Deinen Brief aus Kassel habe ich erhalten. Vollmacht.
Die Unruhen, welche unsern Bruder zurückhielten, sind so – trostlos wie alles andre, was man alleweile sieht und hört. Es liegt ein Druck auf der Welt, unter dem man nicht mehr frei zu athmen vermag. Rechtshandel.
Wir gedenken übermorgen abzureisen; von Perthes wirst Die eine Einlage von mir erhalten haben, wenn Du schon zurück bist. Möchte Deine Reise angenehm gewesen seyn und unsere es werden. Ich hätte wohl Lust gar nicht zurückzukommen. – Wir sind hier bekümmert, daß die Tyroler, die sich ergeben zu wollen schienen, neuerdings sich als Verzweifelte wehren. Unsre Leute waren bis an den Brenner, ja ich glaube bis gegen Brixen vorgedrungen, hatten allenthalben öde Stäten gefunden, außer Insbruck, was nie im Zustand der .. eigentlich, wenigstens aus eigner Bewegung war, die Eingangspässe fielen ohne bedeutenden Verlust in unsre Hände, aber er, wo sich alles Volk in die Gebirge gezogen, ist unser Verlust sehr groß gewesen – die französischen Truppen, die von der italienischen Seite kommen sollten, blieben aus, weil jenseits der Tyroler Alpen auch .. sind. Sie konnten also alle Gewalt gegen die Unsrigen brauchen, nicht im Gefecht, denn da sind sie ganz feig, sondern mit Schießen von den Höhen herab, ja sie haben Felsen gesprengt, hinab gestürzt und so Leute und Kanonen zerschmettert. Vorgestern wurde Graf Arco, der Schwager unsres ersten Ministers, der ein Freicorps gegen die Rebellen schon seit mehrern Monaten führte, bei einer andern affaire getödtet, von oben herab traf ihn die Kugel, so daß sie auf den Schädel hinein und unter dem Kinn herausfuhr. Die Wehklage ist sehr groß. Unter einem der vorigen Regenten, Max Emmanuel glaub ich, verlor auch ein Arco in den Schluchten des Tyrols bei ähnlicher Gelegenheit das Leben, nur daß er die Kugel empfing, die dem Churfürsten selbst galt. – Der französische Gesandte feyerte gestern den Geburtstag des Kaisers, aber das Fest wurde freilich getrübt, indem der Körper des Grafen in der Nacht zuvor hier anlangte ohne vorhergegangene Nachricht, und dem alten Vater vors Haus gebracht wurde. Alles, was zu dieser ausgebreiteten Familie gehörte, war also nicht gegenwärtig.
Ich glaube kann, daß ich Luisen noch von hieraus werde schreiben können. Schick ihr auf jeden Fall dieses. Schelling ist hergestellt, so weit es Wind und Wetter erlauben. Wir hoften den Frieden zu vern, aber alles ist still – man weiß nichts. Daß der Erzherzog Carl seine Stelle niedergelegt, deuten manche auf Frieden, andre aber auf Krieg, ja es geht eine Sage, er begabe sich nach Spanien. Ich glaube doch noch an den Frieden, und unseres Landes einzige Hoffnung ist er allerdings. Mich verlangt zu hören, ob der Herzog Oels durchkommt oder wie Schill endigt. Wenn er ein Fürst danach wäre, so müste seine Ankunft in Braunschweig sehr gewirkt haben. Die Engländer haben die Holländischen Küsten den Deutschen vorgezogen, Widerstand möchten sie dort wohl mehr finden. Gott befohlen.