Liebe Schwägerin, ich weiß nur zu gut, daß ich Dich nicht trösten kann, und schreibe Dir nur um Dir zu bezeugen, wie sehr Dein Schmerz auch der unsrige ist. Die Nachricht von Deinem neuen Verlust traf uns ganz unerwartet, wir glaubten den guten Fritz in bester Gesundheit und Wachsthum, wie der Brief Deines lieben Mannes anlangte und das schwarze Siegel uns erschreckte. Dein Bruder dachte gleich an Fritz, noch ehe es geöffnet war. Die Anzeige in der Zeitung, deren Dein lieber Mann erwähnt, hatten wir nicht gesehen, und konnten nicht begreifen, was denn auch so plötzlich um eure Hoffnung und Freude gebracht, bis nun auch ein verspäteter Brief von Karl die Art der Krankheit meldet, die freilich zu den rettungslosen gehört, und Gott sey Dank, daß Du das Kind nicht lange wenigstens daran hast leiden sehn. Denn ein solches Andenken gräbt sich am unheilbarsten ein, und wenn jene Krankheit sich in die Länge zieht, so sind die traurigsten Erscheinungen damit verknüpft. Schreibe mir bald zu meiner Beruhigung von dem Zustand Deiner Gesundheit. Wir haben einen so schönen Sommer und es muß besonders bey euch ein segenreicher Herbst darauf folgen; wie weh thut es mir, daß sie Dir getrübt worden, und der Segen, den Du um Dich her erblickst, Dich wenig erquicken wird, da Dir die liebste und nächste Freude geraubt ist. Auch die theuren Eltern, wie werden sie gesammert haben! Mögest Du sie denn doch bald wieder mit einem Enkel erfreuen. In meinen letzten Brief habe ich Karl wieder gefragt, ob dazu keine Aussicht wäre, er hat es nicht beantwortet. Wenn es ist, und so bald es ist, so sage Du es mir selbst. Wir haben nun nicht das Vergnügen gehabt ein Kind von Dir zu sehn – die mancherlei Plane zu euch zu reisen sind nicht zur Ausführung gekommen. Du weißt, es ist überhaupt die kleinste Reise mit Hindernissen verbunden, und wenn wir einmal wo sind, so halten wir uns gar ruhig, zumal hier, wo zwar keine besondre Reise der Natur uns fesseln, aber doch ein gewisses Wohlgefallen uns an den Aufenthalt bindet; auch kam dazu, daß Dein Bruder die Eröffnung der Akademie abwarten mußte, welche nach langen Zögern endlich am 27. Jul. vor sich gegangen ist. Ich verspreche nun zwar deswegen nicht, daß wir jetzt beweglicher seyn werden, doch ist eine Reise möglicher geworden.
Die Besetzung von der Bebenhäuser Prälatur ist ganz gegen meine Wünsche ausgefallen es ist eben der natürliche Lauf der Dinge an allen Ecken und Enden gehemmt, und das Außerordentliche, das Unerhörte geschieht, zu weniger Menschen Zufriedenheit aber. Wen hat den jetzt der Vater an Augusts Stelle bey sich? Vermuthlich hast Du die kleine Auguste auch zu Dir genommen, so daß das gute Murhard einsamer wie je seyn muß....
Niethammers sind denn auch hier; wir sehen einander öfters wie sonst, es gefällt ihr hier aber nicht sehr. Weinbesorgung.
Du wirst mir eine rechte Liebe erzeigen, wenn Du mich bald etwas von Dir hören lässet, mich verlangt herzlich danach, obschon es mich selber von neuem im Innersten der Seele bewegen wird. Empfiehl mich Deinem lieben Mann und erhalte mir Deine Zuneigung.