Mit tief bewegtem Herzen danke ich Ihnen für Ihre Güte. Es war ein trauriger Trost für mich, die nähern Umstände von dem Hinscheiden unserer ewig verehrten Freundinn durch Sie zu vernehmen. Die erste Nachricht dieses unglücklichen Ereignisses hatte uns alle betäubt und erschüttert, es kam uns wie ein ängstlicher Traum vor, aus dem man zu erwachen sucht. Ach noch vor kurzem hatten wir schriftlich und mündlich die besten Nachrichten von dieser geliebten Freundinn, und nun ist sie uns auf immer entrißen. An diesen Gedanken sich zu gewöhnen ist schrecklich. Doch Sie haben, edler Freund, durch die rührende Erzählung ihrer Leiden, den ersten Tropfen Balsam auf unser schwer verwundetes Herz gegossen. Kein Wort Ihrer freundschaftlichen Mittheilung, kein Ausdruck Ihres eigenen Schmerzes ist an uns verloren gegangen, denn wir kannten Carolinens Werth, und sind stolz darauf, daß wir fähig waren ihn zu empfinden. Wie wäre es also möglich, daß wir nicht mit Ihnen weinen, Ihren Kummer nicht innigst theilen sollten? Aber die Mittheilung des Ihrigen hat unsern Schmerz in sanftere Gefühle der Wehmuth aufgelöst.
Könnte ich Ihnen nur auch ein Wort des Trostes sagen, doch wie vermögte ich das? Gott schenke Ihnen Stärke dies harte Schicksal zu tragen, und Muth zu leben, durch die Hoffnung einer glücklicheren Wiedervereinigung. Ohne diesen schönen Glauben wäre der Mensch sehr unglücklich, wir werden sie aber wiedersehn, diese verewigte geliebte Freundinn, die Ihnen alles und mir sehr theuer war. Die Freundschaft mit ihr, in meiner frühen Jugend geschloßen, rechne ich unter die glücklichsten Begebenheiten meines Lebens. Jede Stunde ihres Umgangs war reiner Gewinn für Herz und Geist, ihm verdanke ich sehr viel, späterhin auch meine Kinder. Was hätte ich darum gegeben mit ihr an einem Orte zu leben, doch das blieb einer meiner unerfüllten Wünsche, so wie der, sie noch einmahl in diesem Leben zu umarmen.
In dem lezten Jahre habe ich selbst keinen Brief von Carolinen erhalten, sie richtete sie an Paulinen, doch waren sie für uns alle. Ich lege sie hier bey, doch mit der Bitte begleitet, sie nicht zu lange uns vorzuenthalten, Pauline hat sich nur schwer davon getrennt, und jede Zeile von Carolinen bewahren wir als ein Heiligthum.
Lebten Sie nicht so fern von uns, theurer Freund, so könnten wir hoffen Sie einmahl hier zu sehn, wie viel intereßantes und Gemüth erhebenden könnten Sie uns von dieser einzigen Frau noch sagen, so aber bleibt mir nur der Wunsch, daß die Verklärte ein unsichtbares Band zwischen Ihnen und uns knüpfe, ein Band, das Zeit und Entfernung nicht löse, dann kann ich mir schmeicheln, daß wir Ihrem Andencken, daß uns so theuer ist, nicht ganz freund werden. Cecilie und Julie schreiben Ihnen selbst. Haben Sie Paulinens Brief erhalten? sie hat ihn nach München addreßirt. Ihrer Anweisung zu Folge sende ich die heutigen nach Stuttgardt, wiewohl ich wegen Langsamkeit der Post ungewiß bin, ob er Sie noch treffen wird. Den Ihrigen habe ich erst gestern erhalten. Möchten wir doch bald beruhigende Nachricht über Ihre Gesundheit bekommen. Gott stehe Ihnen ferner bey.