Caroline von Schelling, Band 2


An Luise Wiedemann.

München, Februar? 1809.

Anfang fehlt.

... Von einer wohlbekannten Abentheurerin haben mir Tieks aber wieder Kunde gebracht, die mir seit Jahren nicht durch den Sinn gegangen. Auf dem Schauplaz in Wien tritt auf – die Frau von Ruys, wohl zu verstehn nicht auf den Brettern, sondern überall sucht sie sich in dieser Hauptstadt noch einmal gelten zu machen. Sie war schon dort, als Schlegel ankam, entzückungsvolles Wiedersehn! Er hat sich mit seiner gewohnten Gutmüthigkeit hingegeben und zwar sentimentaler, als seiner würdig ist. Er wollte noch etwas auf sie halten, da man sie dort ziemlich für das, was sie werth ist, für charakter und ehrlos, anerkennt. Sie stand mit dem Französischen Gesandten in Verbindung, die Polizet war aufmerksam auf sie, sie trieb es mit Gesellschaftengeben wie in Braunschweig und setzte sich wie dort unaufhörlichen refus und avanien aus. Schlegel hat sie zur Stael gebracht, und nur eine förmliche Gichtkrankheit hat sie bis jetzt abgehalten Schlegel nach Coppet zu folgen. Auch spricht sie davon hieher zu kommen, ich verspreche ihr dann sie gewiß nicht zu mir zu lassen. Denn – das Handwerk bei Seit – man muß es doch mit einigen Anstand treiben und sich nicht so glatt verächtlich dabei machen. War nicht ihre Tochter in Eurer Nähe verheirathet?

Arg ists, daß, da Deutschland weit und breit genug ist, man so oft mit den nehmlichen Figuren sectirt seckirt? wird. Es scheint sich jetzt mancherley Volk auf die Art nach München ziehn zu wollen wie ehemals nach Jena. Wir besitzen alleweil die ganze Ange Brentanorei; Savigny, ein Jurist, der eine von den Brentanos geheirathet, ist an Hufelands Stelle nach Landshut gerufen und bringt mit: den Clemens (Demens) Brentano sammt dessen Frau, eine Bethmannische Enkelin, die ihn sich entführt hat und eine abgeschmackte Kreatur seyn soll, auch lebt er ganz abscheulich mit ihr; dann Bettine Brentano, die aussieht wie eine kleine Berlinerjüdin und sich auf den Kopf stellt um witzig zu seyn, nicht ohne Geist, tout au contraire, aber es ist ein Jammer, daß sie sich so verkehrt und verreckt und gespannt damit hat; alle die Brentanos sind höchst unnatürliche Naturen.

Daß der Bürgermeister Hufeland den rußischen Alexander komplimentirt, ihm zur Rechten gesessen und viel mit ihm gesprochen hat, das ist ihm doch gewiß für viele 1000 rh. nicht feil. – Gries war bei Otts in Bern gewesen...

Ihr seyd auch gar zu weit weg – doch, Liebe, sehne Dich nicht dahin, wo Du nicht bist, es hat alles seine Rücken, bedenk den Spruch:


Wer was weiß der schweig,
Wem wohl ist der bleib,
Wer was hat der behalt,
Unglück kommt ohn das bald.

In Landshut, kann ich Dir versichern, ist es ganz unleidlich aus tausend Ursachen, kann auch vor der Hand nicht anders werden; in Heidelberg, wie mir noch kürzlich viel kundige Leute versichert, so, daß man nur mit Mühe darin existirt, alles träge, dumpf und feindlich...

Schluß fehlt.