Mein lezter Brief war eben weggeschickt, als noch einer von Dir kam, Du lieber Freund. Es bleibt bey meinem gemachten arrangement – wie gern möcht ich es beflügeln, aber alles ☉ geht nur einen Fuß vor den andern setzend; dabey muß ich so manchen Weg vergeblich thun lassen, indem jetzt kein Mensch zu Haus ist, und ich selbst darf mich nur eilend mit Weile bewegen, denn krank bin ich zwar nicht, wie mein Freund besorgt, aber gesund auch nur einen Tag um den andern. Morgen über 8 Tag, am 16ten, hab ich die Versteigerung festgesetzt, Deine Bücher sind gepackt und gehen nebst einem Faß voll Betten in dieser Woche noch fort. Ich will Dir nichts unnöthiges von meinen Anstalten schreiben, heut erwarte ich noch die lezten bestimmenden Briefe von Dir. Wenn wir nur in München bleiben, so ist es gut – zwar soll es sehr theuer seyn; ich sprach die Bayard darüber, aber es ist ja allenthalben theuer, vielleicht eben Würzburg ausgenommen, was mir um den wohlfeilsten Preis noch zu theuer ist.
Laß Dir erzählen, daß ich vorgestern in Fanchon, Abonnement suspendu, ging, weil der Churfürst herein kommen sollte, welches er jedoch bleiben ließ. Er hat eine so zarte Seele und kann die Prologe nicht leiden, vermuthlich die vom Prof. Andreß nicht, der wieder einen gefertigt und mit einen mehr wie Churfürstlichen Bewußtseyn in Münchhausen Loge stand. Fanchon wurde schläfrig gegeben, aber ich sprach mehrere Leute dort, so Bayard, die eben angekommen waren. Er erzählt von einem Briefe der Liebeskind an Dich, an ihn addressirt, der durch halb Deutschland gewandert ist, ehe er endlich an Dich gelangte Bayard geht nicht nach Ansbach, er bleibt bis zu neuer und neuester Organisation in Bamberg – vermuthlich pensionirt man den Steinlein. Schilcher kommt an Widders Stelle und dieser nach Tyrol – Das ist mir nun alles sehr gleichgültig, aber in unsrer Zeitung steht, die Düsseldorfer Gallerie sey bereits reklamirt, und das thut mir in der Seele weh. Ist es den wahr?
Shylok schachert rechts und links in Betreff seines Dienstes – Der Nachbar Präsident erzählte mir, er habe hier die Hälfte nachlassen wollen und sich damit an ihn gewendet; er hat ihm gesagt, er solle es doch erst an sich kommen lassen, noch sey ja von nichts die Rede; ängstlicher habe er nie einen Menschen gesehn, die ganze Judennatur käme zum Vorschein. Er will nichts mehr, sagt er selbst, als hier oder dort pensionirt werden, und sich nach Studtgard setzen und recensiren, sage ich, denn daß er hier bliebe, glaube ich auch nicht, obschon man ihn gewiß nicht wegschickt, es sey denn, wie Frau Präsidentin meynt, im Fall er hier nicht mehr wie sonst nütze, auf eine protestantische Pfarrey. Es scheint hier ehe alles dahin zu wirken, daß die Protestanten nicht gehn – Samhaber hat in seiner Rede, vorgestern am Geburtstag des Fürsten, auf drey Dingen unter andern als wünschenswerth bestanden, auf Erhaltung der Preß- und Lehrfreiheit, einer protestantischen theologischen Fakultät und Gottesdienst und Zurückgabe der Jurisdiction – freilich sehr verklausulirt und verkautelt und modifizirt, die Rede wird gedruckt. Der Churfürst hat zu Seuffert gesagt, Sie haben zwey Protestanten im Hofgericht, die werden doch nicht auch gehn.
Geschäfte. Sturz. Schwarzkopf aus Frankfurt war hier, er besuchte mich als Landsmann, ob schon ich ihn nie persönlich kannte, auch wohl als der Gemahl von Sophie Bethmann. Es war ihm sehr leid Dich nicht zu finden – was er jedoch bereits wuste, mein Herr Krauskopf – er führte mich in das Theater, wo er einen Platz in unsrer alten Loge hatte, ich einen auf der andern Seite von Seuffert, wo ich mit Montjoye aus Bamberg und Vechenbach von hier zusammen war, Köhler war mein Cicisbeo. Die Herren konnten nun erst gar nicht fassen, wer ich wohl seyn möchte, und haben sich dann nachher gegen Köhler sehr über die Allerliebstigkeit und den esprit Deiner Frau herausgelassen. Schwarzkopf ist recht fade und abgelebt, sitzt voll Neugier und Neuigkeiten und sieht die ganze Welt nur in Form eines genealogischen Kalenders.
Von Endres höre ich, daß in Landshut die Professoren sehr mit Einquartirung geplagt sind, daß Breyer in Einer Woche 10 fl. zahlen muste für die seinige. (Sturmeder hat auch die Geldaffairen Hufelands.
Es ist wieder eine Recension von Schleiermacher in der ALZ. mit seinem Namen, über den todten Jenisch. Hat Dir Eichstädt nicht geschrieben?
Wie ich ins Theater ging, kamen die Professoren eben aus ihrem Eßsaal bey Tachi nebst den Gemahlinnen, sehr illuminirt – ein Theil davon begab sich ins Schauspiel. Die alte Siebold hatte ein ganz neues Schlittengeschirr auf.
Mach mir ein Verzeichniß, wem ich soll Karten schicken und ob auch in Deinen Namen – und was ich mit Zirkel anfangen soll, ob ich ihn soll im Zirkel herum führen, nämlich bis ans Ende versprechen ohne zu halten, oder ihn besuchen, und gut machen in drey Minuten, was Du in drey Jahren gesündigt.
O Du süßes liebes Herz – wann werde ich doch die Andacht zum Herzen meines Herrn wieder halten! Hast Du aber wohl gehoft, daß ich es so ertrüge?
Indem ich dieses schreibe, kommt Schwarzkopf noch einmal – und indessen Dein Brief vom 5ten May, den ich eben noch an meinem Herzen halte – aber ängstlich bin ich, daß Du am 5ten meinen Brief vom 1sten noch nicht hattest. Das Mädchen sagte mir gleich, der Secretair habe ihr gesagt: So, kommt sie auch noch? Also ließ er ihn vielleicht bis zum 2ten liegen. Wenn ich nur das erst gewiß wüßte.
Ach um Himmelfahrt ist es rein unmöglich – aber Montag oder spätestens Dienstag darauf gehlich weg. Dienstmädchen.
Schick mir nur ja gleich den Antrag wegen des Ersatzes. Wagner meynte, er könnte an das Rezeptorat gerichtet werden, er käme dann gleich in seine Hände. Seuffert will mit dem Lurz selbst sprechen. Denke, dieser sah mich vor einigen Tagen am Fenster, bleibt mitten in der Gasse stehn, Chapeaubas und mit Degen, und haranguirt mich, bittet um Erlaubniß aufzuwarten. Um 12 Uhr kam er wirklich, wie ich aber eben im Bade war und alle Thüren verriegelt. Mündlich soll ich ihm aber den Antrag nicht machen, sagte Wagner, wenigstens nicht bloß mündlich
Mein sehr und unsäglich geliebter Freund, bleibe mir nur gewogen, und habe keine Furcht, bloß noch ein wenig Geduld. Mit dem Gelde soll es, wills Gott, keine Noth haben, aber schuldig bleiben will ich hier nichts, es sey denn dem Klein, dem Du wohl ein Wort sagen lassen könntest, ob noch nicht von ihm die Rede war.