Muß ich Dir denn nun wirklich schreiben? Ich will es nur bald thun, damit ich in die Gewohnheit komme. So lange ich Dich noch unterwegens weiß, noch dieser scharfen Luft ausgesetzt, habe ich keine Ruhe für meinen Freund, den billig kein Lüftchen anwehn sollte. Morgen kann ich höchstens Dich mir an Ort und Stelle denken. Der Zeitpunkt scheint in so fern nicht ungünstig, als Du dort alles in guter Laune über die Befestigung des Friedens finden wirst, über die Räumung von Cattaro, die Räumung von Deutschland usw. So sagen uns wenigstens die Zeitungen. – Köhler hat mir wenig Gescheutes von Dir gesagt, ich wollte nämlich entsetzlich viel wissen, nachdem aus Morgen und Abend schon ein entsezlich langer Tag in meiner – nicht Schöpfungs – sondern Vernichtungsgeschichte geworden war, während dem er bey Dir war, ich aber nicht. Ich hätte gewiß mehr zu erzählen gewußt an seiner Stelle. Er war aber ganz wild geworden, denn wie er nach Haus kam, fand er den Freinmüthigen mit seinen eingesendeten Inserat über die Vorlesung, und diese kleine Wirkung in die Ferne hin hatte ihn ganz begeistert. Schon war der gute Sturmjeder bey Schott gewesen und hatte ihm mitleidig mitgetheilt, daß der arme Köhler gar übel wäre mitgenommen worden. Klein hingegen fand ihn geschont – diesem ist es nun eröffnet worden, allein er kann sich nicht darein finden. Köhler will nun durchaus die Vorlesung drucken lassen, doch laß ich hierin nichts geschehn ohne Dich. Über Würzburg stand noch verschiedenes im Freimüthigen, was Du am besten selbst nachliesest – offenbar von Fischer – daß Du und Paulus sich nicht hätten verpflichten lassen, wäre höchsten Orts übel vermerkt worden, es sey juristisch nicht recht usw., übrigens nichts gegen oder über Dich, aber bereits Zetermordgeschrei über die Gallsche Recension, die burschikos genannt wird, und über die Hallische LZ., die bis zum Drollichen zuweilen sänke, ZB. Schlegels Elegie. Wirklich ist der Kleine bis zum Drollichen wüthig. „Wann doch endlich eine wirkliche Akademie der Wissenschaften eine LZ. entrepreniren würde!“ Bereite ihm doch dort diesen Spaß.
Beyliegendes von Walter ist gekommen und lange unterwegs gewesen, denn er hat es über Fuld gehn lassen. Ich schicke es mit, weil Du ihm wohl darüber Nachricht geben mußt. Die Abhandlung behalte ich hier, es scheint ein precieuses Stück zu seyn.
In der Leipziger Zeitung steht: Hr. Prof. Schelling habe Würzburg verlassen, nachdem ihm die Studierenden am 24 März noch eine sehr feyerliche Nachtmusik gebracht hätten. Sonst nichts. Auch hier scheint man nicht zu wissen, was Du willst. Geschäfte. Sturz kann sich auch keine größte délice als Würzburg bayerisch denken. Er ist krank geworden, vielleicht vor Ärger, denn es ist wahr, die Bürger sind ganz toll, und ziehn ihm immer vor seinen logis vorbey zum exerciren. Gestern hat die Stadt den ganzen Tag von Kriegskrommeln wiederhallet, sie sind aus und ein gezogen, und bis gegen Morgen haben sie Musiken mit Fackeln gebracht. Hutten und Groß haben ihre Söhne auch in kleine Generalsuniformen gestekt, das sieht aus wie Seebach und sein Junge als großer und kleiner Capellmeister. Die ganze Mannschaft zog gestern die Neubaugasse hinunter und salutirte bey dem Nachbar Präsidenten. Die Dame hat sich vor Entzücken gewiß nicht zu lassen gewußt.
Ich hatte einen schlimmen Tag gestern, einen meiner heftigsten Kopfwehtage, wodurch denn alle schöne Plane auszugehn und mich in der Welt umzuthun verwickelt wurden, jedoch mein contemplativer Geist nicht ganz gebeugt. Die beyden ersten Tage Deiner Abwesenheit über hatte ich mich verkältet, theils weil mir die liebe Wärme der Gegenwart entzogen war, theils weil ich mir viel im Hause zu schaffen machte. Das Mädchen benimmt sich sehr gut; sie hat mir gestern Abend von Eichstädt erzählt, wo ich Dich eben vermuthete. Heut habe ich auch wieder einen Brief aus Hieres, es muß denn doch wahrhaftig so schön da seyn, als man sich wohl kräumt. Bringe nur eine Reise zu Stande und bleibe gesund.
Von Marcus noch nichts. Aus einem angelangten Briefchen von Fritz seh ich, daß der Mehmel bei Liebeskinds eingeladen war.
Wie ich eigentlich lebe, frage mich nicht, aber habe auch keine Sorge darum. Wenn ich den ganzen Tag ungefähr so viel wie gewöhnlich gesprochen habe, so kommt es mir am Abend doch vor, als wäre ich ganz stumm gewesen. – Morgen gehe ich aus, zu Martinis, die ich am Sonnabend besuchen wollte, sie war aber versagt, und gestern ließ sie mich bitten. Um die Sicherheit hat es wohl keine Noth – oben ist alles verschlossen, wir existiren in meiner Etage, und Blank hat mir auch seinen ritterlichen Schuz angeboten. Lebe wohl, mein Herz, meine Seele, mein Geist, ja auch mein Wille. Ich habe Dein Bild zu mir genommen und spreche mit ihm.