kam und dabey auch eiligst die Siegesnachrichten zu sich nahm, ich habe selber oft vor der verschloßnen Thür gestanden und allerley Anliegen gehabt, allein Baal war taub, und ich habe mir bald gesagt: Baal dichtet. So lassen wir ihn denn dichten, ich schicke dies jetzt hinter seinen Rücken weg und lege Steffens Vorlesungen dazu, die Sie gern haben wollen, wie Köhler sagt. Was den Markbronner betrift, so ist das wieder recht frevelhaft von Ihnen, und ärger wie alles, was wir Ihnen anthun können, ich will aber alle meine Bosheit aufbieten, ob ich Ihnen nicht auch einen Streich spielen kann. Dieses hat uns recht verdrossen. Glauben Sie demungeachtet an unsre freundschaftlichste und dankbarlichste Gesinnung, welche selbst dergleichen Attentate von Ihrer Seite nicht verrücken können, werden Sie nicht irre, wenn einmal irgend etwas, was Sie mit Recht erwarten können, über die Gebühr ausbleibt, denn es hat gewiß immer nur den unschuldigen Hinterhalt, daß die Zeit zuweilen theurer bey uns ist, wie das liebe Brod, das doch leider sehr theuer ist.
– Da Schelling eben herunter kommt und mich mit dieser Sendung beschäftigt sieht, nimmt er mit das Gedicht noch weg, was ich so schön ins reine geschrieben, und corrigirt es mir so, daß es wieder ganz schlecht aussieht, und sicherlich schöne Druckfehler heraus kommen würden, wenn es unter die Presse sollte, so daß man es am Ende auch für ein aufgeklärtes Gedicht nähme. Ich will aber die Absendung nicht mit einem nochmaligen Abschreiben verzögern. Hier auch noch ein Exemplar der Aphorismen, weil Sie sich doch an den andern Aufsätzen im vollständigen Heft etwas ärgern sollen. Ärgern Sie sich nur an meinem schlechten Papier nicht, aus der nehmlichen Ursache, warum Schelling Ihnen nicht schreibt, giebt er mir auch kein Papier.
Wir haben doch beschlossen, daß das Manuscript erst morgen fortgehn soll, um nicht unreinlich vor Ihnen zu erscheinen. Aber hierauf können Sie sich verlassen, denn die Frau giebt Ihnen ihr Wort darauf, was hier mehr, als wenn es der Mann thätte. Herzlich grüße ich alles, was Sie umgiebt.