Ihr Andenken und Ihr Brief ist mir eben zuvorgekommen, eigentlich nur der letzte; ich wollte schon seit einigen Tagen schriftlich Abschied von Ihnen und den Ihrigen nehmen, und Sie um Ihre Bestellungen an Schelling bitten, denn er kehrt nicht in diese Gegend zurück, und ich hoffe bald bey ihm zu seyn. Schon in den ersten Tagen seines Aufenthalts in München entschied sich seine Lage in so weit, daß der König seine Anstellung in Bayern unterzeichnete und ihm dieses selbst sagte. Die Art und Weise sollte nur noch ausgemittelt werden, indem von Landshut nicht die Rede seyn konnte, und es würde auch dieses ohne die Krankheit des Hrn. von Zentner bereits geschehen seyn. Indessen habe ich Schelling selbst vorgeschlagen sich die Rückreise und die Ungemächlichkeiten des hiesigen Einpackens und Verkaufens zu ersparen, welche ich lieber allein trage, und mit denen ich so weit im Reinen bin, daß ich am 20sten abzureisen hoffe. München ist für jetzt der Ort, wo Sch. bleiben wird.
Wir sehn Sie also nicht, bester Windischmann, und um so erwünschter war es mir noch von Ihnen zu hören, obschon nicht erwünscht das Gehörte. Eigne Sehnsucht und die Unruhe von tausenderley Besorgungen haben die Theilnahme daran nicht unterdrücken können und ich darf Sie versichern, daß Schellings Freundschaft nichts versäumen würde, wo sich ihr der glückliche Moment zeigte, wirksam seyn zu können. – Meine nächste Hoffnung ist die, daß Stimmungen und Vorurtheile wie die Ihres Onkels nicht dauernd zu seyn pflegen, und selbst der Umstand kann jetzt dazu beytragen sie zu zerstreuen, daß Sch., mit dessen Namen man nun einmal das ihm misfällige bezeichnete, mehr in seiner Nähe lebt und die günstige Meynung, welche sich in München bildete, auch auf Regensburg einwirken kann. Kommt er zurück, so ziehen Sie sich nur nicht weiter zurück, lieber Freund – man muß dergleichen Grillen, wenn sie von einem alten Herrn und sonst gut gesinnten Verwandten kommen, mehr ablenkend als widerlegend begegnen, mehr heiter als heroisch –– zwar es zient mir nicht zu rathen – verzeihen Sie es meinen innigsten Wünschen. Wie trostlos es in der Welt steht, wie wenig für jeden Einzelnen eine andre als höchst zufällige Verbesserung zu hoffen ist, das übersehen Sie gewiß selbst genug. In Bayern nun wird es die äußerste Noth haben, daß diejenigen placirt werden, denen man dadurch nur ihr Recht erweiset – an Erlangung oder Errichtung einer neuen Universität wird nicht gedacht. Der Zustand des Landes ist im höchsten Grade zerrüttet, fast noch mehr der der Provinzen, welche sie noch nicht einmal im Besitz haben. Was ist bey solchen Umständen zu erwarten? Man kann sich leider nicht verhehlen, daß die Wahrscheinlichkeiten gering sind, und doch mag einen das weniger bekümmern in einer Zeit, wo es der unwahrscheinlichen Möglichkeiten so viele giebt.
Von den Jahrbüchern ist das 2te Heft im Buchladen, wie ich höre, da aber Cotta weiß, daß Schelling in München ist, so hat er ihm keine Exemplare hieher geschickt, außerdem sollten Sie gleich eins erhalten. Die Weltseele muß wenigstens auf der Messe schon da seyn; Perthes schrieb vor 14 Tagen, daß sie sicher erscheinen würde, aber auch von dieser weiß ich nichts weiter Schelling hat aber gewiß dafür gesorgt, daß die Exemplare an ihre Bestimmung gelangen.
Ihr Plotin im Manuscript liegt für die erste Ausflucht bereit, welche Schott nach Aschaffenburg machen wird. Wenn nur die Bücher, welche Sie haben, vor dem 20sten noch anlangen.
In großer Eile und Bedrängniß mußte ich dieses schreiben. Bedächtiger werde ich aufbewahren und Schelling mittheilen, was Sie mir geschrieben haben. Leben Sie wohl, der Himmel erhalte Ihre Gesundheit und Ihre Familie. Glauben Sie an die unveränderliche Gesinnung Ihrer Freunde Schelling.
Schelling ist mit Jacobi gar gut, sie gehn mit einander spazieren und haben auch philosophische Gespräche, bey denen wohl freilich keine Philosophie gewonnen wird, aber doch gegenseitige Liebe und Freundlichkeit.