Caroline von Schelling, Band 2


Gottliebin Marie Schelling an Meta Liebeskind.

Maulbronn, September 1809. Hochzuverehrende Frau Oberappellationsräthin.

Die ehemalige obgleich kurze Bekanntschafft in Kinzelbach gibt mir daß Recht, mich an Sie zu wenden mit der traurichen Nachricht, welche uns alle in den tiefsten Schmerz versezt hat, mein l. Sohn ist außer Stande die Feder zu führen, und ich seine alte Mutter muß daß schmerzliche Geschäft auf mich nehmen Sie zu benachrichtigen, daß seine liebe Frau, die gute Carolina nicht mehr ist. O wie wird dieses Wort Sie durchdringen. Könnten Sie das Hauß des Jamers erblicken, Sie würden die bitterste Trähnen mit uns weinen und mit uns vermischen. Sie ist gekommen, um sich hier mit uns zu freuen, und sich von den Beschwerden dieses Somers zu erhollen, und hat ihr Grab bei uns gefunden. Ein epidemisches Nervenfieber mit Ruhr verbunden hat sie ergriffen, nachdem kurz vorher die Frau eines hiesigen Professor gleichfals dadurch hingerafft worden war. Wir glaubten unsre gute liebe Tochter dagegen gesichert zu sein, weil wir sie dismal so gesund und wohlaussehender fanden als daß leztemal. Bei der Rückkehr von einer Reiße in einer der schönsten umliegenden Gegend, die nur 3 Tage dauerte, wurde sie den andern Morgen auf eine im

Schluß fehlt.