Aus klösterlichen Mauern schreibe ich Ihnen – wir sind kaum 10 Tage abwesend von der Hauptstadt und schon in selige Unwissenheit begraben. Der Frieden, hofften wir, würde hinter uns drein kommen, dagegen fanden wir den Krieg auf unsern Wege, besonders zwischen Augsburg und Ulm, wo den ganzen Tag über bald Kürassiere aus Spanien, bald Depots von Infanterie und vor allem fürchtbare Pulvervorräthe uns entgegen kamen, Wägen mit Fässern so stark beladen, daß immer 10‒12 Pferde vorgespannt waren. In Zusmarshausen kamen wir in ein gewaltiges Gedränge, ein Zug von Blessirten war mit uns angelangt, ein Infanterie Bataillon rückte von der andern Seite ein und eben trieb der Hirt die zahlreiche Hornviehheerde durch den Ort. Gutes Wetter hatten wir übrigens, außer daß wir in Ulm mit einem heftigen Ungewitter eintrafen – und leider, seit wir hier in Maulbronn sind, regnet es viel, was uns um so hinderlicher fällt, da Maulbronn mehr ein Platz ist, von dem man leichter an eine Menge von reizenden Orten, Aussichten und Gegenden gelangen kann, als daß er selbst eben schön wäre. Wir werden ☉ das Land rings umher zu Fuß und zu Roß durchstreifen, sobald sich das Wetter heitrer zeigt. Einstweilen schreiben Sie mir sogleich, meine Liebe, wie es bey Ihnen steht. – Beinah müssen wir fürchten den großen Kaiser wieder versäumt zu haben. Bei unserer Durchreise durch Stuttgard erwartete man ihn dort für die nächsten Tage, die Kanonen waren aufgeführt, die ihn begrüßen sollten. Hier erfährt man nur, was die Zeitung bringt, welches nicht immer das rechte und neueste ist. War er in München, so melden Sie mir davon alles, was Sie wissen, im historischen Styl – ich sehe eben, daß General Beaumont durch München vorrückt – wer weis, ob wir da nicht Einquartirung bekamen. Besorgungen.
Das Werk: Materialien zur Geschichte des Österreichischen Revolutionskrieges ist unstreitig von der nehmlichen Hand wie die Plane? Wie geht es mit Tyrol, davon las ich noch nichts weiter in den Zeitungen, als was wir vor 14 Tagen wußten. Ich hoffe, Sie haben Nachricht von Adalbert. Grüßen Sie sich und Ihren Mann von uns beyden, auch Flads. –
Wir fuhren noch vor Ihren Fenstern vorben. Günzburg liegt allerliebst, es würde mir keine Überwindung kosten dort zu wohnen. In Ulm bestiegen wir den Münster, drinnen predigte eben Martin Miller; im Durchgehen hörten wir ihn viel von den Unannehmlichkeiten und Beschwerden des Lebens hererzählen, und die Ausführung schien mir so wenig nen wie der Text. Sturz ist wohl angelangt?
Sie vergessen nicht die Adresse: An Hrn. Direktor Schelling zu Maulbronn über Stuttgard.
Leben Sie wohl und lesen Sie dieses Blatt nicht so flüchtig, daß Sie etwa ganz andere Dinge lesen, als darinn stehn. Besorgung.