Ich hoffte heute eine decisive Antwort zu erhalten; allein der Minister ist so beschäftigt, daß nicht allein ich, sondern daß selbst die Geschäftsmänner ihn kaum sprechen können. Morgen wird nun wohl die Antwort mir gewiß sein; aber ich erhalte sie nicht so bald, als dieser Brief abgeht; denn meine Briefe müssen immer früh Morgens auf die Post, dafür hast Du sie aber auch am 3. Tag Abends, wenn ich richtig gerechnet habe. Ich bin in so weit meiner Sache gewiß (ob ich gleich das Detail nicht in Briefen angeben kann, daß ich noch entschiedener als im gestrigen Brief Dich auffordere, ja, wenn Du willst, Dir hiermit Ordre zuschicke, nun aufzupacken und bald möglichst zu kommen. – Was ich Dir neulich von Paulus schrieb, daß dieser nämlich mit mir in Eine Kategorie geworfen worden, bezieht sich hauptsächlich nur auf den Genuß des Gehaltes (NB. er hat sich zu einem Nachlaß erboten; und Du kannst dies als bestimmtes Factum in Würzburg aussagen); ob er aber irgend eine Anstellung erhält, daran zweifle lich; denn er ist allgemein übel angeschrieben und Niemand will ihm wohl. Meine Sache hat sich aber darum verzögert, weil ich erklärt habe, einen Wirkungskreis zu wollen. Warum? wirst Du leicht begreifen. – Schreibe mir also nun mit der ersten Gelegenheit, wann und wie Du kommst? Ich selbst will Dir darüber morgen noch ausführlicher schreiben, wenn ich Zeit habe; wo nicht, doch gewiß übermorgen. Auch muß ich noch verschiedne andre Briefschaften und Sachen mitschicken. Du siehst aus allem, daß ich mir nicht einfallen lasse, Du könnest krank sein und dadurch verhindert werden, so bald zu kommen. Die Probe wäre zu hart; ich glaub’ es daher nicht, ob mir gleich oft augenblicklich bang ist.
Jacobi ist in der That ein liebenswürdiger Mann, für die erste Bekanntschaft wenigstens. Er ist doch anders, als ich mir ihn vorgestellt; weniger ernst und abgezogen, mehr heiter und gegenwärtig; im Übrigen, wie man ihn aus seinen Schriften kennen lernt, viel mit Briefschaften umgeben und Excerpten aus Büchern, Recensionen u. s. w. Wir sprachen hauptsächlich von seiner Gleimschen Angelegenheit. In der Sammlung steht ein Brief an Heinse, worin unter andern ein Wort Lessings über Goethe: „wenn dieser erst gescheut werde oder zu Verstande komme, werde er ein ganz gemeiner Mensch werden.“ Ferner, ein gewaltiges Verdammungsurtheil über Wieland und seinen Oberon. Diese literarischen horreurs sind es hauptsächlich, wegen deren Jacobi allarmirt scheint, sowie dazu auch der Gedanke beträgt, daß viel Briefe von ihm noch in der Welt sein mögen. Er ist darüber auch mit Therese in eine große Contestation gerathen, die seine Briefe an Forster als ein Eigenthum ansah und herausgeben wollte. Er hat ihr darüber einen derben und in Bezug auf Forsters Schicksal, daran sie Mitursache war, herzurchschneidenden Brief geschrieben. Therese antwortete in einem Brief, der anfängt: „Lieber, wunderlicher Mann!“... Huber dagegen schrieb einen andern, wehmüthigen, in dem er sein und Theresens Leben als Buße für sie angiebt, Forsters Tod als Buße für diesen. – Das alles hat Jacobi mir erzählt und seinen Brief an Therese mir vorgelesen. (Kommst Du nach Ansbach, so laß Dir von der Liebeskind eine Probe ihrer jetzigen Verrücktheit mittheilen).
Nach Dir hat sich Jacobi sehr freundlich erkundigt, ob Du nicht bald kämest. Tiefer in ein wissenschaftliches Gespräch mich einzulassen war nicht Zeit noch Ort. Die alten Jungfern sitzen dabei, wie zwei alte Katzen, die sich Gelehrte oft halten, und die nicht vom Sopha zu bringen sind, wenn man ihnen gleich eins versetzt, der alten Gewohnheit wegen. Sie sind insbesondere darum fatal, weil sie ein Personificat seines ganzen vergangenen Lebens sind, während er noch wohl gegenwärtig ist. Sie sollen sonst nicht so dabei sitzen, bei mir aber machte es die Neugierde. Die älteste ist besonders vom Argen, sie schielt auf eine horible Weise...
Schluß zerrissen.