Caroline von Schelling, Band 2


An Meta Liebeskind.

Würzburg Sonntag Abend 27. April 1806.

Das ist gut, daß Sie von mir verlangen, ich soll Sie erquicken – wo nehme ich denn selber Erquickung her? Es scheint ja weder Sonne noch Sterne, und der Wind ist so rauh. Dazu kommt, daß ich von denen zehn Tagen, seit ich allein bin, 6 mit Kopfweh und einem Ansatz zu bedeutender Krankseyn zugebracht habe, doch ist das nun vorüber und gestern, meine Liebe, hab ich auch schon einen Brief aus München erhalten. Schelling ist wohl und heiter dort angekommen, das freut Sie gewiß auch, denn nicht wahr, er ist aller Freude und Liebe werth, er ist unendlich liebenswürdig in seiner innern Herrlichkeit? Sie sagen ja selbst, daß sogar die Kinder es fühlen. Auch bestätigt er, was er Ihnen von dem ganz kleinen sagte: „es ist ein guter und süßer Knabe, an dem Du Dich gewiß erfreuen wirst“. Den Adalbert, von dem meine Meynung besonderlich gestiegen ist, seit Köhler und Schelling ihn als einen so behenden Gesellen rühmen, hat er ja ganz bis Eichstädt mitgenommen. Und was haben Sie nicht dem Freunde für Ehren erwiesen, aber sagen Sie mir, hatte er denn auch ein hochzeitlich Kleid an, oder war er zu bequem um auszupacken, indem er sich vor dem einpacken fürchtete, denn nun er mich nicht hat, wer hilft ihm? Unter uns, ich hoffe diese Alleinreise soll ihn beträchtlich in Bildung und Gewandheit vorwärts bringen, er wird nachher nur etwa noch einen Bedienten nöthig haben, der die Schnupftücher und die Tabatiere hinter ihm drein trägt. Der liebste Mensch! er hat mir gleich den andern Tag nach seiner Ankunft geschrieben und nur, daß der Zeitpunkt eben der rechte wäre, indem noch nichts entschieden sey, aber eben entschieden werden sollte.

Ich bin für mein Theil über die Form der Anstellung sehr ☉ gleichgültig, sie muß uns nur zu einer freyeren und ruhigern Existenz führen. München gefällt ihm wieder sehr wohl. Wäre es denn wirklich möglich, daß Liebeskind nach München gesetzt würde? Ich würde gar nicht wissen, ob mir diese Schickung mehr Spaß oder mehr Vergnügen machte. Einen Plan habe ich, nehmlich, wenn Schelling bald Bescheid bekommt und sein bescheiden Theil in Bayern, so seh ich gar nicht ein, warum er den Weg hieher noch einmal machen und damit Zeit verlieren sollte. Ich werde doch allein nach Anspach fahren können, und auch an Begleitern würde mirs nicht fehlen. In A. ruhe ich einen Tag aus, wo Sie mir aber durchaus keine Ehre anthun müßten, und dann setzten Sie sich mit mir in den Wagen nach München, wir nähmen zu unsrer Bedeckung und Bedienung den Adalbert mit in allerliebster Jockeystracht – Einen Tag hielte sich der Kutscher doch in M. auf, und Sie hätten M. gesehen. Würden Sie diese Fatigue nicht fürchten?

Wir laboriren hier an der Ankunft des Regenten, von der niemand etwas sichres weiß, alle aber glauben und hoffen. Unzählige Illuminationsgerüste stehen fertig, die Ampeln werden auf Wägen gefahren, es ist kein Unschlitt mehr in der Stadt aufzutreiben, Tag und Nacht exercirt das Bürgervolk, sie müssen noch bersten vor Patriotismus und Zuneigung, wenn der Herr nicht bald kommt.

Und wann gehn Ihre Gäste?

Denken Sie, der Sturz liegt gefährlich an den Masern krank, eine Kinderkrankheit mußte es seyn, die den Mann ums Leben oder zur Vernunft bringt.

Antworten Sie bald Ihrer C.