Caroline von Schelling, Band 2


Rumohr an Caroline.

Krempelsdorf bei Lübeck Anfang 1808. Meine gnädige Frau,

sich erwarte mit Ungeduld die Entscheidung der Anstellung unserer Freunde und werde eilen bei der ersten bestimteren Nachricht nach einer Stadt zu gehn, die schon an sich besser ist als unsere Fläche und durch die Erweiterung unseres Kreises ein ganz herrlicher Aufenthalt werden muß. So lange Steffens ohne Amt und öffentliche Thätigkeit ist, weiß ich ihn unglücklich und mag darum noch gar an das Vergnügen nicht denken, das mir bevorsteht, mit Ihnen allen in einer Stadt zu wohnen, vielleicht manche Arbeit zu theilen. Es ist so belebend, etwas mit Schelling zu besprechen, mit ihm eines Dinges froh zu werden; und hier ist alles so leid und trauervoll. – Die Franzosen treiben mich noch früher weg, als ich vorbestimmt hatte Mein Haus ist das einzige bewohnte in dieser Seite der Stadt, ☉ macht gute Miene und ist zum Erschrecken einbequartiert. Der Lermen, Schmutz, die Unordnung ist schlechthin nicht mehr erträglich. Es ist auf den gänzlichen Ruin des nördlichen Deutschlands abgesehn. Die Spuren städtischer und ständischer Freiheit müssen von dem Tatarengesindel noch gänzlich vernichtet werden. Es freut mich, daß die Leute doch wenigstens ohne Consequenz handeln, das einzige, was ein solches Occupationssystem dauernd machen kann. In sofern schäze ich die himmelschreiende Barbarei, Wortlosigkeit, diebische Habsucht in ihnen. – Könnten Sie mir ein Quartier auf den Anfang des Febr. ausmachen? Es ist viel von Ihnen grade verlangt; aber ich frage um ihr eignes an, das Sie im Sommer zu verlassen wünschten.

Verzeihn Sie den schlechten Brief. Gehorsamst C. F. Rumohr.